
Da ist diese Band, über die Du im letzten Jahr immer mal wieder etwas in den einschlägigen Musikmagazinen gelesen hast. Euphorische Artikel über vier angeblich coole Beaus aus Schweden, die mit jeder Menge Selbstbewußsein und einer Handvoll guter Songs die Rock-Welt erobern wollen. Du denkst Dir: aha, die 10.000ste Garagenband, die in den Himmel geschrieben wird. Die nächsten Strokes oder Hives oder The Irgendwasses. Not your cup of tea.
Doch dann taucht Monate später im Musikfernsehen (oder dem, was davon noch übrig ist) zwischen Sweety-Gewimmer und Pimp My Schrotthaufen dieses Video auf. Schwarz-weiß. Große Rock’n’Roll-Pose. Pointierte Gitarren. Nöliger, aber harmonieseliger Gesang. Klassische Songstruktur, aber voller Stolz dargeboten. Und dann eine Hookline, der Du noch Stunden später nachhängst. Du genießt jede Sekunde und wartest auf die Bauchbinde, die Dir Auskunft über Songtitel und Künstler gibt. „Down In The Past“? Notiert. „Mando Diao„? Da war doch was… Ach, na eben.
Schnell die alten Magazine rausgekramt (goldene Regel: nie, nie, nie die zwei jeweils letzten Jahrgänge Deiner Musikzeitschriften wegwerfen!) und nochmal nachgelesen. Dann wirst Du Dich ein wenig im Netz umschauen, erfahren, dass das wohl die erste Single des zweiten Albums ist und dann das – zumindest für Menschen wie uns – Unvermeidliche tun: einfach mal fix die Platte zur Single kaufen.
Das war Anfang dieser Woche. Inzwischen war der Postbote da (Wie? CDs kann man auch im Laden kaufen? Ach na eben, da war doch was…) und jetzt gibts in meinem CD-Player nur eines: „Hurricane Bar“ von Mando Diao.
„Down In The Past“ ist – welch angenehme Überraschung – im Vergleich zu den anderen 13 Stücken der Platte nicht herausragend, sondern ein wundervoller Song von vielen. Diese Jungs wissen ganz genau, was sie tun. Haben kräftig, aber geschmackvoll im Zitateladen eingekauft und daraus ein äußerst bekömmliches Süppchen geköchelt. Hammermelodien, Leidenschaft, Coolness. Zum Glück nicht überproduziert. Und, fast noch wichtiger, auch nicht absichtlich lo-fi-schrammelig. Nein, „Hurricane Bar“ ist ein toller Zeitvertreib, Musik für Parties, fürs Launeheben beim Wohnungputzen, fürs Autofahren, fürs Knutschen sicher auch (noch nicht getestet).
Dabei ist mir absolut egal, dass die Herren arrogant sein sollen. Sich für besser als die Stones oder Beatles halten (und wenn sie tatsächlich sowas jemals gesagt haben, dann sind sie einfach nur coole Säue, weil die Musikpresse der nördlichen Hemisphäre gar nicht anders kann als über diese Großmäuler zu berichten. Clever, clever). In ein, zwei Jahren wieder vergessen sein könnten. Für dieses Album verdienen sich Mando Diao erstmal jede Menge Respekt, Wohlwollen und Beifall.