Achtung, Insta-Traumpaar!

Daniel Heinze fragt sich, wie authentisch wir auf Instagram und Facebook sind

Liebe vor Leuten hat nix zu bedeuten. An den Spruch musste ich bei dieser paradox klingenden Meldung denken: Ein US-Psychologe hat beobachtet, dass glückliche Paare kaum Beziehungsfotos in soziale Netzwerke stellen. Dieses eine Pärchen allerdings, das immer und immer wieder Bilder von Wochenendtrips und Barbesuchen postet und ständig verliebt lächelt – gut möglich, dass es bei dem in Wahrheit gerade kriselt. Die These des Psychologen: Paare mit Beziehungsstress veröffentlichen sowas häufig, um sich selbst zu beruhigen. 

Wer Dinge aus dem Privatleben postet, präsentiert damit meistens ein „Best Of“; Ängste und Sorgen sind seltener Thema. Nun muss ich nicht hinter jedem Instagram-Pärchenbild gleich eine handfeste Beziehungskrise vermuten. Doch bei Leuten, die permanent ihr nices Couple-Life zur Schau stellen, frage ich mich schon: Wenn bei Euch alles so toll ist, warum ist es Euch dann so wichtig, dass das auch ja alle sehen?  

Ich teile auch gern mal Momente aus meinem Leben in sozialen Netzwerken. Ganz intensive, private Glücksmomente behalte ich lieber für mich. Social Media macht mir immer dann Freude, wenn es kein Wettrennen ist: Wer hat den hottesten Body? Wer führt führt die romantischste Bilderbuchbeziehung? Sondern wenn ich echten Menschen begegne, und erahnen kann, was sie wirklich denken, glauben oder lieben.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 25. Oktober 2024 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Autor: Daniel Heinze

radio guy, pr consultant, traveller, music enthusiast: 2% jazz & 98% funky stuff.