Sei netter zu dir!

„Sei mal ein bisschen netter zu Dir!” Diese Aufforderung hatte jemand mit einem Textmarker ans Haltestellenwartehäuschen gekritzelt. Daneben ein kleines lachendes Herzchen. Ja, ich hatte das schon richtig gelesen: „Sei netter zu Dir!“ Das war direkt an die gerichtet, die hier gerade warten und das zufällig lesen. In diesem Fall also: an mich.

Wie garstig bin ich häufig zu mir selbst: So manches Fast Food, das ich esse, weil’s mal wieder schnell gehen muss, ist keine Belohnung, sondern eher eine Bestrafung für meinen Körper. Auch setze ich mich gerne mal unter Erfolgsdruck oder bin im Dauerstress. Oder gehe hart ins Gericht mit mir selbst, wenn mir etwas nicht so gelungen ist, wie erhofft. In all diesen Situationen bin ich nicht gerade nett zu mir und meiner Seele.

Zu sich selbst etwas freundlicher zu sein, ist nicht egoistisch oder selbstverliebt. Sondern gesund. Als Christ glaube ich, dass Gott mich liebt, so wie ich bin, ohne Leistungsnachweis und Erfolgskontrolle. Und wenn es in der Bibel heißt: „Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst“, dann steht das da aus gutem Grund.

Ich muss mich ja nicht gleich für den Allergrößten, Besten, Tollsten halten. Doch darf und sollte ich mich selbst mögen, mir auch mal eine Schwäche oder ein Versagen verzeihen und mir immer wieder mal etwas Gutes tun. Eben … ein bisschen netter zu mir selbst sein.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 14. März 2025 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Wolfgang Thierse: Merz darf kein „Mini-Trump“ werden!

Ich habe ich mit Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse über das Ergebnis der Bundestagwahl 2025 gesprochen – für „Mit Herz und Haltung“. Der Podcast-Name passt mal wieder super: Thierse erklärt beherzt, warum Friedrich Merz nicht zu einem „Mini-Trump“ werden sollte und warum er auf die FDP im Moment gut verzichten kann. Auch geht er mit seiner eigenen Partei hart ins Gericht. Und immer bleibt seine Haltung als Sozialdemokrat und Christ klar erkennbar. Hörempfehlung!

Update: Und so berichten die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) und Domradio.de über das Interview.

Experiment Pfarrertausch: Zehn Tage in einer böhmischen Landpfarrei

Ende Januar 2025 wagte Bertram Wolf, Pfarrer in Gera, das Experiment, mit seinem Kollegen aus dem westböhmischen Stribro für zehn Tage Gemeinde und Pfarrhaus zu tauschen. Dort feierte er Gottesdienste, sprach mit Gläubigen, besuchte Rathaus, Kloster und Ordinariat und kümmerte sich um den Pfarrhauskater Bertik. Was er beim Blick über den Tellerrand gelernt hat, wie in der tschechischen Diaspora Synodalität gelebt wird und warum er das Experiment zur Nachahmung empfiehlt, hat er mir im Podcast „Mit Herz und Haltung“ erzählt. Jetzt anhören – überall, wo es Podcasts gibt.

Beim Namen gerufen

Daniel Heinze über die Wichtigkeit von Namen

Biblische Vornamen stehen bei Leipziger Eltern gerade hoch im Kurs. Laut Statistik der Stadt haben letztes Jahr 42 Babys den Namen Noah bekommen; ein Favorit übrigens in ganz Deutschland. 31 Mal fiel die Entscheidung auf Adam, 32 Mal auf Levi. Noah, das ist laut Bibel der, der die Arche mit allen Tieren durch die Sintflut navigiert hat. Adam war der allererste Mensch und auf Levi geht einer der zwölf Stämme Israels zurück, aus dem die Priester kamen, die Leviten. 

Ob die Eltern sich bewusst für diese Namen entschieden haben, weil sie auf Bibelstars zurückgehen, wissen wir nicht. Vermutlich eher nicht. Und natürlich finden sich auch nicht-biblische Namen in den Leipziger Charts; Ida, Oskar, Emil, Mia und Emma etwa. 

Alle Namen haben was gemeinsam: Die Eltern haben intensiv überlegt, wie ihr Kind heißen soll. Schließlich wird der Vorname zu einem Teil der Persönlichkeit und des ganzen Lebens. Er soll nicht nur schön klingen und gut zum Familiennamen passen, sondern auch ein Zuspruch sein, eine Art Segen. 

In der Bibel ist eine wunderschöne Zusage Gottes an die Menschen überliefert: “Ich habe dich bei deinem Namen gerufen”, heißt es da. Eben nicht: Hey, Ihr Menschlein! Sondern: Du, Mia! Du, Oskar! Mir tut dieser Gedanke gut: Gott will mit seiner Liebe ganz konkret für mich da sein. Er ruft mich bei meinem Namen. Welchen auch immer meine Eltern mir einst gegeben haben.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 31. Januar 2025 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Jauchzet! Frohlocket!

Daniel Heinze über Weihnachten als Zeit der Musik

Ist etwas wirklich wichtig und bedeutend, dann gibt es mit Sicherheit Lieder darüber. Das beste Beispiel ist die Liebe – wie schön ist es, geliebt zu sein und andere zu lieben. Deshalb singen Menschen auch so viel davon. Nicht zu vergessen all die Songs über Liebeskummer und Beziehungsstress! Es gibt Lieder über das Feiern, Balladen über den Sinn des Lebens, ironische Songs, die die Welt beschreiben oder auch unbeschwerte, alberne Gassenhauer, weil Spaß zu haben eben auch zum Leben gehört. 

Ist etwas wirklich wichtig und bedeutend, dann gibt es Lieder darüber – das gilt ganz besonders für die Advents- und Weihnachtszeit. Von “Last Christmas” im Radio bis zu Bachs Weihnachtsoratorium in den Kirchen, von „In der Weihnachtsbäckerei“ bis „Stille Nacht“: Weihnachten ist die meistbesungene Zeit des Jahres. 

Weil sie uns so am Herzen liegt. Eine Zeit, in der wir Kerzen gegen die Dunkelheit anzünden und uns mit Geschenken und gutem Essen versichern, wie gern wir uns haben. Für Christinnen und Christen ist der Kern dieser Zeit die Geburt von Jesus. Gott wird Mensch, lautet die frohe Weihnachtsbotschaft.Das fällt definitiv in die Kategorie “wichtig und bedeutend” und es ist wunderbar, dass wir so viele Lieder, Choräle, Oratorien und Superhits rund um das Fest von Jesu Geburt kennen und sie immer wieder singen. Jauchzet! Frohlocket! Eine Weihnachtszeit voller Musik wünsche ich Ihnen und mir.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 13. Dezember 2024 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Achtung, Insta-Traumpaar!

Daniel Heinze fragt sich, wie authentisch wir auf Instagram und Facebook sind

Liebe vor Leuten hat nix zu bedeuten. An den Spruch musste ich bei dieser paradox klingenden Meldung denken: Ein US-Psychologe hat beobachtet, dass glückliche Paare kaum Beziehungsfotos in soziale Netzwerke stellen. Dieses eine Pärchen allerdings, das immer und immer wieder Bilder von Wochenendtrips und Barbesuchen postet und ständig verliebt lächelt – gut möglich, dass es bei dem in Wahrheit gerade kriselt. Die These des Psychologen: Paare mit Beziehungsstress veröffentlichen sowas häufig, um sich selbst zu beruhigen. 

Wer Dinge aus dem Privatleben postet, präsentiert damit meistens ein „Best Of“; Ängste und Sorgen sind seltener Thema. Nun muss ich nicht hinter jedem Instagram-Pärchenbild gleich eine handfeste Beziehungskrise vermuten. Doch bei Leuten, die permanent ihr nices Couple-Life zur Schau stellen, frage ich mich schon: Wenn bei Euch alles so toll ist, warum ist es Euch dann so wichtig, dass das auch ja alle sehen?  

Ich teile auch gern mal Momente aus meinem Leben in sozialen Netzwerken. Ganz intensive, private Glücksmomente behalte ich lieber für mich. Social Media macht mir immer dann Freude, wenn es kein Wettrennen ist: Wer hat den hottesten Body? Wer führt führt die romantischste Bilderbuchbeziehung? Sondern wenn ich echten Menschen begegne, und erahnen kann, was sie wirklich denken, glauben oder lieben.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 25. Oktober 2024 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Gnade, Glaube, Freiheit aus islamischer Perspektive

Wie blickt der Islam auf Begriffe und Konzepte wie Gnade, Freiheit, Rechtfertigung – die in der christlichen Theologie ja eine zentrale Rolle spielen? Das habe ich kurz vor dem 25. Jubiläum der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi vom Zentrum für Islamische Theologie Münster (ZIT) gefragt. Unser Gespräch hört Ihr jetzt bei „Mit Herz und Haltung“, dem Podcast aus der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen und der Herder Korrespondenz, hier oder überall, wo’s Podcasts gibt.

Gegen Wände rennen?

Daniel Heinze über Perspektivwechsel und lohnende Umwege

Eine Karikatur, die ich neulich in einer Zeitschrift gesehen habe: ein Typ steht vor einer Wand. So dicht dran, dass seine Hände und sein Kopf die Wand berühren. In seinem Blickfeld sieht dieser Mensch also nichts als bröckelnden Putz und Ziegelsteine. Da ist kein Durchkommen. Schluss, Aus, Ende. 

Als Betrachter der Szene sehe ich, was der Kerl gerade nicht sehen kann: Würde er nur drei, vier Schritte von der Wand zurücktreten, würde er bemerken, dass die ach so große Barriere nur wenige Meter breit ist! Ein paar Schritte nach links oder rechts und er könnte problemlos an dem Hindernis vorbeigehen. Freie Sicht, freie Bahn – das Problem wäre gelöst. 

Mir passiert das immer wieder. Und vermutlich bin ich damit nicht allein. Ich bin viel zu nah dran an einer Sache, einem Problem. Ich renne gegen Wände, halte etwas für alternativlos, sehe keinen Ausweg. Ja, dann bin ich der Typ aus der Karikatur und berühre mit der Nasenspitze schon die Steinmauer. Ich will mir zurufen: Geh ein paar Schritte zurück! Dann schau nochmal genau hin! 

Denn mitunter offenbart sich schon durch einen kleinen Perspektivwechsel ein neuer Weg, den ich vorher gar nicht mehr sehen konnte. Ein paar zusätzliche Schritte sind dann vielleicht nötig. Aber die wären es wert, um das eben noch für unüberwindbar gehaltene Hindernis zu umgehen und eben nicht gegen Wände zu rennen.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 6. September 2024 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Frieden ist richtig Arbeit

Daniel Heinze über die uralte Sehnsucht nach einer friedlichen Welt

“Zukunft hat der Mensch des Friedens” – mit diesem Satz aus einem Psalm in der Bibel ist der 103. Deutsche Katholikentag überschrieben, der noch bis Sonntag in Erfurt läuft. Ein Satz, den ich gerade ständig in die Welt hinaus rufen möchte: wenn ich Nachrichten schaue, Zeitung lese oder mir im Internet von Krieg, Unfrieden und Ungerechtigkeit berichtet wird. Mensch, Leute, Zukunft hat der Mensch des Friedens!

Ein Jahrtausende alter Satz. Schon damals war das wohl auch vor allem eine Sehnsucht; eine Hoffnung, der man sich einander vergewissert, um sie vor lauter Konflikten, Sorgen, Problemen des Lebens nicht zu vergessen. 

Die Sache ist nur … Frieden ist nichts, was ich nur von anderen erwarten oder einfordern kann: von der Welt, oder von “denen da oben”. Frieden ist immer auch eine Haltung, eine Grundeinstellung für mich selbst. Und ein “Mensch des Friedens” zu werden, ist richtig Arbeit. Es bedeutet, eben nicht der zänkische Kollege zu sein, der gerne mal über die anderen lästert. Nicht der Typ, der ständig mit den Nachbarn streitet und der immer nur auf sein Recht pocht. 

Es geht darum, Rücksicht zu nehmen. Auch das Wohlergehen der anderen im Blick zu haben. Zu akzeptieren, dass sich auch mal was verändern muss. Zu verstehen, dass sich eine gute Zukunft nur zusammen gestalten lässt. Ja, Frieden ist anstrengend, konkret, handfest. Aber nur so wird aus dieser Sehnsucht Wirklichkeit.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 31. Mai2024 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Jeder kann zum Heiler werden

Daniel Heinze über eine Idee von Jesus, die nichts mit Quacksalberei zu tun hat

Christinnen und Christen können andere Menschen heilen! So lautet eine Vorhersage von Jesus. In der Bibel steht, dass der auferstandene Jesus seinen Freunden auftrug: “Geht hinaus in die Welt, und verkündet die Frohe Botschaft allen Geschöpfen!” Die, die zum Glauben finden, werde man an ihren Handlungen erkennen: “Die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.”

Heil als Aufgabe für alle Gläubigen? Wie soll das gehen, wo ich doch von Medizin gar keine Ahnung habe? Unseriöse Quacksalber und Scharlatane gibt’s schon viel zu viele auf dieser Welt! Jetzt auch noch Christen, die sich als “Heiler” ausgeben? 

Ich glaube, Jesus hatte keine medizinischen Wunder im Sinn. Für ihn war das eine logische Konsequenz: Wer den Glauben annimmt und es damit wirklich ernst meint, strebt nach einer Lebenshaltung, die auch anderen gut tut. So eine Art liebevolle Grundeinstellung der Welt und den Menschen gegenüber. 

Denn alle haben Fähigkeiten, die für andere heilend sein können: das geduldige Zuhören, wenn nachts ein Freund anruft, dem es dreckig geht. Das In-den-Arm-nehmen, wenn jemand trauert. Die helfende Hand, wenn ich mit einer Aufgabe überfordert bin. Oder die Gabe, andere anzunehmen, so, wie sie sind. 

Ja, die Zuwendung zu meinen Mitmenschen hilft. Sie spendet Trost und Nähe. Eine schöne Vision von Jesus für uns Menschen: Alle können und sollen zu Heilenden werden – und damit zum Segen für andere!

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 12. April 2024 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.