Rock Hard Times: Moldy Peaches / Adam Green / FM4 / Haindling

Zeit für die erste Rock Hard Times nach dem Winterschlaf! Auch dieses Jahr weise ich in dieser Rubrik auf lesenswerte Netz-Artikel über Musik und Musiker hin. Es möge mir verziehen sein, dass ich auch 2005 dabei gelegentlich ins Plaudern gerate. So wie heute…

Der Adam, die Kimya und ich: Irgendwo in meinen Unterlagen liegt ein handgeschriebener (handgekrakelter) Brief einer gewissen Kimya Dawson rum. Die hatte ich vor drei oder vier Jahren mal angemailt, weil mir zu Ohren kam, dass der von mir sehr geschätze Chris Barron bei Kimyas (mir damals völlig unbekannter) Combo The Moldy Peaches für ein, zwei Konzerte Gitarre gespielt hat. Als Antwort bekam ich einen Brief von Kimya höchstselbst, beiliegend ein selbstkopiertes Album der Peaches und eine Kassette mit besagten Auftritten featuring Chris. Ich habe CD und Tape nie ganz angehört, weil ich das Antifolk-Geschrammel der Peaches nicht ertragen konnte, egal, ob da nun Herr Barron mit dabei war oder nicht.
Nie, wirklich nie, hätte ich mir träumen lassen, dass die Moldy Peaches mal weltweit Kult würden, diese selbstkopierte CD nur wenige Monate später ganz regulär in deutschen Plattenläden zu kaufen wäre, und dass Adam Green, der andere bei den Peaches, mal von der Musikpresse zum Retter der Popmusik hochgeschrieben würde.

Das mit Peaches-Kult und CD verstehe ich bis heute nicht. Das mit Adam Green schon. Traumhaft schön, sein Soloalbum „Friends Of Mine“ – nicht zuletzt, weil es so völlig anders ist als der Kram von den Moldy Peaches. Jetzt kommt das neue Adam Green-Album und gaesteliste.de hat mit dem schrulligen Fastsuperstar gesprochen:

„Die neuen Songs sind alle auf Tour nur mit Hilfe eines kleinen Cassettenrecorders entstanden“, erklärt Adam beim entspannten Gespräch mit Gaesteliste.de die minimale Pause zwischen der Tournee zu „Friends Of Mine“ und der Veröffentlichung von „Gemstones“, der im Februar bereits die nächste BRD-Tournee folgen wird. „Ich benutze beim Schreiben keine Gitarre, denn die wäre für mich nur eine Behinderung ? sie würde meiner Art des Songwritings im Weg stehen. Ich möchte nicht, dass mein schlechtes Gitarrenspiel Einfluss nimmt auf die guten Ideen, die ich im Kopf habe.“

Das ganze Interview mit Adam Green steht hier.

Glückwunsch 1: Das ORF-Programm FM4 ist nicht ohne Grund bei Musikliebhabern auch außerhalb Österreichs mächtig populär: hat man als Hörer doch das Gefühl, dass den Machern die Musik, die sie spielen, etwas bedeutet.
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Gib mir Musik: Me First And The Gimme Gimmes – For The Longest Time (live)

Sie sind sowas wie Amerikas schrillste Coverband – allesamt gestandene Punkrock-Heroen, die seit Jahren nix lieber tun, als sich an den großen Hits der Pop- und Rockgeschichte zu vergreifen, und daraus dann herzliche, rumpelnde und mächtig gut gelaunte Party-Punk-Stücke zu zaubern.

Me First And The Gimme Gimmes haben im Oktober 2004 ein Livealbum veröffentlicht, das den vielsagenden Titel „Ruin Jonny’s Bar Mitzvah“ trägt. Gepriesen wird der lustige Mitschnitt allerorten – von Fans wie Kritikern (man lese nur das euphorische Review auf allmusic.com!), doch ob es sich wirklich um eine Bar Mitzvah handelte, bei der sie da gespielt haben, oder ob das ganze nur ein großer für mich undekodierbarer Ulk war, vermag ich nicht zu sagen.

Zum Schreien schön ist die ganze Chose allemal. Und freundlicherweise stellen die Herren von Me First And The Gimme Gimmes eine ganz wunderbare Version des ollen Billy Joel-Klassikers „For The Longest Time“ zum legalen mp3-Download bereit. Und den kannst Du Dir per Rechtsmausklick genau hier abholen. Viel Spaß!

Danke für den Tipp an tonspion.de!

John Mayers Blues-Shows in New York City

Augen- und Ohrenzeugen berichten, dass John Mayers Bluesgigs am 28. und 29. Dezember in der New Yorker Webster Hall mächtig schicke Angelegenheiten gewesen sein müssen. An zwei aufeinanderfolgenden Abenden spielte der in diesem Jahr für zwei Grammies nominierte Jung-Star seine liebsten Blues-Perlen. Das beste: so wie es aussieht, wurden die Shows für eine professionelle CD-/DVD-Veröffentlichung mitgeschnitten. Bleibt also zu hoffen, dass auch wir Europäer bald in den Genuß dieser exklusiven Shows kommen (wenn auch nur als DVD). Wer nicht darauf warten möchte, kann sich ja mal bei eTree umsehen – bei den Shows wurden nämlich auch viele Taper gesichtet, ein paar gut klingende .shn-Mitschnitte kursieren sicher längst.

Jede Menge Fotos, zwei Videos und „Ich-war-dabei“-Berichte von den Konzerten finden sich auf dieser privaten Fan-Seite.

Nix wie hin: dmbnewstudioalbum.com

Huch, das ist ja mal eine schnelle Reaktion. Erst gestern richtete ich diese Worte an die von mir sehr geschätzte Dave Matthews Band:

Aber jetzt ran ans nächste Album, und noch ein paar Über-Songs schreiben…

Nun ist es freilich töricht zu glauben, wegen dieser meiner Zeilen in diesem meinem bescheidenen Weblog hätte sich über Nacht so viel getan. Aber es hat sich viel getan, und ein schöner Zufall ist das allemal.

Ganz DMBhausen ist nämlich seit ein paar Stunden in heller Aufruhr – jetzt ist nämlich eine offizielle Seite mit dem vielsagenden Titel dmbnewstudioalbum.com an den Start gegangen. Eine Seite, die nicht nur verkündet, dass das neue Studioalbum der Band bereits in diesem Frühjahr erscheint. Viel mehr noch: in kurzen News und Videoclips wird für die Fans die Enstehung der neuen Platte begleitet.

Tja, und weil manche DMB-Fans mit entschieden zu viel Arroganz und Freizeit gesegnet (gestraft) sind, wird seit Start der Seite in den einschlägigen Foren gelästert und gemotzt. Maßgeblich über diesen Mann hier:

Das ist Mark Batson, der Produzent des neuen DMB-Albums. Ein derzeit ziemlich angesagter Mensch, der auch schon mit Leuten wie Beyonce Knowles, India Arie oder Seal zusammengearbeitet hat. Na klar, und da schreien all die DMB-Hardcores gleich wieder „Verrat!“: das könne doch nur ein Sellout-Pop-Bullshit-Album werden, das wird alles ganz schrecklich und überhaupt und sowieso. Wer sich das Gezetere mal durchlesen mag, dem sei dieser Link zum nancies.org-Forum empfohlen (kein Witz: so ab Seite 80 wirds dann richtig interessant).

Ich seh das ganz entspannt: eine Band, die seit 15 Jahren gemeinsam Musik macht, braucht frischen Produzentenwind. Und wenn sich der Spaß, den die Jungs auf dem ersten Soistsbeiunsimstudio-Videoclip vermitteln, in irgendeiner Weise auf das neue Album niederschlägt, dann kann das nur eine reichlich interessante Platte werden. Und die ersten Hörproben klingen… Ja, anders als erwartet. Aber dennoch sehr vielversprechend.
Also, nix wie hin zu dmbnewstudioalbum.com und selber schlau machen!

Mehr über die Dave Matthews Band im dunkelblau Weblog gibts hier.
Photo of Mark Batson found at and copied from bmi.com
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NP: Dave Matthews Band live – Golden Gate Park, San Franciso, Ca, September 12, 2004

Now playing? Hach, viel zu viel eigentlich. Das ist einer der Tage gewesen, wo Du leicht genervt von der Arbeit nach Hause kommst, noch alle möglichen Dinge vorhast und erledigen willst, und Dich eigentlich hauptsächlich auf Dein Bett freust, um mal wieder schön auszuschlafen.

Aber dann öffnest Du Deinen Briefkasten und hast ein breites Grinsen im Gesicht – mit einem Schlag. Und der Tag könnte gut und gerne noch ein paar mehr Stunden haben als diese mickrigen paar, die Dir jetzt noch bleiben, bevor Du ins Bett musst. Im Briefkasten war nämlich zum einem die legendäre „Unreleased Gems“-Compilation der Spin Doctors (ein ganz toller Fansampler, hatte ich bislang nur als geradezu boshaft verrauschte Tapes, jetzt sinds 3 CDs und hey, die leiern ja gar nicht!). Darüber muss und wird demnächst aber noch viel mehr geschrieben werden.

Denn im Briefkasten war ebenfalls die zweite Ausgabe der neuen Dave Matthews Band-CD-Reihe „DMB Live Trax“. Gut und gerne die zweimillionste DMB-Live-CD, aber nach wie vor ein schönes Gefühl, eine frisch gepresste Veröffentlichung der Herren in den Händen zu halten.

Nach dem legendären Worchester-Konzert von 1998, das Auftakt für die neue Reihe war (ich berichtete), gibts nun einen sehr aktuellen Mitschnitt: die Band hat im September 04 im Golden Gate Park zu San Francisco auf einer Art Benefizveranstaltung musiziert, ein knappes Jahr nach dem Benefizkonzert im Central Park in New York. Tja, und wie ich ja schon neulich konstatieren durfte: diese Band rockt mit den Jahren immer mehr.

Auf drei (!) CDs breiten sie ihre Show aus, die neben geradezu unsterblichen Songs wie „What Would You Say“ oder „Lie In Our Graves“ auch ein paar Überraschungen bereit hält. Der geneigte Fan hört nämlich zum ersten Mal drei nagelneue Stücke der Band in Nichtmehrnurbootlegqualität. Meine Einschätzung nach dem ersten Hören? „Joy Ride“ ist einfach nur geil, „Hello Again“ (der ein oder andere Mitleser von nancies.de möge mir verzeihen) irgendwie nur mittelprächtig, „Sugar Will“ nicht zuletzt wegen des beeindruckenden Gastauftrittes von Bandfreund Carlos Santana ganz, ganz groß.

Onkel Carlos spielt auch noch sehr inspiriert mit bei „Warehouse“ (sehr schöne Version) und fingert auch in „All Along The Watchtower“ mit rum. Aber wenn es einen Song gibt, den ich von DMB nicht mehr wirklich hören kann, dann (Bob, vergib mir) ist es „Watchtower“ – es reichen die Hände einer mittleren Großfamilie nicht mehr aus, um an Fingern abzuzählen, wie oft sie dieses Stück inzwischen auf irgendwelchen Live-CDs enthalten war. Dave, Carter und Co: lasst das Lied doch mal ne Weile ruhen, Ihr habt doch soo viele schöne andere…

Ansonsten? Dave in unbändiger Plauder- und Scatlaune (das war ja schon auf der Central-Park-Release auffällg, aber was hier stellenweise abgeht…), die Band hervorragend aufeinander eingespielt, die Fans dankbar und toll wie immer, die neuen Songs ok, der Mix gottlob auch wieder besser als bei The Gorge. Als outstanding lassen sich zwei Tracks bezeichnen: „The Stone“ (Wahn-Sinn!) und der letzte Song, „Too Much“ – meine Güte, der wird ja immer verfrickelter und euphorischer… Sehr schön.

Kurz: viel und auch viel Gutes fürs geneigte DMB-Fanherz, aber nicht wirklich die Neuerfindung des Rades. Aber jetzt ran ans nächste Album, und noch ein paar Über-Songs schreiben…

NP: Eels – Beautiful Freak (1996)

Das ist jetzt ein Stück Wetterverweigerung: eigentlich höre ich diese wunderbare Platte von vor neun Jahren alljährlich zum ersten Schneefall. Ja, wenn es draußen zum ersten Mal richtig schneit, und aus dem öden Novemberwetter ein erster Wintertag wird, dann läuft diese Platte bei mir.

Eigentlich. Aber da es in dieser Stadt im gesamten letzten Jahr nicht wirklich ernstzunehmenden Schnee, geschweige denn irgendwelchen spektakulären oder gar schönen Schneefall, gab, mir aber mal wieder nach „Beautiful Freak“ war, breche ich heute mit meiner Tradition und höre diese Platte an.

Diese druckvollen, verschrobenen, skurilen Lieder über die Liebe und das Leben. Die zwölf unvergeßlichen Flirts, die für mich der Anfang einer langjährigen Beziehung zu den Eels waren (sie dauert bis heute an, ist noch immer leidenschaftlich; nur einmal wurde ich enttäuscht, bei „Souljacker“ – die hätte nicht sein müssen. Aber der Rest!).

Und wenn ich schon mit meiner Schneefalleelstradition brechen mußte, so fasse ich hier gleich einen Vorsatz fürs neue Jahr: DIESE Platte wieder öfters anhören! Das tut nämlich sehr gut.

In aller gebotenen Kürze…

…sei zunächst euphorisch darauf hingewiesen, dass am 14. Februar das neue Album von Josh Rouse erscheinen wird („Nashville“, mit zehn neuen Songs und mal wieder extrem schicken Cover), und außerdem allen Lesern ein schöner Silvesterabend und ein angenehmes Hinübergleiten ins neue Jahr gewünscht. Jetzt muss ich wieder in die Küche, versuche mich gerade erstmals an Blätterteigtaschen mit Spinat-Feta-Füllung, mal abwarten…

See you in 2005,
Daniel.

Spenden für Südasien!

Womöglich völlig off topic, mir aber eine Herzensangelegenheit: auch wenn Du nur kleine Beträge locker machen kannst – mach sie locker! Die Menschen in Südasien können nach dieser unsere Vorstellungskraft restlos übersteigenden Katastrophe jede Hilfe gebrauchen.

Meine Empfehlung: spende über das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe. Die haben eine Hotline eingerichtet, mit der Du schnell und unkompliziert eine Spende an wahlweise Caritas International, die Diakonie, Unicef oder das Deutsche Rote Kreuz abdrücken kannst:

0137 36 36 36
(18 Cent / Minute aus dem deutschen Festnetz)

Neben unserer finanziellen Hilfe benötigen die Überlebenden Trost und Beistand. Wenn für Dich möglich, schließe diese Menschen in Dein Gebet ein – möge Gott ihnen Halt, Kraft und Gnade schenken.

Gib mir Musik: Zwei mp3s von Elliott Smith

„From A Basement On A Hill“ ist das in diesem Herbst erschienene Vermächtnis des großartigen Songwriters Elliott Smith, der sich im Oktober 2003 das Leben nahm. Lange, wirklich lange habe ich gezögert und mich immer wieder um eine Rezension dieses Albums gedrückt. Denn „From A Basement…“ anzuhören, ist eine wirklich große Herausforderung. Wie kann es sein, dass ein Mensch derart fragile, zarte, sensible Musik komponiert und gleichzeitig so unendlich traurig ist, wie es die Texte und letztlich Elliotts Verzweiflungstat ahnen lassen?

Wann immer ich bislang „From A Basement…“ gehört habe, hinterließ die CD ein beklemmendes, trauriges Gefühl. Nein, an der Musik liegt das nicht – die ist großartig. Viel zu großartig für einen Menschen, der offensichtlich in seinem Leben nicht mehr weiter wußte. Ich bin da unter Umständen etwas übersenibel, aber es bereitet mir Probleme, unbefangen diese Musik zu genießen, wo man doch um die schmerzhaften Umstände weiß.

Scheisse, ich vermisse Elliott Smith. Wem’s genauso geht und wer „From A Basement…“ noch nicht kennt, der kann sich hier zwei Songs aus dem Album ganz legal runterladen: „Twilight“ und „Memory Lane“.