Morgens im Badezimmer sitzt bei mir jeder Handgriff. Jede Bewegung ist bis ins Kleinste durchchoreographiert. Duschen, Zähneputzen, Haare kämmen, Hände eincremen – ich brauche ziemlich genau 25 Minuten und bin bereit für den Tag. Meine fest eingeübte erste Amtshandlung, wenn ich dann im Büro angekommen bin? Na klar, einen Kaffee aus dem Automaten ziehen. Dann kann der Arbeitstag kommen: E-Mails, Meetings, Termine.
Ich bin wohl ein Gewohnheitstier. Was nicht unbedingt etwas Schlechtes ist! Viele Menschen haben solche Gewohnheiten und Alltagsabläufe. Kleine Rituale gehören zu uns und unserem Leben. Nicht nur die, die praktisch und effizient sind wie eine durchgetimte Morgenroutine. Sondern auch die ganz individuellen. Die Mama, die ihren Kindern aus dem Küchenfenster hinterherwinkt, wenn sie zur Schule gehen – ein Zeichen der Liebe. Das mit dem Daumen auf den frischen Brotlaib gezeichnete Kreuzzeichen, bevor meine Oma es anschnitt – ein Zeichen der Dankbarkeit.
Rituale geben Halt und Orientierung. Für mich als Christ gehören da auch Gebete und Gottesdienste dazu. Zeit für meinen Glauben zu haben, Gott in meinem Alltag Platz zu geben, ist mir wichtig. Vertraute, eingeübte Abläufe helfen mir dabei, da am Ball zu bleiben. Ein schöner Gedanke: dass Beten so selbstverständlich zu meinem Leben dazugehört wie Zähneputzen.
Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 21. November 2025 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.