Daniel Kehlmann – Ruhm (2009)

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„Die Vermessung der Welt“ war ein Buch, das ich unterhaltsam fand, aber das mich nicht zu sonderlich großen Begeisterungsstürmen veranlaßt hat. Daniel Kehlmanns neues Werk Ruhm habe ich mir gekauft, weil in irgendeiner Besprechung stand, es sei ein Roman über Identität, Kommunikation und Literatur. Das hörte sich spannend an – und war es dann schließlich auch.

Diese zweihundert Seiten lasen sich weg wie nichts, und die Art, wie Kehlmann die Handlungen von neun Kurzgeschichten ineinander verzahnt, die ist schon raffiniert. Man liest von lebensmüden Sinnstiftern, ihrer Existenz beraubten Schauspielern oder paranoiden Schriftstellern und alle sind sie mehr oder weniger miteinander verbunden, mal im Geiste, in ihren Problemen und Zweifeln, mal ganz konkret, von Story zu Story springend. Und nie weiß man genau, wo das anfing oder wie das aufhört – ein Text mit angenehm viel Raum für eigene Deutungen, aber ohne übertriebene Bedeutungsschwere.

Kann sein, dass manche Charaktere zu überzeichnet wirken, mag sein, dass es manchen Stellen an Tiefe und Detailreichtum mangelt; bei der Lektüre habe ich mich gelegentlich amüsiert und war auch mehrmals verwundert, aber ich fühlte mich durchweg bestens unterhalten.

Luke Haines – Bad Vibes. Britpop And My Part In Its Downfall (2009)

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Luke Haines war der Kopf der Band The Auteurs, die in den Neunzigern als Vorreiter der Britpop-Welle galt und vier Alben veröffentlicht hat. In seinem Buch Bad Vibes – Britpop And My Part In Its Downfall beschreibt Haines seine Zeit als aktiver Popstar. Habe lange kein Buch mehr gelesen, dass so amüsant, garstig und zur gleichen Zeit aufrichtig ist.

Herrlich, wie Haines von einer Fehleinschätzung in die nächste schlittert; verblüffend, wie unfähig er war, mit seinem eigenen Erfolg umzugehen; hinreißend, wie er ständig Gift und Galle spuckt über seine Zeitgenossen von Suede, The Verve, Oasis, Pulp, Ocean Colour Scene, Manic Street Preachers oder Blur. Die alle immer ein wenig erfolgreicher und angesagter waren als The Auteurs.

Böse, schonungslos und derart witzig geschrieben, dass man nach 250 Seiten regelrecht bedauert, dass dieser Kerl nur von der Auteurs-Zeit berichtet und nicht auch von seiner zweiten Karriere als Solokünstler, die bis heute andauert. Dringende Empfehlung für alle, die „Britpop“ mochten und für alle, denen „Britpop“ mächtig auf den Keks ging.

Ein paar zusammenhanglose Notizen zu David Sedaris…

Letzten Donnerstag war David Sedaris in Leipzig zu Gast. Die Lesung war kurz, aber heftig und ungemein lustig. Und das anschließende Signierstundenplaudergespräch mit dem Meister brachte ans Licht, dass der Herr Künstler mich auf 23 schätzt. 23. Mich! Unnötig zu erwähnen, dass ich das seither jedem erzähle, der das eigentlich gar nicht wissen will. Aber auch ohne dieses – vermutlich, unter Umständen, womöglich sogar ernst gemeinte – Kompliment wär’s ein schöner Abend gewesen.

Aber was ich eigentlich sagen wollte: heute früh hat ihn seine Deutschlandtour ins Radio geführt – David Sedaris zu Gast bei Deutschlandradio Kultur. In den nächsten sieben Tagen kann man sich das hier noch mal anhören:

…und nachlesen kann man das Gespräch hier.

Und dass Schöner wirds nicht, Sedaris‘ aktuelles Buch, eine super Lektüre ist, erwähne ich nur zur Sicherheit, falls noch nicht klar genug geworden ist, dass ich ihn mag, diesen Mann, der mich auf 23 schätzt. Wo er mit seinen Fuffzig selber noch aussieht wie – nun ja… – 40.

I’m gonna take the trash out; I’ll be right back…

A 12-bar blues is […] generally three statements: […] take any situation – “Honey, I’m gonna take the trash out; I’ll be right back.” And she goes, “What?” And you have to repeat yourself: “Honey, I’m taking the trash out; I’ll be right back.” There’s a little more frustration in having to repeat yourself. She says, “I didn’t hear you.” And you go, “Look—I’m taking the trash outside; I don’t like it, but I’ve gotta take it out.” So, there’s a third phrase that’s different than the other two. That’s basically how a 12-bar blues is: “I woke up this morning, and I was feeling no pain…I said, I woke up this morning, and I was feeling no pain…I woke up this morning, and I don’t ever want to go back to sleep, again.” The frustration of having to say it again builds to a conclusion, and that’s basically how a lot of 12-bar blues narratives work.

aus: John Popper – Visions Of A Traveler (dringende Leseempfehlung, übrigens).

siebenSACHEN vom 27. August 2008. Mit Okkervil River, John Mayer, Josh Ritter u.a.

Let’s face it though, music blogs are mostly a joke: Chad von „Everbody Cares, Everybody Understands“ ist fertig mit Musik-Blogs.

John Mayer live im Darien Lake Performing Arts Center am letzten Freitag – die komplette Show hier, als Vorgeschmack „Good Love Is On The Way“ (mp3).

– Die Felice Brothers haben eine Daytrotter-Session abgeliefert, zwei der vier Songs sind bislang unveröffentlicht.

– Noch mehr Livemusik: Josh Ritter live auf der NPR-Mountain Stage – hier gehts zum Stream.

– …und gleich noch eine großartige Show, zum dringenden Download empfohlen: eine Art Jamband-Gipfeltreffen bei der Mickey Hart Band (Mickey Hart – Grateful Dead, Steve Kimock, George Porter Jr. und Jen Durkin – Deep Banana Blackout auf einer Bühne) am 15. Juli 2008 in New York (flac/mp3/Winamp stream).

– Der neue Sonic Reducer ist da, und die Nummer 10 ist mal wieder bestens gelungen – hier entlang zur aktuellen Ausgabe, bitte.

Bon Iver covert den Song „Blue Tulip“ vom demnächst erscheinenden Okkervil River-Album „The Stand In’s“:

siebenSACHEN vom 8. Mai 2008. Mit Kermit, Tokio Hotel, den Rolling Stones u.a.

– Nicht schlecht: eine Tokio Hotel-Kritik vom US-Rolling Stone.

– Ab morgen wird die neue Jason Mraz gestreamt: „Starting May 9th, we will stream We Sing. We Dance. We Steal Things. on Jason’s Myspace page four days before the official release! No matter where you are this weekend, know that the only way to get the party started is with the NEW Mraz jams!“ Hier.

– Fundgrube: bin gestern zufällig auf die MosaPedia gestoßen, der „Fanzyklopädie“ zu Digedags und Abrafaxen.

– Die Bon Iver-Notiz des Tages: Justin Vernon remixt The Rosebuds – Get Up, Get Out (mp3).

Okkervil River spielten live bei WOXY.com (mp3) (via)

– Schade eigentlich: doch keine Rolling Stones bei eMusic.

Kermit, der traurige Frosch, covert Elliott Smith: Needle In The Hay:

siebenSACHEN vom 29. April 2008. Mit The Roots, Damien Dempsey, David Sedaris u.a.

– Super – schon wieder ne neue Damien Dempsey-Platte! Auf „The Rocky Road“ gibt’s wohl mehrheitlich Traditionals und Cover, das Album erscheint am 6. Juni in Irland und am 9. Juni in Großbritannien, die erste Single „A Rainy Night in Soho“ kommt am 30. Mai.

– Zehn Fragen an Keith Caputo stellt gaesteliste.de

– 109 Notizen, Storys und Bildchen, gemalt von den Lieblingskünstlern: Das Musikblog des Guardian stellt die originelle Fan-Sammlung Write Me Stories vor (gefunden hier).

A crowd at a rock show: die Typen 6, 7 und 10 gefallen mir am besten. (via)

David Sedaris schreibt im New Yorker übers Rauchen und Nichtmehrrauchen (was wohl auch Thema seines nächsten Buchs ist), hier das dazu passende Zeit-Interview aus dem Dezember 2007.

– Neues The Roots-Album „Rising Down“ anhören – hier.

– Der in diesem Blog schon öfter abgefeierte Bon Iver mal wieder: Flume, live im Radio.

siebenSACHEN vom 28. April 2008. Mit Ben Folds, Madonna, Mon)tag u.a…

– Von „Hitchiker’s Guide To The Galaxy“ bis „Slaugtherhouse Five“: Eine Liste mit den 50 besten „Kult“-Büchern, zusammengestellt vom Telegraph.

– Beim Word-Magazine spielen sie schon wieder das iPod-Randomizer-Spiel – die ersten fünf Shuffle-Tracks des iPods, und Bescheißen is‘ nich. Hier die Listen, hier meine fünf von grade eben: Chris Barron – Providence, Southerly – Young William Snow, Dave Matthews Band – Still Water -> Don’t Drink The Water (live), Paperlung – Beating Hearts, Joseph Arthur – Chapter 1.

Intro weiß mehr über das für September erwartete neue Album von Ben Folds.

Alabama 3 covern Joy Division: Love Will Tear Us Apart. (mp3)

– Und gleich noch ein Cover: What Made Milwaukee Famous covern You May Be Right von Billy Joel (mp3)

Frustratingly ordinary: Pitchfork renzensiert das neue Madonna-Album „Hard Candy“

– Meine neue Lieblings-Soap geht in die vierte Runde: das Mon)tag-Studiotagebuch:

Notizen vom 10. April 2008

– Los geht’s mit ner Liste: die zehn besten Classic Rock-Alben aller Zeiten.

Markus Wiebusch von Kettcar hat ausführlich mit 1Live geplaudert. Das Interview als Podcast (mp3) gibts hier.

Scott Matthew ist derzeit in aller Munde – jetzt kann man sein Album beim Luisterpaal anhören. Tatsächlich: klasse Musik.

– Früher brauchte man Petitionen, um den Sack mal herzulocken, heutzutage ist er ja dagegen fast schon dauerpräsent in Deutschland: Ben Folds kommt mal wieder zu uns, genauer nach Hamburg, Mannheim, Bochum und Bonn.

– Wie findet Ihr denn das neue Pitchfork.tv? Hab noch nicht so viel gesehen, aber auf den ersten Blick doch ganz anständig, oder?

Deviousness I can’t deal with. That’s not to my taste. Der Guardian hat Salman Rushdie gesprochen.

Mon)tag gehen ins Studio und begleiten das Werden ihres neuen, dritten Albums künftig in Wort und Bild im eigenen YouTube-Kanal. Das ist toll, zur Feier der Stunde hier ein Video von ihnen: