
05 G Love – Back Of The Bus
04 Spin Doctors – I’d Like To Love You But I Think You Might Be Crazy
03 Sinéad O’Connor – It’s All Good
02 Eric Schenkman and the Chrysalids – Heavy Load
01 The Day Traders – Why

Ja, sie hat gesagt, sie wolle kein Teil des Popbusiness mehr sein. Sie wolle keine kommerziellen Platten mehr veröffentlichen. Endlich ihre Ruhe haben. Aber sie wolle dennoch weiterhin singen – um zu beten, zu heilen und Gott zu preisen: Sinéad O’Connor, die zweifellos schönste Stimme Irlands.
Wie das mit den Gebeten klingen könnte, hat sie auf ihrem letzten Album, dem Rare-Tracks-Sammelsurium „She Who Dwells…“ schon auf ein, zwei Stücken angedeutet (z.B. „Song Of Jerusalem“). Jetzt, ein Jahr und eine Geburt (ihr drittes Kind ist da) später, setzt sie ihre Ankündigung erstmals in die Tat um und singt mit auf einer CD voller spiritueller Songs. „Biscantorat“ heißt das Projekt der Mönche von Glenstal Abbey, und auf der Gästeliste der CD erscheint der Name Marie-Bernadette O’Connor. Wer den Rummel um Sinéads „Priesterweihe“ vor ein paar Jahren verfolgt hat, weiß, dass Marie-Bernadette Sinéad ist.
Hier Auszüge aus der offiziellen Pressemitteilung zur CD, gefunden in einem der letzten aktiven Sinéad-Fan-Messageboards. Die mit Sinéad, äh, Marie-Bernadette in Bezug stehenden Sachen hab ich mal fett markiert.
BISCANTORAT – SOUND OF THE SPIRIT
THE MONKS OF GLENSTAL ABBEY
with MARIE – BERNADETTE, JOHN O?DONOHUE and NÓIRÍN NÍ RIAINQui cantat, bis orat : The one who sings, prays twice
A moment of prayer at the Benedictine Abbey in Murroe, Co.Limerick, captured on this simple and beautiful recording.
Sounds, voices, music. Latin chants, Irish songs, English hymns. Voices alone. Voices together. Harmony. Plain chant. Christmas carols. Spoken word. A celebration of life, love and spirituality. The tracks trace the course of the liturgical year from Advent through Pentecost.
Whose are these voices?
They belong to no one in particular. We stand in a circle. We breathe a column of air moving upwards, formed by our singing. The song gives shape and colour to the pillar of sound. Each of us relinquishes ownership, unties the anchors from our hearts, opens the window and lets the songbird free.
Let the Sound of the Spirit take you wherever the Spirit moves.The recordings feature singer Marie-Bernadette, Nóirín Ní Riain, world renowned theologian and musicologist, along with the spoken word of John O?Donohue, spiritual writer and philosopher and of Brother Mark Patrick Hederman, a Benedictine monk and philosopher.
Marie-Bernadette needs no introduction, one of the worlds most controversial and successful female artists. In 2003, she announced her retirement from commercial music, opting instead to devote her energies and vocal gifts to the enhancement and healing of the spirits and lives of those in need.
Nóirín Ní Riain is an internationally acclaimed Irish singer of spiritual songs from many traditions. She holds a PhD in theology and is author of three books and numerous articles on all aspects of spirituality….
Die gleiche Pressemitteilung gibt auch Auskunft über das Tracklisting der CD, auf fünf Stücken ist Sinéad dabei, nämlich auf diesen hier:
3) Veni, Veni, Emmanuel!
12th century Advent Solstice Antiphon, set to 18th century music.
Veni clavis Davidica fac iter tutum superum.
Come, O key of David, make safe our heavenward journey.4) The Darkest Midnight
Christmas Carol from the Kilmore tradition in Co. Wexford, Ireland.
God grant us grace in all our days, a merry Christmas and a happy end.7) Puer Natus in Bethlehem
Christmas song from a 14th century German Benedictine processional.
Benedicamus Domino!
Let us bless the Lord!10) Regina Cæli
Marian antiphon traditionally sung after Compline, Night Prayer, during
Eastertide.12) The Seven Rejoices of Mary
Traditional Irish numerical carol, collected in Waterford in 1901.
Die CD ist lustigerweise ganz regulär über Sinéads alte Plattenfirma Hummingbird Records zu bestellen (per Kreditkarte, in der Vergangenheit waren die Hummingbirdler immer sehr schnell, sicher und zuverlässig).
Aus dem gleichen Fanforum ist übrigens zu erfahren, dass es sich bei „Regina Caeli“ und „The Seven Rejoices..“ definitiv nicht um die Aufnahmen der Songs handelt, die Sinéad in ihrem früheren Leben als Popstar veröffentlicht hat, sondern um Neuaufnahmen. Sobald „Biscantorat“ in meinem CD-Player läuft, mehr über die neue, fromme Sinéad O’Connor.

Eine Extraportion Pop, bitte! Vorhang auf für eine Band, die sich in Deine Gehörgänge bohrt, gnadenlos und unwiderstehlich! Ladies and Gentlemen: The Day Traders! Noch nie waren in diesem musikalisch ja eigentlich schon sehr reichen Jahr die Refrains liebenswerter, süßer, verträumter als auf diesem Album. In der Welt der Day Traders ist einfach alles Melodie – und das ist gut so.
The Day Traders sind Mitchell Linker und Jeff Norberg, mitmusiziert und produziert hat Saul Zonana. Es ist geradezu unmöglich, aus den elf Stücken einige besonders hervorzuheben. Alle, wirklich alle sind Songs, die Du liebend gerne im Radio hören möchtest, meistens belebend und heiter („Why“, „Out Of My Head“, letzteres übrigens mit Aaron Comess am Schlagzeug), hier und da etwas melancholischer („Sorry About The Time“). Beatleske Harmonien treffen auf amerikanischen Collegerock, streifen Genres wie Funk, Rock, und sind voller Selbstbewußtsein: Pop!
Hab ich schon auf den originellen Gesang, die cleveren Harmoniegesänge und die bestechend logischen und doch warmen und herzlichen Arrangements hingewiesen? Nein? Dann wirds aber allerhöchste Zeit. Und ab hier fallen mir nur noch Sätze über diese Band ein, die wie Waschmittelwerbung klingen, aber gar nicht so gemeint sind. Kostprobe? Na gut, eine:
The Day Traders – Als wäre das ganze Jahr Frühling…

05 G. Love – Back Of The Bus
04 Donavon Frankenreiter – Call Me Papa
03 Spin Doctors – Nice Talking To Me
02 Jason Mraz – Too Much Food (live)
01 Ocean Colour Scene – Oh Collector (live)
* Hab ich am Montag schlichtweg vergessen und reiche sie deshalb heute nach. Sorry und danke diversen aufmerksamen Lesern fürs Erinnern!

Komm mit in das New York des Jahres 2000. Wir schreiben den 25. November. Im mächtig angesagten Wetlands Preserve treffen wir uns, und lauschen einigen begnadeten Jazz-, Funk- und Rockmusikern der Stadt, wie sie eine Nacht lang jammen, als gäbe es kein Morgen. Stephan Crump spielt Bass, Teddy Kumpel Gitarre, Dan Jordan Saxophon, Aaron Comess Schlagzeug, und ein Keyboarder ist auch noch mit dabei (Name leider nicht überliefert). Die Herrschaften nennen sich für diese eine Nacht Air Conditioned Gypsies. Einen etwa achtminütigen Ausschnitt aus dieser Jamsession kannst Du Dir als mp3 per Rechtsmausklick hier runterladen.

Einen regelrechten Tour-Marathon hat er in diesem Sommer hingelegt, der US-Sunnyboy mit dem virtuosen Gitarrenspiel und der honigsanften Stimme. Gemeinsam mit Maroon 5 ist John Mayer fast drei Monate lang von Amphitheater zu Amphitheater gereist, um amerikanischen Kids seine Vorstellung von Blues, Soul, Funk und Pop in die Gehörgänge zu jagen.
Nach dieser äußerst erfolgreichen Tour, die, glaubt man den zahlreichen Einträgen in den einschlägigen John Mayer-Messageboards und -Foren im Internet, auch qualitativ hervorragend war, veröffentlicht der Wunderknabe jetzt einige ausgewählte Nuggets aus vier Konzerten auf 2 CDs. „As/Is“ heißt das ganze, und ist hierzulande leider nur über einen neuen, Sony-nahen Internetshop zu haben.
Es gibt einen guten Grund für den exklusiven Vertrieb übers Internet, über die eigene Homepage und via iTunes USA: zu ähnlich sind sich die Tracklisten des neuen „As/Is“ und der erst vor knapp 20 Monaten regulär veröffentlichten Liveshow „Any Given Thursday“, als das sich eine großangelegte internationale Veröffentlichung der neuen Doppel-CD kommerziell wirklich lohnen würde.
Wirklich lohnenswert ist das Hören von „As/Is“ allemal, und der oben verlinkte Shop hat in meinem Fall sicher, seriös und vor allen Dingen zügig gearbeitet und geliefert. So rotiert sie denn auch in meinem CD-Player rauf und runter, diese Aneinanderreihung von Perlen aus dem Mayerschen Schaffen. Eines fällt sofort auf: seine Show, seine Songs , sein Auftreten – das alles ist sicherer, selbstbewußter, reifer geworden. John hat, nach einem Grammy und hunderten von Shows und bei einer stets weiter wachsenden Fangemeinde, sein Schicksal, von sehr vielen Menschen gemocht zu werden, nicht nur akzeptiert, nein, er macht sogar das beste daraus.
Sollen andere doch mit der Nase rümpfen, weil John halt auch viele Teeniebopper im Publikum hat und weil sein mitunter recht sanfter Sound auch Menschen in einschlägige Venues treibt, die sonst eher seltener bei Liveshows anzutreffen sind. Yellow Press, TRL, Starschnitte – wenn man jung, talentiert, gutaussehend und offensichtlich massenkompatibel ist, dann muß das ja nicht gleich bedeuten, dass die Musik schlecht ist.
Im Gegenteil: packende Performances sind das, und die Songs seines zweiten Majoralbums stechen durchaus auf dieser CD hervor. Ja, man freut sich auch über das Wiederhören mit Liedern wie „Your Body Is A Wonderland“, muß aber zugeben, dass Stücke wie „Clarity“ einfach die facettenreicheren, tiefgründigeren sind. Wirklich überraschend und schön ist der „Inner City Blues (You Make Me Wanna Holler)“, ein Mavin Gaye-Cover, welches John und seine Band zusammen mit dem grandiosen DJ Logic abliefern. Gänsehaut gibts in der Schlußkurve des 2-CD-Sets, wenn John alleine auf der Bühne steht, und, nur mit der Gitarre bewaffnet, mit Liedern wie „Comfortable“ oder „Homelife“ zu fesseln versteht.
Ein Manko der CDs ist für mich, dass nach jedem Song ein- und ausgefadet wird. Sicher, bei einer Zusammenstellung aus fünf verschiedenen Shows ist das letztlich nur konsequent und recht naturalistisch, das Hörvergnügen wird dadurch aber schon merklich getrübt. Wie schon auf der letzten Dave Matthews Band-Veröffentlichung „The Gorge“ bekommt man zwar haufenweise tolle Musik geliefert, hat aber nie so richtig das Gefühl, „anzukommen“, „dabeizusein“. Kann sein, dass das nur mir so geht, aber Live-CDs, die nicht ständig ein- und ausblenden, wirken auf mich einfach organischer und runder.
Aber das ist nur Kritik am Rande, die nicht überschatten soll, was auf „As/Is“ unüberhörbar ist. Dass hier nämlich ein ganz Großer am Werk ist, der vor Musikalität, Humor und Spielfreude fast übersprudelt. Achtung, der muß jetzt einfach kommen, dieser Satz: Ich habs doch schon immer gesagt, dass aus dem Jungen mal was wird!

Wirklich lesenswert war in dieser Woche das große Interview mit John Kerry, natürlich im US-Rolling Stone. So geht das ganze los:
For two days in October, the John Kerry campaign came to a brief stop at a hotel and conference center on the high-plains sprawl of suburban Denver, where the candidate holed up with his staff and prepared for his second debate with George Bush. While the traveling press idled over endless buffets in one of the hotel dining rooms, Kerry and his closest advisers sequestered themselves behind closed doors, getting ready for the next night’s crucial events.
The morning’s calm was broken when Kerry’s press advisers began circulating word that the candidate would soon be making a statement about the war in Iraq, a canny move to seize control of the day’s news cycle, which was already full of bad news for President Bush: A government-commissioned report had concluded that Saddam Hussein had no weapons of mass destruction; Paul Bremer, until recently his chief administrator in Iraq, had been quoted as saying that the U.S. invasion of Iraq had been done with too few troops; and Donald Rumsfeld had conceded that there was no connection between Saddam Hussein and Al Qaeda. The press was herded out to a field in front of the hotel, chosen for its view of the mountains in the distance. When Kerry emerged, he was wearing his presidential blue suit, and with little fanfare or preamble he ripped into Bush with icy efficiency, saying how in light of the morning’s news it was now clear that George Bush and Dick Cheney „may well be the last two people on the planet who won’t face the truth about Iraq.“ After some questions from reporters, he disappeared, projecting the attitude that he had more important things to do.
A few minutes later, we were ushered up to Kerry’s suite, where the candidate was tucking into a huge lunch. Gone was the crisp blue suit. He’d changed into khakis and running shoes and had dropped the formal manner. By the door stood a battered guitar case. Through an open door, one could see a framed picture of his wife, Teresa Heinz Kerry, on a bedside table. For the hour that we spoke with Kerry, he was conversational and forthright, relaxed but clearly wearing his game face.
Was Herr Kerry denn nun zu sagen hat, kannst Du hier nachlesen!
Noch habe ich es nicht selbst gehört, das letzte Album von Elliott Smith: „From A Basement To A Hill“ heißt es. Vor etwas mehr als einem Jahr hat Elliott seinem Leben selbst ein Ende gesetzt. Eine bittere Tatsache, die den Hörgenuß dieser neuen Platte sicher überschatten wird – vielleicht ist das der Grund, warum mir bisher die Muße fehlte, mich da ranzuwagen. Intro.de stellt in seiner Rezension jedenfalls schonmal die richtige Frage, wie ich finde:
Da ist es also, das letzte reguläre Album von Elliott Smith. Regulär insofern, als dass der finale Mix zwar nach Smiths Tod von langjährigen Wegbegleitern getätigt wurde, sich aber auf umfangreiche Aufzeichnungen und Rough Mixes beziehen konnte, die es galt, detektivisch zu entschlüsseln. Die einzelnen Spuren waren ohnehin schon komplett aufgenommen. Eins vorweg: Man hat sich sehr viel Mühe gegeben. Das Album strahlt dieselbe entrückte Wärme aus wie alle Alben zuvor. Aber das ist zweitrangig. Wie sind die Songs auf dem Album, das nun für immer als sein letztes die Diskografie mitdominieren wird?
Die komplette Rezension findet sich hier.
Zum Schluß noch eine Meldung, die ich bei laut.de gelesen habe, und die wie eine Drohung klingt: Es wird ein Band Aid 2004 geben – Rockstars und -sternchen unserer Zeit (Keane, Coldplay und so) legen den alten Band Aid-Schmachtfetzen „Do They Know It’s Christmas“ wieder auf. Einer der Organisatoren ist Midge Ure, und das, was Herr Ure freudig an die Presse meldete, klingt eher beunruhigend als schon. Laut laut.de kommt da folgendes auf uns zu:
„Ich kann es kaum erwarten, Keane und Coldplay zu hören. Sie eröffnen den Song mit Piano-Einlage und werden dann am Ende von den Gitarren-Harmonien von The Darkness abgelöst – ich denke, es wird ein großer Spaß werden.“
Das ganze Ausmaß der Drohungen ist hier dokumentiert.

Auf diese Band ist einfach Verlaß: regelmäßig gibts Neues auf CD von dieser leider völlig unterschätzten britischen Combo. Dieses Jahr beglücken uns Simon Fowler und seine Mannen (übrigens: neuer Bassist) mit einer ganz ausgezeichneten Liveveröffentlichung.
Aufnahmen aus verschiedenen Konzerten der 2004er Tour, toll gespielt und sauber produziert. Auch die Songs selbst sind gut ausgewählt und geben einen guten Überblick über die Karriere und das Schaffen der Herren. Hits aus dem erfolgreichsten Album „Moseley Shoals“ sind genauso zu hören wie eher unbekannte Lieder von „North Atlantic Drift“, dem letzten Studioalbum von OCS.
„One For The Road“ ist eine längst überfällige Platte, auf der Ocean Colour Scene einmal mehr – ohne es zu wollen – beweisen, dass sie die besseren Oasis sind. Ach was, streichen wir das. Besser: Ocean Colour Scene sind eine feine, feine Band.

Lust auf Funk? Wie wärs mit einem Livestream der wunderbaren Galactic? Oder willst Du heute lieber mal eine historische Show der Grateful Dead? Oder Dave Matthews und Freunde beim diesjährigen Bonnaroo-Festival? Alles kein Problem – auf der famosen Seite nugs.net. Angefangen hatte bei nugs.net alles damit, ein paar Shows von Künstlern online zu stellen, die das Tapen und digitale Weiterverbreiten von Musik erlauben und fördern. Diesen Service gibt es nach wie vor, zum einen mit Download-Möglichkeiten ausgewählter Shows (mp3 und flac-Files), zum anderen durch stablie und hervorragend klingende Streams.
Inzwischen ist nugs.net aber auch einer der führenden Dienstleister in Sachen Musikverkauf online geworden – die „Premiumchannels“ der Seite heißen zum Beispiel livecheese.com oder livedownloads.com und sind hochprofessionelle Seiten, über die man komplette Shows käuflich zum Download erwerben kann. Von Bands wie String Cheese Incident zum Beispiel, eine der bekanntesten Bands der amerikanischen Jambandszene. Aus dem kleinen Projekt nugs.net wurde also eine erstaunlich seriöse und kundenfreundliche Firma, die ihre Wurzeln nicht vergessen hat, und nach wie vor auf der Hauptseite kostenlose mp3s und Streams noch und nöcher anbietet.
FAZIT
nugs.net ist eine Art Pilgerstätte für Livemusikfreunde. Von Robert Randolph bis Widespread Panic kannst Du Dir hier streamen, was Dein Jam-Herz begehrt. Viele Entdeckungen kannst Du auch mit dem nugs.net-Radio machen, über das non-stop Shows aus dem Archiv der Seite gespielt werden – da sind einige wohltuende Überraschungen einfach vorprogrammiert!

Kann jemand, der nie wirklich „weg“ war aus dem Musikgeschäft, eigentlich ein Comeback feiern? Vermutlich schon: und wenn es die Rückkehr zur alten, gewohnten Form ist. Oder das Aufsteigen in neue, ungeahnte Höhen. Sinéad O’Connor war so ein Fall: 1994 war da „Universal Mother“, das wohl dichteste und gelungenste Album der streitbaren Irin. Nachdem sie jahrelang maßgeblich fantaugliche Durchschnittskost servierte, folgte im Jahr 2000 „Faith And Courage“. Ein Album, so klar und schillernd, wie man es von ihr mit Sicherheit nicht mehr erwartet hätte. Sie hatte ein künstlerisches Comeback. Nur leider blieb das, wie eigentlich alles, was Frau O’Connor nach 1991 produzierte, von der großen musikkonsumierenden Mehrheit leider unbemerkt.
Aber eigentlich soll es hier gar nicht um Sinéad O’Connor gehen. Sondern um einen Mann, dessen Musik gegensätzlicher zu der der O’Connor kaum sein könnte. Seit 1994 erfreut uns G. Love regelmäßig mit Musik, die sich bewußt jeder Kategorisierung entzieht. Rock ist das, was G. Love und seine Zweimannband Special Sauce da fabrizieren, irgendwie. Und Pop. Und Blues. Und rappen tut er auch noch hier und da, der G. Love, der eigentlich Garrett Dutton heißt. „Coast To Coast Motel“ (1995) ist ein Klassiker, ein Album voller Schnappschnüsse aus dem Leben eines rastlosen Musikers. „Yeah It’s That Easy“, der Nachfolger und das insgesamt dritte Werk, manifestierte diesen Eindruck. Nummer vier schließlich, „Philadelphonic“ betitelt, kann guten Gewissens als das bisherige Opus Magnum des G. Love bezeichnet werden.
Das bisherige. Denn jetzt, fünf Jahre nach „Philadelphonic“, scheint die Schaffenskrise des G. Love vorbei zu sein. Zwar machte er seither munter weiter Musik, und war – siehe oben – nie wirklich weg vom Fenster. Aber „Electric Mile“, das Album, das da noch kam, war eher Selbstkopie und inspirationsloses Gedudel, wenn auch auf beneidenswert hohem Niveau.
Aber jetzt ist da „The Hustle“, das neue Album von G. Love. Und von Special Sauce, auch wenn die nicht mehr auf dem Cover stehen. Was für eine Platte! Garrett Dutton manövriert sich geschickt durch so ziemlich alle vorstellbaren Stile der zeitgenössischen Popmusik: da ist der alle Folkies glücklich machende kleine Lagerfeuersong („Loving Me“) genauso wie das wilde, verzerrte Biest („Astronaut“). Da trifft ein reaggaeinspirierter Track („Give It To You“, mit Jack Johnson) auf funky Monster, die künftig Deine akustischen Begleiter auf jede Party sein sollten („Back Of The Bus“, „Booty Call“). Mal wabert sich eine schrullige Hammondorgel ihren Weg durch die wie immer ton- und soundangebende Troika aus Gitarre, Kontrabass und Drums; mal schafft es G. Love ganz alleine, nur mit Mundharmonika und Gitarre bewaffnet, Dich in seinen Bann zu ziehen. Eines zieht sich dabei wie ein roter Faden durch das Album: es groovt. Immer. Ständig. Ohne Pause. Wie verrückt.
„The Hustle“ ist vielleicht nicht die beste Platte 2004. Aber auf jeden Fall die gelungenste Überraschung des Jahres: das Comeback des G. Love. Er ist wieder da. Er bittet wieder zum Tanz. Und Du? Du tanzt.