Sei netter zu dir!

„Sei mal ein bisschen netter zu Dir!” Diese Aufforderung hatte jemand mit einem Textmarker ans Haltestellenwartehäuschen gekritzelt. Daneben ein kleines lachendes Herzchen. Ja, ich hatte das schon richtig gelesen: „Sei netter zu Dir!“ Das war direkt an die gerichtet, die hier gerade warten und das zufällig lesen. In diesem Fall also: an mich.

Wie garstig bin ich häufig zu mir selbst: So manches Fast Food, das ich esse, weil’s mal wieder schnell gehen muss, ist keine Belohnung, sondern eher eine Bestrafung für meinen Körper. Auch setze ich mich gerne mal unter Erfolgsdruck oder bin im Dauerstress. Oder gehe hart ins Gericht mit mir selbst, wenn mir etwas nicht so gelungen ist, wie erhofft. In all diesen Situationen bin ich nicht gerade nett zu mir und meiner Seele.

Zu sich selbst etwas freundlicher zu sein, ist nicht egoistisch oder selbstverliebt. Sondern gesund. Als Christ glaube ich, dass Gott mich liebt, so wie ich bin, ohne Leistungsnachweis und Erfolgskontrolle. Und wenn es in der Bibel heißt: „Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst“, dann steht das da aus gutem Grund.

Ich muss mich ja nicht gleich für den Allergrößten, Besten, Tollsten halten. Doch darf und sollte ich mich selbst mögen, mir auch mal eine Schwäche oder ein Versagen verzeihen und mir immer wieder mal etwas Gutes tun. Eben … ein bisschen netter zu mir selbst sein.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 14. März 2025 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Autor: Daniel Heinze

radio guy, pr consultant, traveller, music enthusiast: 2% jazz & 98% funky stuff.