Suche Frieden!

LVZ Kolumne DH Oktober 2016

„Seht, da ist der Mensch“. Das war das Motto des Katholikentages Ende Mai in Leipzig. Nach dem Katholikentag ist vor dem Katholikentag – im Frühjahr 2018 steigt das nächste Großtreffen dieser Art, dann in Münster. Seit ein paar Wochen steht fest, welches Leitwort dieser Katholikentag haben wird: „Suche Frieden!“ Das Motto stammt aus dem Psalm 34: „Suche Frieden und jage ihm nach“, heißt es da. Diese Psalmen im Alten Testament waren damals ja Gassenhauer, weithin bekannte und gebräuchliche Lieder der Klage, der Bitte oder des Dankes. Der Psalm 34 gehört dabei zu den Dankliedern.

Obendrein hält er gute Tipps bereit, wie das mit dem Frieden „im Himmel und auf Erden“ funktionieren könnte. Aber bereits die Form dieses Psalms ist spannend, er ist ein Akrostichon. Das heißt, seine Verse sind in alphabetischer Reihenfolge verfasst; also für jeden hebräischen Buchstaben genau eine Zeile. Das an sich ist ja bereits ein schönes Bild: ein „ganzheitliches“ Danklied auf den Herrn, aber so richtig! Quasi 360 Grad, von A bis Z, von Anfang bis Ende. Mittendrin steht dann eben diese Aufforderung an die Menschen: „Meide das Böse, tue das Gute, suche Frieden und jage ihm nach!“ — „Wer möchte gern gut leben und schöne Tage sehen“, fragt Gott in dem Lied die Menschen. Um dann gleich die Bedienungsanleitung hinterher zu schicken: „Bewahre Deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor betrügerischer Rede“.

Ja, klar, natürlich: wenn ein alter jüdischer Liedermacher solche Worte dem lieben Gott in den Mund legt, dann klingt das alles wahnsinnig einfach. Dabei ist es eine Lebensaufgabe, die ich immer wieder neu anpacken muss! Nicht Rumlästern oder Verleumden, sondern ständig prüfen: tue ich das Richtige? Nützt das, was ich mache, auch anderen, schafft es Frieden? Die Mühe, den Frieden zu suchen, mag groß sein – der Dank und die Liebe Gottes für meine Mühen sind es aber auch.

„Suche Frieden“ – ich freue mich, dass uns diese knappe, aber wichtige Formel bis zum Katholikentag 2018 in Münster begleiten wird. Denn sie liefert garantiert auch schon gute Impulse für das ökumenische Miteinander im kommenden Jahr: bei Reformationsgedenken und „Kirchentag auf dem Weg“ 2017.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die “Leipziger Volkszeitung” geschrieben, in der er am 15. Oktober 2016 in der Kolumnen-Reihe “Gedanken zum Wochenende” erschienen ist.

Kirchenredaktion mit frischem Internetauftritt

Neuer Auftritt RPSR Kirchenredaktion Dezember 2016

Alles neu macht bei RADIO PSR der Dezember: seit einigen Tagen ist die generalüberholte Website des Senders online – und damit auch der generalüberholte Auftritt der Kirchenredaktion. Mal abgesehen von neuen Bildern von Friederike Ursprung, meiner evangelischen Kollegin, und mir sind die Seiten auch wesentlich funktionaler geworden. Alle unsere Beiträge zum Nachhören für mindestens sieben Tage, dazu jede Menge weiterführende Links und Hintergrundinfos. Im einzelnen könnt Ihr jetzt folgende Inhalte gezielt ansteuern: Augenblick mal (Gedanken zum Tage), Themen, die Sachsen bewegen (unser wöchentliches Magazin am Sonntagabend), Christen in Sachsen – Die Kirchen-News sowie die Ratgeber- und Servicerubrik Familiensache. Ach so, und natürlich erfahrt Ihr auch steckbriefartig mehr über Friederike und mich.

Eine Auszeichung für „Zweitausend Jahre Christentum in zehn Stunden“

„Ihr könnt den Karfreitag haben – wie wär’s, wenn wir Ihr den ganzen Tag lang ein bissel Kirchen-Geschichtsunterricht macht?“ Als R.SA-Programmchef Uwe Fischer mir und meiner evangelischen Kollegin in der RADIO PSR/R.SA-Kirchenredaktion, Friederike Ursprung, Ende Februar diese Idee unterbreitete, hielt ich das für ziemlich tollkühn. Einen ganzen Tag lang Kirchenbeiträge? Im säkularen Sachsen? Zur Kirchengeschichte? Aber hey – challenge accepted!

rsa

Das Konzept und der Titel entstanden dann fast wie von selbst: „Zweitausend Jahre Christentum in zehn Stunden – von der Kreuzigung Jesu bis zu Papst Franziskus“. Pro Sendestunde ein rund neunzigsekündiger Beitrag, der ein wenig so klingen soll, wie hochwertige Terra-X-Reportagen im Fernsehen aussehen. Dazu ein paar augenzwinkernde Promos, Moderationen und, sollte sich tatsächlich jemand melden, Hörer on air, die ihre Meinung zu dem Experiment kundtun.

Die große Herausforderung für Friederike und mich kam dann beim Texten: wie erklärt man solche Ereignisse wie die Kirchenspaltung von 1054, die Kreuzzüge, die Reformation oder das Zweite Vatikanische Konzil so, dass es einerseits unterhaltsam und spannend bleibt, andererseits aber nicht zu oberflächlich anmutet? Was muss unbedingt rein, was muss aus Zeit- und Formatgründen draußen bleiben? Diese Beiträge zu schreiben und zu bauen, hat großen Spaß gemacht; das Endergebnis erschien uns recht rund. Die durchweg positiven Rückmeldungen der R.SA-Hörer überraschten uns (wir kalkulieren ein Mindestmaß an als Hörerfeedback getarnter fundamentaler Kirchenkritik bei unseren Sendungen längst ein), freute uns aber auch.

img_0421

Vor ein paar Wochen haben wir für dieses Karfreitagsexperiment den Sonderpreis „Reformation und Eine Welt“ beim Hörfunkpreis Mitteldeutschland in Erfurt erhalten – von Kollegen und Freunden aus ganz Deutschland bekamen wir herzliche Glückwünsche und ehrliches Schulterklopfen. Schön, dass dieses Wagnis von Hörern wie Medienmachern goutiert wurde, ob sie nun mit Kirche was anfangen können oder nicht. Einen Zusammenschnitt der Sendung gibt’s übrigens hier.

img_0455

Foto oben: meine Wenigkeit und Oberlandeskirchenrat Stefan Große von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands bei der Verleihung des „Rundfunkpreises Mitteldeutschland Hörfunk“ am 19. August 2016 in Erfurt. (c) Regiocast
Foto unten: ebenda, mit den (ebenfalls an diesem Tag mit diversen Preisen ausgezeichneten) R.SA-KollegInnen (v.l.) Marcus Poschlod, Susanne Böttcher, Katja Möckel, moi, Lena Mengler. (c) Regiocast.

2. Quartal 2016

Gehört:
Matt Andersen – Honest Man
Joseph Arthur – The Family
Band Of Horses – Why Are You OK
James Blake – The Colour in Anything
Boy George – This Is What I Dub Vol. 1
Jake Bugg – On My One
Aaron Comess – Live 2016
The Coral – Distance Inbetween
DMA’s – Hills End
Fossil Collective – Flux
Garbage – Strange Little Birds
Gov’t Mule – 2016-05-19 – Huxley’s, Berlin, DE
Gov’t Mule – 2016-05-20 – Fabrik, Hamburg, DE
Ben Harper & The Innocent Criminals – Call It What It Is
Ben Harper & The Innocent Criminals – Live From Red Rocks Amphitheatre 9.15.15
Mayer Hawthorne – Man About Town
Max Jury – Max Jury
Last Shadow Puppets – Everything You’ve Come To Expect
Lukas Graham – Lukas Graham (Blue Album)
Dave Matthews Band – Live Trax, Vol. 37: 1992-11-11 Trax, Charlottesville, VA
Dave Matthews Band – Warehouse 10 Volume 4
M83 – Junk
My Brothers And I – Live From Mississippi Studios
Tom Odell – Wrong Crowd
Gregory Porter – Take Me To The Alley
Próxima Parada – Próxima Parada
Radiohead – A Moon Shaped Pool
Mavis Staples – Livin‘ On A High Note
Travis – Everything At Once
Various Artists – Day Of The Dead
Water And Sand (Kim Taylor & Todd Thibaud) – Early Recordings EP
Water And Sand (Kim Taylor & Todd Thibaud) – Water And Sand
Weezer – White Album
Yeasayer – Amen & Goodbye
Yeasayer – Good Evening Washington D.C., Live at 9.30 Club

Gesehen:
Gloria, Alter Schlachthof, Dresden
Gov’t Mule, Huxley’s, Berlin
Gov’t Mule, Fabrik, Hamburg
New Orleans Saxony Gospel Choir, Markt, Leipzig
Sarah & Julian, Alter Schlachthof, Dresden
Rozhinkes Duo feat. Karolina Trybala, Moritzbastei, Leipzig
Konstantin Wecker & Band, Gewandhaus, Leipzig

Gelesen:
Navid Kermani – Einbruch der Wirklichkeit. Auf dem Flüchtlingstrek durch Europa
John Popper with Dean Budnick – Suck and Blow: And Other Stories I’m Not Supposed to Tell
Rainer M. Schießler – Himmel. Herrgott. Sakrament. Eintreten statt austreten
Barbara Wenz – Das Farnese-Komplott

So war „mein“ Katholikentag in Leipzig

Nun ist der 100. Deutsche Katholikentag in Leipzig schon wieder ein paar Tage Geschichte. Zeit, hier ein paar Erinnerungen an das Großtreffen festzuhalten. Schließlich war ich gleich in mehreren Funktionen ins Geschehen involviert …

IMG_20160528_123426

Besonders stolz bin ich auf die knapp 20 Jugendlichen aus der Leipziger Dekanatsjugend und die fünf jungen Erwachsenen aus der Behindertenwerkstatt St. Michael Leipzig, die im Rahmen des Medienprojektes Mypzig100 auf eigene Faust vom Katholikentag berichtet haben. Kaum eine(r) von ihnen wusste vorher, wie eine Redaktion funktioniert, wie man Beiträge baut oder Videofilme schneidet. Umso grandioser die Ergebnisse – über 20 Beiträge und Filme sind entstanden, zwei Beispiele hab ich hier mal verlinkt.

Der geschätzte Kollege Andreas Golinski und ich fungierten als Coaches, die mit ihrem Medien-Know-How die Jugendredaktion unterstützten – eine Aufgabe, die unglaublichen Spaß gemacht hat. Also, wer sehen möchte, wie katholische Jugendliche und einige behinderte Menschen aus Leipzig den Katholikentag erlebt haben, der nehme sich etwas Zeit und klicke sich durch die Mypzig100-Produktionen.

2016-05-28

Schon seit Januar 2015 habe ich im Arbeitskreis Kultur das Katholikentagsprogramm mit vorbereitet, mein Schwerpunkt lag dabei auf der Entwicklung eines kleinen, aber feinen Literaturangebotes. Die vielleicht eigenwilligste Idee: lassen wir doch den Erzbischof von Berlin abseits des ganzen Trubels eine Lesung für Kinder halten – am besten im alten Eisenbahnwaggon auf Gleis 24 im Hauptbahnhof. Erzbischof Koch war für die Idee sofort Feuer und Flamme. Aber: würden denn überhaupt Eltern und Kinder den recht versteckt gelegenen Veranstaltungsort finden? Unsere Sorge war völlig unbegründet, die Lesung im historischen Speisewagen war gleich zwei Mal total überfüllt. Gregor Krumpholz von der Katholischen Nachrichten-Agentur hat von der ungewöhnlichen Literaturveranstaltung berichtet, auch das ZDF war dabei.

mojo

Eine andere KNA-Kollegin, Karin Wollschläger, hatte die Idee, im Rahmen des Katholikentages mal ein Experiment in Sachen Mobile Journalism zu wagen. Über 5045 JournalistInnen aller möglicher Medien haben gemeinsam getumblrt – abseitige Beobachtungen, kleine Anekdoten, unfertige Gedanken und Vieles dazwischen kam da im Laufe der fünf Tage zusammen, von den Smartphones der Beiteiligten direkt ins Blog, quasi. Wühlt man sich jetzt, ein paar Tage nach dem Katholikentag, durch die Seite, so taugt sie als äußerst unterhaltsame Ergänzung zu all den Analysen des Treffens in den einschlägigen Medien.

IMG_20160527_122750

Es gäbe noch viel mehr zu berichten – etwa von den amüsanten Stunden an der „ansprechBar“ des Diözesanrates Dresden-Meißen, an der wir am Eröffnungsabend Kaffee an die Gäste verschenkt haben. Von den vielen kleinen geplanten und ungeplanten Begegnungen am Rande. Von der Skepsis mancher Leipziger, die sich im Laufe der Woche in so etwas wie vorsichtige Neugier zu verwandeln schien und und und. Da mich aber nach wie vor eine gewisse Grundmüdigkeit nach den eher schlaflosen Tagen der letzten Woche plagt, behalte ich diese erstmal für mich und hüte sie als kleinen Schatz, als Souvenir einer Woche, die gewiss noch lange in mir und vielen anderen nachklingen wird.

1. Quartal 2016

Gehört:
Luther Allison – Songs From The Road
AnnenMayKantereit – Alles nix Konkretes
Blossoms – At Most A Kiss EP
Blossoms – Blow Rose EP
Blossoms – Charlemagne EP
Blue Rose Code – Grateful EP
The Cat Empire – Rising With The Sun
Chef’Special – Chef’Special EP
Andy Cooper – Room To Breathe
Christopher The Conquered – I’m Not Famous Yet EP
Element Of Crime – Wenn der Wolf schläft müssen alle Schafe ruhen EP
Jack Garratt – Phase
Gene – Lost In The Fog (1993-2004, bootleg)
Giant Kitty – This Stupid Stuff
Rhiannon Giddens – Factory Girl EP
Samm Henshaw – The Sound Experiment
Joshua Hyslop – In Deepest Blue
Joshua Hyslop – Living & Dying EP
Elton John – Wonderful Crazy Night
Lawrence – Breakfast
Clyde Lawrence – The Rewrite (Original Motion Picture Soundtrack)
Jon Licht – Silence & The Still
Jeremy Loops – Trading Change
G Love & Special Sauce – Love Saves The Day
Dave Matthews Band – DMBlive 1994-02-22 Trax, Charlottesvilla, VA
Jimi Charles Moody – Islington
The Pines – Above The Prairie
Planet Of The Abts – All Things The Valley
Planet Of The Abts – Planet Of The Abts
Charlie Puth – Nine Track Mind
Chris Robinson Brotherhood – 2016 New Years Run Selections (Raven’s Reels)
Bill Ryder-Jones – West Kirby County Primary
Secret Source – Rotating EP
Shurman – East Side Of Love
Luke Sital-Singh – The Breakneck Speed Of Tomorrow
Leo Stannard – Free Rein EP
Stolen Ogre – Road To Jericho
SWMRS – Drive North
Lawrence Taylor – Bang Bang EP
Various – God Don’t Never Change: The Songs of Blind Willie Johnson
Various – Day Of The Dead (album preview)
Walking On Cars – Everything This Way
Zayn – Mind Of Mine
2zueins! – Plus X EP

Gesehen:
Emiliy’s Giant, Werk II, Leipzig
Kafka Tamura, Werk II, Leipzig
Lot, Werk II, Leipzig
SAFI, Werk II, Leipzig
João Soeiro e amigos, Fora de Moda, Lissabon
The Stamp, Täubchenthal, Leipzig
The View, Täubchenthal, Leipzig

Gelesen:
Christian Gailus – Glashaus (2)
Scott Mills – Love You Bye: My Story
Peter Richter – 89/90
Christiann Hennecke & Gabriele Viecens – Der Kirchenkurs. Wege zu einer Kirche der Beteiligung
Reinhard Körner – Kirchisch für normale Menschen
Heinz Strunk – Der goldene Handschuh

Zu viele Ausrufezeichen

lvz 23.1.2016

Wer bei Facebook, WhatsApp & Co. sein Gegenüber die ganze Zeit in Großbuchstaben antextet, sendet eine unmissverständliche Botschaft – allerdings keine besonders nette. Ständiges Großschreiben bedeutet nämlich: Da schreit, da brüllt jemand herum. So steht es in den Netiquetten, dem Knigge für die Datenautobahn mit Verhaltensregeln zum Miteinander im Internet. Über die Jahre hat sich diese Deutung eingebürgert: Wer nur in Großbuchstaben tippt, wird als hysterisch, genervt oder wütend wahrgenommen. Wer will das schon?

Ganz ähnlich ist das auch mit Ausrufezeichen: in E-Mails oder Briefen, ja sogar bei Aushängen des Hausmeisters im Treppenhaus. Immer wieder mal bekommt man schriftliche Botschaften, in denen es regelrecht vor Ausrufezeichen wimmelt. Es ist die eine Sache, jemanden um etwas zu bitten. Oder in aller Klarheit etwas Berechtigtes einzufordern. Aber! Wenn! Dann! Gefühlt! Nach! Jedem! Wort! ein Ausrufezeichen folgt, dann liest sich das, als wäre man bei der Armee und es regnet gerade Befehle auf die Untergebenen herab: Machen Sie das! Tun Sie jenes! Unterlassen Sie dieses! Keine besonders angenehme Atmosphäre, wo man doch eigentlich auf die Einsicht, das Wohlwollen und die Kooperation des Adressaten hofft …

Ich erinnere mich noch gut an den Deutschunterricht in der Schule. Die Lehrerin meinte da zu uns: „Stellt Euch vor, Ausrufezeichen wären unheimlich kostbar und teuer. Die benutzt Ihr also nur sparsam; nur, wenn es unbedingt sein muss.“ Das finde ich schlau. Das Ausrufezeichen ist ein hilfreiches Signal, wenn mal was wirklich wichtig ist. Doch es ist kein Standardsatzende, damit das zuvor Geschriebene ein wenig wichtiger oder nachdrücklicher wirkt. Wenn mich jemand schriftlich um etwas bittet, mich ermahnt oder – von mir aus – auch mal so richtig sauer auf mich ist: Ohne Ausrufezeichen-Flut und Großbuchstaben-Attacke bin ich garantiert empfänglicher für derartige Botschaften.

Das lässt sich auch gut auf die großen Diskurse unserer Tage beziehen: Gerade bei ernsten Angelegenheiten, in hitzigen Debatten oder brenzligen Situationen können Sachlichkeit, Höflichkeit und Fairness nämlich niemals schaden.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die “Leipziger Volkszeitung” geschrieben, in der er am 23. Januar 2016 in der Kolumnen-Reihe “Gedanken zum Wochenende” erschienen ist.

Mein 2015: Ein Fazit.

USA 2015

Das war also 2015. Es beginnt in Weinsberg und mit einem Rückflug gen Leipzig. Dann Brighton. Hof. Dresden. Werdau, immer wieder und immer gern. London. Trebsen. New York. Washington. Boston. Englewood, New Jersey. Erfurt. Sheffield. Frankfurt. Berlin. Düsseldorf. München. Bari. Markkleeberg. Wunderbare Reisen, Wiedersehen mit alten Freunden. Ob in Manhattan oder Schwedt: das gute Gefühl, willkommen zu sein. Unvergessliche Stunden auf zwei Kontinenten. Zweiter Platz für 2zueins! beim Slam in der ausverkaufen Moritzbastei. Überhaupt, so viele Konzerte gespielt wie lange nicht. Voller Stolz „Kratzer“ rausgehauen, meine Solo-EP. Vorbereitungen für den Katholikentag. Erkundungen. Steuergruppen. Großtreffen. Protokolle. Die neue Propstei. Neuerdings „Einzelpersönlichkeit“ im Diözesanrat. Diözese neuerdings ohne Bischof. Tolle Feiern: 50. Geburtstag hier, Silberhochzeit da. Die Taufe des Patenkindes. Ein weiteres Patenkind. Schon mehr als fünf Jahre an Heldenstadt.de mitbauen, geil. (Viel zu) viele Serien bingegewatcht. Unwirklich: das dritte Weihnachten seit Mutterns Tod. Das erste ohne Bärbel (Du fehlst). Nachdenken über Veränderung. Tiefe Dankbarkeit für das Erreichte, Erlebte, Erfahrene. Und dann ein Jahresende zwischen Wunder und Hiobsbotschaft. Gelernte Lektion 2015? Tu nie was, nie was ohne Musik.

Italien 2015

Hier noch einmal meine Lieblings-Listen 2015 im Überblick:
Lieblingsalben 2015
Lieblingskonzerte 2015
Lieblingslieder 2015

Danke, werter Besucher, für’s Mitlesen, Dabeisein, Begleiten und Beobachten im Jahr 2015 – ich freue mich auf 2016 und viele neue Lieder, Bücher, Reisen, Eindrücke, Momente und Blogeinträge.

Ältere Jahresrückblicke:
2014 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2013 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2012 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2011 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2010 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2009
2008
2006
2005
2004

4. Quartal 2015

Gehört:
A Thousand Horses – Southernality
Adele – 25
Eric Clapton – Unplugged (Remaster)
Alberta Cross – Alberta Cross
AnnenMayKantereit – Wird schon irgendwie gehen
Joseph Arthur – Days Of Surrender
Blitzen Trapper – All Across This Land
Built To Spill – The Electronic Anthology Project
City and Colour – If I Should Go Before You
Robert Cray – 4 Nights Of 40 Years Live
Dawes – Spotify Sessions
The Decemberists – Florasongs
Desaparecidos – Payola
George Ezra – Live in London EP
Foo Fighters – St. Cecilia EP
Jackie Greene – Back To Birth
Glen Hansard – Didn’t He Ramble
Grateful Dead – 30 Days Of Dead (Nov 2015)
Grateful Dead – Fare Thee Well (Live 7/5/2015)
Kraftklub – Randale (live)
Teddy Kumpel – Loopestra, Vol. 1
Dave Matthews Band – DMBlive 1998-11-30 First Union Center, Philadelphia, PA
Dave Matthews Band – Encore Trax – Alpine Valley Extended
Dave Matthews Band – Live Trax, Vol. 35: 2009-06-20 Burgettstown, PA
Dave Matthews Band – Live Trax, Vol. 36: 2015-07-26 Alpine Valley, Elkhorn, WI
Christy Moore – Ride On
Alanis Morissette – Jagged Little Pill (2015 Remaster)
Andreas Ottensamer – Brahms
Josh Ritter – Sermon On The Rocks
Various – Unter meinem Bett

Gesehen:
Dave Matthews Band, Zenit, München
Dave Matthews Band, Columbiahalle, Berlin
Dave Matthews Band, Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf
Gregor Meyle, Haus Auensee, Leipzig
Fritz Tonhammer, Bahnhof, Werdau

Gelesen:
Georg M. Hafner & Esther Schapira – Israel ist an allem schuld
Lorenz Just – Mohammed. Das unbekannte Leben des Propheten
John Katzenbach – Der Patient
Stephen King – Revival
Hans Küng – Jesus

Friedhöfe und Flughäfen

LVZ-Kolumne Juli 2015

Das kleine Mädchen, es war vier, fünf Jahre alt, stand mit seiner Oma am Eingang des Friedhofes. Es war ein drückend heißer Sommertag, und wahrscheinlich wollte die Oma dringend die Blumen auf den Gräbern ihrer Angehörigen gießen, damit dort nichts vertrocknet oder eingeht.

Die Enkelin, die sie mitgenommen hatte, war ganz aufgeregt. Wahrscheinlich war sie noch nicht oft auf dem Friedhof – die schattenspendenden Bäume und schönen Wege schienen sie mächtig zu beeindrucken. „Oma, Oma, das ist aber ein großer Flughafen“ rief die Kleine auf einmal. Erst dachte ich, ich hätte mich verhört, aber schon folgte die amüsierte Antwort der älteren Dame: „Schatz, das hier ist doch kein Flughafen, das ist ein Friedhof!“

Ich musste auch schmunzeln. Aus irgendeinem Grund hatte das Mädchen die Begriffe verwechselt – für sie war der „Friedhof“ eben der „Flughafen“. Schon komisch, worauf Kinder kommen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto toller fand ich den Versprecher des Mädchens.

Vielleicht war es ja die naive Vorstellung des Enkelkindes, dass die Verstorbenen in den Himmel kommen – wie sollen sie da sonst anders hin gelangen, als mit einem Flugzeug? Aber auch sonst haben Flughäfen und Friedhöfe durchaus was gemeinsam. Die Hoffnung zum Beispiel. Die Hoffnung auf etwas Neues, Unbekanntes – wenn ich verreise, bin ich gespannt, was mich erwartet: wie wird es dort sein, nach meiner Ankunft? Warten dort gute oder anstrengende Erlebnisse und Erfahrungen auf mich? Werde ich willkommen sein?

Ebenso bin ich gespannt auf das, was mich wohl erwartet, wenn ich einmal gestorben bin. Wer oder was wird mich dann erwarten? Wir Christen haben die Hoffnung, am Ende dieser Reise bei Gott zu sein. Wie auf Reisen mit dem Flugzeug hoffe ich in meinem Leben auf ein Ziel, für das sich die Reise, die Anstrengung lohnt.

Dem kleinen Mädchen mag der Versprecher aus Versehen rausgerutscht sein. Ohne es zu wissen, hat die Kleine dafür gesorgt, dass ich jetzt dieses neue Bild im Kopf habe: von Friedhöfen – als Flughäfen. Für die Reise zwischen Erde und Himmel, von den Menschen zu Gott.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die „Leipziger Volkszeitung“ geschrieben, in der er am 18. Juli 2015 in der Kolumnen-Reihe “Gedanken zum Wochenende” erschienen ist.