Grammy-Regen für Ray Charles, John Mayer und Ben Harper

Heute Nacht wurden in Los Angeles die 47. Grammy-Awards verliehen. Der große Abräumer – posthum – war Ray Charles, der gleich in sieben Kategorien mit dem wichtigsten Preis der US-Musikindustrie geehrt wurde. Aber auch eine ganze Reihe MoreThanMeetsTheEar-Heroes wurde ausgezeichnet, allen voran die Herren Harper und Mayer:

Song Of The Year
(A Songwriter(s) Award. A song is eligible if it was first released or if it first achieved prominence during the Eligibility Year. (Artist names appear in parenthesis.) Singles or Tracks only.)
· Daughters
John Mayer, songwriter (John Mayer)
Track from: Heavier Things
[Aware Records/Columbia; Publishers: Sony/ATV Tunes/Specific Harm Music.]

Best New Artist
(For a new artist who releases, during the Eligibility Year, the first recording which establishes the public identity of that artist.)
· Maroon5

Best Female Pop Vocal Performance
(For a solo vocal performance. Singles or Tracks only.)
· Sunrise
Norah Jones
Track from: Feels Like Home

Best Male Pop Vocal Performance
(For a solo vocal performance. Singles or Tracks only.)
· Daughters
John Mayer
Track from: Heavier Things
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NP: Bright Eyes – I'm Wide Awake It's Morning (2005)

Ach, sie sind doch eigentlich längst alle geschrieben. Die Lobeshymnen auf das neue Bright Eyes – Album „I’m Wide Awake It’s Morning“, erschienen im Januar 2005. Dennoch seien all den Preisungen der Musikpresse ein paar persönliche Anmerkungen hinzugefügt.

Zunächst mal: die Euphorie ist berechtigt, „I’m Wide Awake“ ist ein erstaunliches und – in all seiner Brüchigkeit und Zerrissenheit – berührendes Album. Conor Oberst wird nie zu meinen Lieblingssängern zählen, zu den –songwritern gehört er längst. Diese kleinen, unbekümmerten Melodien! Diese fröhlichen Arrangements! Das klingt nach purer Alternativ-Country-Folk-Musik, möchte man meinen.

Das ist es aber absolut nicht. Denn da ist der wohltuende Schönheitsfehler: in Gesang und Text liegt so unglaublich viel Tiefe, schimmern Schmerz und Zweifel – es ist mir einfach unmöglich, dieses Album „nebenbei“ zu hören. Selbst jetzt nicht – ich schreibe gerade über diese CD, die im Hintergrund läuft und ertappe mich, wie ich mich nach jedem Satz zurücklehne und einfach nur genauer zuhören will. Zum fünften, sechsten, zehnten Mal. Was treibt diesen Frühzwanziger an? Wie kann ein Mensch so fast schon schwülstige Melodiebögen und Arrangements tupfen und gleichzeitig mit zitternder Stimme so traurige Texte singen, ach was, ausspucken? „I got no plans and too much time. I feel too restless to unwind. I’m always lost in thoughts as I walk the block to my favorite neon sign.“ Wenn dann, gegen Ende dieser hypnotisierenden Reise durch den Oberstschen Mikrokosmos, auch noch die olle Countrydiva Emmilou Harris mit Conor im Duet leidet, verschlägts mir endgültig die Sprache.

Ohne Frage eine große und zeitlose Platte. Sorgte „Lifted“, eine ältere Bright Eyes-Platte, bei mir mehrheitlich dafür, so etwas wie Angst vor dem fanatisch wirkenden Jungspund zu bekommen, so will ich nach dem Genuß (?? Doch, zweifelsohne. Irgendwie.) von „I’m Wide Awake“ dieses traurige Genie nur noch in den Arm nehmen, ihm irgendwas Nettes sagen oder ihm wenigstens die nächsten drei, vier Biere ausgeben. Melancholie, Resignation, Hoffnung, Zweifel, und ja, auch Glück, all das vereint sich hier. Das ist wunderbar und intensiv. Aber nichts für schwache Nerven.

Nix wie hin: Die neue Josh Rouse-Homepage ist online

Dreimal werden wir noch wach, heißa, dann ist „Nashville“-Tag! Das neue (fünfte) Album von Josh Rouse erscheint am Montag und schon wurde die Homepage des grandiosen Songwriters frisch renoviert. Jetzt erscheint sie in schickem Blau, hat ein süßes Flash-Intro und steigert die Vorfreude auf die neue CD enorm.

Neben einer auf den neusten Stand gebrachten Diskographie gibts alle aktuellen Tourdaten, neue Fotos und ein Tagebuch des Künstlers, in das er künftig reinschreiben will, wo er sich so rumtreibt und warum. Auszug gefällig? Hier:

hey everyone, i’m in belgium right now in the middle of a promotional tour thru europe. getting ready to play on t.v. anyway i’m exhausted from the interviews, and i can’t wait to start playing some actual shows. looks like this record is really getting alot of attention over here, so the demands to be in 5 places at once are a bit overwhelming at times. i’m already thinking about the next record after „nashville“, and wondering if i shouldn’t do any interviews at all. just bitching…..been listening to some rare french tracks that my friend xavier from tahiti 80 gave me. make sure you check out the music playing before the shows this tour? i actually make the mixes myself. thanks for all the wonderful comments about the website, i’m digging it myself.

Wie schön: Josh mag seine neue Seite, ich mag seine neue Seite… Dann kann „Nasville“ ja kommen. Hier gehts zu Josh Rouse!

Übrigens: einen Vorgeschmack auf die neuen Songs gibts in einer Rykodisc-eCard zur neuen CD. Eigentlich finde ich solche eCards ja immer eher doof, aber der Zweck (in vier Songs reinhören und die Single „Winter In The Hamptons“ komplett abspielen) heiligt die Mittel. Die eCard gibts hier.

Promotional photo taken from joshrouse.com.

Gib mir Musik: Audrey – Box And Fights

Audrey sind vier ziemlich unkonventionell daherkommende Damen aus Schweden, die entrückte und verträumte Musik machen, die manchmal an Björk, manchmal an Lambchop erinnert. „Box And Fights“ ist der Opener einer unlängst auf dem Berliner Label Sinnbusrecords veröffentlichten EP der Band. Mehr über Audrey gibts hier, die CD kannst Du hier bestellen, und das mp3-File zu „Box And Fights“ kannst Du mit einem beherzten Klick auf die rechte Maustaste hier runterladen.

The Return Of Sinéad O'Connor!!

Irgendwie haben wirs doch geahnt, in jedem Fall aber gehofft. Sinéad O’Connor, die vor ziemlich genau zwei Jahren ankündigte, sich komplett aus dem Musikgeschäft zurückzuziehen, kanns nicht lassen und wird wohl recht bald wieder Platten aufnehmen – für Sanctuary Records. Das hat sie zumindest in einem heute veröffentlichten Hot Press-Interview angekündigt. RTE berichtet wie folgt:

Singer Sinéad O’Connor has announced that she is returning to her music career.(…) O’Connor, who retired two years ago, said that she is signing a management and record deal with Sanctuary Records. Hot Press says that O’Connor is working on three records concurrently, though no decision has been made on the projects‘ sequencing. „I want to at least aim my records at a more spiritualised market,“ O’Connor told Hot Press. „Not religious records strictly speaking, but in the spirit of roots/gospel/chant.“

Wenn das mal keine gute Nachricht ist! Bleibt zu hoffen, dass es sich hierbei nicht um eine Ente oder aber um eine der bizarren Launen von Frau O’Connor handelt…

Promotional foto found at hotpress.com.

Mando Diao – Hurricane Bar

Da ist diese Band, über die Du im letzten Jahr immer mal wieder etwas in den einschlägigen Musikmagazinen gelesen hast. Euphorische Artikel über vier angeblich coole Beaus aus Schweden, die mit jeder Menge Selbstbewußsein und einer Handvoll guter Songs die Rock-Welt erobern wollen. Du denkst Dir: aha, die 10.000ste Garagenband, die in den Himmel geschrieben wird. Die nächsten Strokes oder Hives oder The Irgendwasses. Not your cup of tea.

Doch dann taucht Monate später im Musikfernsehen (oder dem, was davon noch übrig ist) zwischen Sweety-Gewimmer und Pimp My Schrotthaufen dieses Video auf. Schwarz-weiß. Große Rock’n’Roll-Pose. Pointierte Gitarren. Nöliger, aber harmonieseliger Gesang. Klassische Songstruktur, aber voller Stolz dargeboten. Und dann eine Hookline, der Du noch Stunden später nachhängst. Du genießt jede Sekunde und wartest auf die Bauchbinde, die Dir Auskunft über Songtitel und Künstler gibt. „Down In The Past“? Notiert. „Mando Diao„? Da war doch was… Ach, na eben.

Schnell die alten Magazine rausgekramt (goldene Regel: nie, nie, nie die zwei jeweils letzten Jahrgänge Deiner Musikzeitschriften wegwerfen!) und nochmal nachgelesen. Dann wirst Du Dich ein wenig im Netz umschauen, erfahren, dass das wohl die erste Single des zweiten Albums ist und dann das – zumindest für Menschen wie uns – Unvermeidliche tun: einfach mal fix die Platte zur Single kaufen.

Das war Anfang dieser Woche. Inzwischen war der Postbote da (Wie? CDs kann man auch im Laden kaufen? Ach na eben, da war doch was…) und jetzt gibts in meinem CD-Player nur eines: „Hurricane Bar“ von Mando Diao.

„Down In The Past“ ist – welch angenehme Überraschung – im Vergleich zu den anderen 13 Stücken der Platte nicht herausragend, sondern ein wundervoller Song von vielen. Diese Jungs wissen ganz genau, was sie tun. Haben kräftig, aber geschmackvoll im Zitateladen eingekauft und daraus ein äußerst bekömmliches Süppchen geköchelt. Hammermelodien, Leidenschaft, Coolness. Zum Glück nicht überproduziert. Und, fast noch wichtiger, auch nicht absichtlich lo-fi-schrammelig. Nein, „Hurricane Bar“ ist ein toller Zeitvertreib, Musik für Parties, fürs Launeheben beim Wohnungputzen, fürs Autofahren, fürs Knutschen sicher auch (noch nicht getestet).

Dabei ist mir absolut egal, dass die Herren arrogant sein sollen. Sich für besser als die Stones oder Beatles halten (und wenn sie tatsächlich sowas jemals gesagt haben, dann sind sie einfach nur coole Säue, weil die Musikpresse der nördlichen Hemisphäre gar nicht anders kann als über diese Großmäuler zu berichten. Clever, clever). In ein, zwei Jahren wieder vergessen sein könnten. Für dieses Album verdienen sich Mando Diao erstmal jede Menge Respekt, Wohlwollen und Beifall.

Danke, Postbote!

Da war mein Postbote echt fleißig, und hat heute gleich vier neue CDs angeliefert – neben Cluesos „Gute Musik“ – Album von 2004 darf ich mich jetzt durch die beiden neuen Bright Eyes-Longplayer wühlen und die „Hurricane Bar“ von Mando Diao besuchen. Letzteres tue ich gerade, mein erster Eindruck läßt sich mit „Begeisterung“ umschreiben.

Eins ist sicher: in den nächsten Tagen wirds hier eine ganze Menge über neue Alben zu lesen geben!

Und noch mehr Grund zur Vorfreude: Neues von Dempsey, DMB und Weezer

Immer neue Ankündigungen über demnächst erscheinende Alben sorgen bei mir für große Freude! Schon nächste Woche (16. Februar) stellt der Ire Damien Dempsey in London die Songs seines neuen Albums „Shots“ vor, welches dann am 14. März veröffentlicht wird.

Auch diesmal saß Sinéad O’Connor- und Indigo Girls-Producer John Reynolds an den Reglern. Wenn auch nur die Hälfte der Songs auf „Shots“ so brilliant wird wie die Stücke von „Seize The Day“, dem Vorgänger, dann kommt da ein weiterer heißer Anwärter auf den Titel „Album des Jahres“ auf uns zu.

Damo höchstselbst war jedenfalls von den Aufnahmesessions begeistert und verkündet auf seiner Website interessante Details zum Produktionsprozeß:

Thanks to all your support and the success in Ireland of Seize the Day and a little bit of Sony finance im in the brilliant position this time to be able to be here for all the recording,mixing and mastering.Alot of the stuff your going to hear on this album was recorded live in a studio in Wales called Rockfield[where Queen done Bohemian Rhapsody,Oasis done Morning Glory,and the Stone Roses,Led Zepplin and Joe Strummer all recorded albums to name just a few].There was me,John,Justin Adams,Clare Kenny and Eamo DeBarra playin live together in the studio,just like they used to do it.We were all in one room that had sliding glass doors that seperated me from John and the kit so he wouldnt feed into my guitar and vocal mikes.He was right beside me and we were only separated by glass so we could make eye contact when either of us wanted the song to kick ass or when either of us felt things should ease up,we both agreed that we wanted to try and capture that live feel this time and get a tough sound to compliment the tough songs that are on this album[‚Patience‘ is probably the hardchaw of the album].If im lucky enough to do more albums after this one thats the route im gonna take,just for the energy and electricity of 5 people playin together,making eye contact and sensin each others groove,that 6th sense thing you get with a like minded soulful player.

Noch viel mehr über die „Shots“-Sessions und überhaupt eine ganze Reihe wissenswerter Details über Damien Dempsey gibts auf seiner Website.

Aber auch Rivers Cuomo und die anderen von Weezer waren nicht untätig. Der Rolling Stone hat erfahren, dass die Arbeiten am fünften Album der Band zu „97% settled“ sind. Produziert hat wieder Rick Rubin und mit einer Veröffentlichung in diesem Jahr ist absolut zu rechnen – gut so!

Schließlich gibts schon bald den dritten Teil der bisher sehr hochwertigen „Live Trax“-Reihe der Dave Matthews Band. Im März kommt auf zwei CDs die Show der Band vom 27. August 2000 im Meadows Music Theatre in Hartford, CT. Warum somit schon wieder „Seek Up“ und „Rapunzel“ in Liveversionen veröffentlicht werden, erschließt sich mir nicht. Spannend dürfte die Show aber dennoch sein: eine seltene Aufnahme von „Busted Stuff“ gibts zu hören und so schöne Songs wie „Bartender“ und „Raven“. Und die Setlist war „All Along The Watchtower“-frei, was auch ein gutes Zeichen ist.

Mixtape 7: Das erste Tape des Jahres

Hab lange kein Mixtape mehr gebastelt, aber am vergangenen Wochenende war’s mal wieder soweit. Hier sind 18 Songs, die mich im Januar mächtig bewegt, erfreut, beruhigt oder oft auch glücklich gemacht haben…

01 Marc Broussard – The Wanderer
Da geht die Sonne auf – Marc Broussard strummt seine guitar, und ich sweetheart tanze dazu. Unglaublich, wie die Stimme eines gerade mal Einundzwanzigjährigen so fesseln und berühren kann… I’m a wanderer I have no place or time…

02 Josh Rouse – Comeback
Dieser Mann fesselt mich einfach – Josh ist, weiß Gott, kein übermäßig begnadeter Sänger. Aber er singt seine Songs derartig hingebungvoll, dass einem schlecht wird vor Neid: so viel Coolness und so viel Hingabe auf einmal, das macht ihm so leicht keiner nach. Ich bin sehr gespannt auf sein neues Album „Nashville“ (kommt ja bald), immerhin hat er einen nicht ganz unwichtigen Titel zu verteidigen: „bestes Ichmachwasichwillundschönwennseuchgefälltalbumdesjahres“.

03 Tele – Wunder in Briefen
Okay, sie klingen hier und da geradezu schrecklich nach NDW und den Achtzigern. Aber mehrheitlich klingt diese famose Band nach Soul, nach Funk, nach Rhythmus und Groove: „jeder Satz bleibt denkbar allein, allein. Und dabei werden ständig Wunder in Briefen verschickt.“ Meine Güte – deutsche Texte und seelenvolle Arrangements – es geht doch – wirklich!

04 Damien Dempsey – Negative Vibes
Bisher durfte ich diesen Herren vier Mal live sehen – und jedes Mal war ich geradezu weggeblasen von seiner Intensität, Leidenschaft und Hingabe. Das hier ist mit Abstand Irlands interessantester Songwriter. „Negative Vibes“, dieser unfassbare Hybrid aus Irish Folk, Dub und Roots Reaggae, ist der Opener seines zweiten Albums „Seize The Day“. Und die godess of song liefert den sensationellen Hintergrundgesang. Was für eine Aufnahme! „I’m never going to let your negative voice and comments get through my psyche and cripple me…“ Jawoll!

05 Dave Matthews – Up And Away
Ein Song aus Dave Matthews‘ 2003er Soloalbum. Eine musikalische Reminiszenz an Bob Marley und all die großen Künstler der Reaggae-Szene. Und gleichzeitig ein wirklich typischer Matthews-Song: klare Hookline, ein ums Zwischenmenschliche kreisender Text und obendrauf ein bestechend klares und hingebungsvolles Arrangement.

06 Steve Mayone – Wanted Man
Steve Mayone war für mich eine DER Überraschungen des Jahres 2004. Der Bostoner Musiker hat mit „Bedroom Rockstar“ ein selbstfinanziertes und in Eigenregie aufgenommenes Album produziert, das einfach über jeden Zweifel erhaben ist. Grandiose Melodien, famose Texte und geradezu unbeschreiblich gute Arrangements: „Bedroom Rockstar“ war für mich das „heimliche beste Album 2004“.
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