Frieden ist richtig Arbeit

Daniel Heinze über die uralte Sehnsucht nach einer friedlichen Welt

“Zukunft hat der Mensch des Friedens” – mit diesem Satz aus einem Psalm in der Bibel ist der 103. Deutsche Katholikentag überschrieben, der noch bis Sonntag in Erfurt läuft. Ein Satz, den ich gerade ständig in die Welt hinaus rufen möchte: wenn ich Nachrichten schaue, Zeitung lese oder mir im Internet von Krieg, Unfrieden und Ungerechtigkeit berichtet wird. Mensch, Leute, Zukunft hat der Mensch des Friedens!

Ein Jahrtausende alter Satz. Schon damals war das wohl auch vor allem eine Sehnsucht; eine Hoffnung, der man sich einander vergewissert, um sie vor lauter Konflikten, Sorgen, Problemen des Lebens nicht zu vergessen. 

Die Sache ist nur … Frieden ist nichts, was ich nur von anderen erwarten oder einfordern kann: von der Welt, oder von “denen da oben”. Frieden ist immer auch eine Haltung, eine Grundeinstellung für mich selbst. Und ein “Mensch des Friedens” zu werden, ist richtig Arbeit. Es bedeutet, eben nicht der zänkische Kollege zu sein, der gerne mal über die anderen lästert. Nicht der Typ, der ständig mit den Nachbarn streitet und der immer nur auf sein Recht pocht. 

Es geht darum, Rücksicht zu nehmen. Auch das Wohlergehen der anderen im Blick zu haben. Zu akzeptieren, dass sich auch mal was verändern muss. Zu verstehen, dass sich eine gute Zukunft nur zusammen gestalten lässt. Ja, Frieden ist anstrengend, konkret, handfest. Aber nur so wird aus dieser Sehnsucht Wirklichkeit.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 31. Mai2024 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Jeder kann zum Heiler werden

Daniel Heinze über eine Idee von Jesus, die nichts mit Quacksalberei zu tun hat

Christinnen und Christen können andere Menschen heilen! So lautet eine Vorhersage von Jesus. In der Bibel steht, dass der auferstandene Jesus seinen Freunden auftrug: “Geht hinaus in die Welt, und verkündet die Frohe Botschaft allen Geschöpfen!” Die, die zum Glauben finden, werde man an ihren Handlungen erkennen: “Die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.”

Heil als Aufgabe für alle Gläubigen? Wie soll das gehen, wo ich doch von Medizin gar keine Ahnung habe? Unseriöse Quacksalber und Scharlatane gibt’s schon viel zu viele auf dieser Welt! Jetzt auch noch Christen, die sich als “Heiler” ausgeben? 

Ich glaube, Jesus hatte keine medizinischen Wunder im Sinn. Für ihn war das eine logische Konsequenz: Wer den Glauben annimmt und es damit wirklich ernst meint, strebt nach einer Lebenshaltung, die auch anderen gut tut. So eine Art liebevolle Grundeinstellung der Welt und den Menschen gegenüber. 

Denn alle haben Fähigkeiten, die für andere heilend sein können: das geduldige Zuhören, wenn nachts ein Freund anruft, dem es dreckig geht. Das In-den-Arm-nehmen, wenn jemand trauert. Die helfende Hand, wenn ich mit einer Aufgabe überfordert bin. Oder die Gabe, andere anzunehmen, so, wie sie sind. 

Ja, die Zuwendung zu meinen Mitmenschen hilft. Sie spendet Trost und Nähe. Eine schöne Vision von Jesus für uns Menschen: Alle können und sollen zu Heilenden werden – und damit zum Segen für andere!

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 12. April 2024 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Zeit für Gewinner!

Daniel Heinze empfiehlt einen lebensfrohen Blick auf die Fastenzeit bis Ostern

Kein Fleisch, nix Süßes, weniger Alkohol, keine Netflix-Serienmarathons oder sieben Wochen ohne Partys – Vorsätze für die Fastenzeit seit Aschermittwoch haben häufig mit Verzicht zu tun. Klar, sind die sieben Wochen bis zum Osterfest für Christinnen und Christen doch als Zeit des Innehaltens und Nachdenkens gedacht. 

Da ist Auf-etwas-verzichten ein guter Weg, um im eigenen Leben Platz zu schaffen für Wichtigeres. Alles gut und schön also – nur leider auch echt freudlos und, mit Verlaub, ganz schön unsexy. Manche hören die Worte “Fastenzeit” und “Verzicht” und sehen sofort schlecht gelaunte Menschen vor ihrem inneren Auge. Latent gereizte Miesepeter und -petras, die allen mit ihrem Fasten-Verzichts-Frust die Lust am Leben rauben.

Hier ist besseres Fastenzeit-Marketing gefragt. Nicht das, worauf ich verzichte, ist das Entscheidende. Sondern das, was ich dadurch gewinne! Das sind vor allem mehr Zeit und Raum im Alltag für Fragen, die mich beschäftigen. Für meine Beziehung mit Gott. Für Themen und Menschen, die mir am Herzen liegen. Einen noch klareren Kopf und Platz für neue Gedanken. 

Die Fastenzeit kann also echten Mehrwert für mein Leben schaffen. So gesehen erledigt sich auch das Schlechte-Laune-Klischee; schließlich ist das ein Grund zur Freude! Von wegen Verzicht. Wer fastet, verliert nichts. Aber kann eine Menge gewinnen.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 16. Februar 2024 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Mein 2023: Ein Fazit.

Well, let them take you for a clown
And they’re bound to bring you down
You got to make it through the world if you can
Well you think they’re doing you wrong,
but you got here on your own
You got to make it through the world if you can


A Period Of Transition nannte der irische Musiker Van Morrison sein siebentes Studioalbum. Es erschien 1977 und fiel bei Fans und Kritikern zunächst durch. Van The Man biedere sich ein wenig zu doll dem Zeitgeist an, moserten die einen. Dem gehen langsam die Ideen aus, maulten die anderen. Er selbst sah die Platte als das, was ihr Titel versprach: eine Momentaufnahme, einen eher flüchtigen Schnappschuss. Knapp fünfzig Jahre später konstatieren Kritik und Fangemeinde: A Period Of Transition ist erstaunlich gut gealtert und hat den Weg geebnet für wenig später folgende Morrison-Großtaten wie Wavelenght und vor allem Into The Music.

Was das alles mit meinem 2023 zu tun hat? Nun, für mich fühlt sich das Jahr, das jetzt Ende geht, wie A Period Of Transition an. Einmal im Wortsinne, weil gerade so viel in Bewegung ist und ich die Welt um mich herum und mich in ihr drin wie in einer Art Dauerveränderungsphase wahrnehme. Gar nicht das schlechteste Gefühl, übrigens; besser, als es sich auf vermeintlichen Gewissheiten und Sicherheiten allzu zu bequem zu machen.

Aber auch mit Blick auf A Period Of Transition, das Musikalbum, sehe ich Parallelen zu 2023. Bescheinigt doch die kritisierende und interpretierende Zunft diesem Jahr, dass es maximal ein mittelmäßiges, eher ein mieses war. Mit Blick auf Kriege und globale Krisen kann man da nur schwer dagegenhalten. Ich wünsche mir dennoch, dass wir mit etwas Abstand (und wenn’s fünfzig Jahre braucht) auch die guten Momente dieses Jahres werden wertschätzen können – denn die gab es eben auch, und nicht zu knapp.

2023 als eine Phase des Übergangs. Keine Ahnung, ob diese Phase 2024 andauern wird oder enden und in etwas Neues, Unerwartetes münden. Optimist, der ich bin und bleibe, freue ich mich auf das, was kommt und lege das alte Jahr erstmal zu den Akten – mit einem gewissen Kopfkratzen, ja. Aber eben auch mit einem Lächeln.

Hier noch einmal meine Lieblings-Listen 2023 im Überblick:
Lieblingsalben 2023
Lieblingskonzerte 2023
Lieblingslieder 2023

Danke, werte Besucher*innen, für’s Mitlesen, Dabeisein, Begleiten und Beobachten im Jahr 2023 – ich freue mich auf 2024 und viele neue Lieder, Bücher, Reisen, Eindrücke, Momente und Blogeinträge.

Ältere Jahresrückblicke:
2022 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2021 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2020 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2019 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2018 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2017 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2016 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2015 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2014 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2013 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2012 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2011 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2010 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2009
2008
2006
2005
2004

Mieses 2023?

Oft konnte man in den letzten Tagen lesen oder hören: „Gut, dass dieses miese Jahr 2023 jetzt zu Ende ist!“ Viele sind genervt und erschöpft von den unzähligen Problemen, Kriegen und Debatten, die 2023 die Nachrichten und die Gespräche auf Familienfeiern oder beim Feierabendbierchen bestimmt haben. Dass sie sich einen Schlussstrich unter all die Dauerkrisen wünschen, kann ich gut nachvollziehen.

Nur ist es leider recht unwahrscheinlich, dass sich all die komplexen Themen mit dem Jahreswechsel erledigen werden – bloß, weil sich die Jahreszahl ändert, wird nicht magisch Frieden auf Erden, ist die Klimakrise nicht abgehakt oder sind die Haushaltssorgen der Bundesregierung kein Schnee von gestern. Die anstrengenden Nachrichten werden weitergehen. Da scheint es mir sinnvoller, mal zu überlegen, ob ich als einzelner ja vielleicht in meinem Alltag etwas ganz Konkretes anpacken könnte, das die Welt ein wenig besser macht.

Außerdem: kein Jahr ist immer nur von vorn bis hinten mies. Auch 2023 haben sich Menschen verliebt. Geheiratet. Eine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Kinder bekommen. Laufen gelernt. Anderen geholfen. Geld gespendet. Sich ehrenamtlich engagiert. Nein, dadurch lösen sich die großen Krisen nicht in Luft auf. Und doch haben auch diese vermeintlich kleinen, guten Dinge 2023 mitgeprägt. Sie geben mir Kraft und Hoffnung für das neue Jahr. Denn das wird gewiss auch wieder herausfordernd. Los, packen wir’s an!

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 29. Dezember 2023 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist. Außerdem ist er als „Impuls der Woche“ auf Kirche-Leipzig.de abrufbar.

Nur Geduld? Gar nicht so leicht!

Ich bin ein schrecklich ungeduldiger Mensch. Am liebsten passiert bei mir immer alles gleich und sofort. Wenn ich mir etwas Neues kaufe, einen Laptop zum Beispiel – dann sollte der bitte einfach hochfahren und sofort tadellos funktionieren, ohne tausend Zusatzinstallationen, Anmeldungen und Updates. Noch irgendwas einstellen? Herunterladen? Nachträglich installieren? Da bin ich sehr schnell sehr hart genervt. 

Auch wenn ich mich mit Menschen streite, die mir am Herzen liegen: ich ertrage Spannungen und gereizte Stimmung nur schlecht; für lange Unausgesprochenes zwischen uns fehlt mir die Geduld. Am liebsten würde ich solche Sachen immer sofort klären und aus der Welt schaffen. 

Auf meine Ungeduld bin ich nicht stolz. Hut ab vor allen, die einen langen Atem haben. Nicht nach ein paar Fehlversuchen alles hinschmeißen. Die auch mal warten können, bis die Zeit reif ist. Das Talent besitzen, anderen Menschen etwas beizubringen, und nicht gleich sauer werden, wenn man es nicht auf Anhieb kapiert. 

Geduldig zu sein bedeutet nämlich nicht automatisch, stets alles auszusitzen oder einfach auf bessere Zeiten zu hoffen. Geduldig zu sein bedeutet, andere zu tragen und zu er-tragen, sich auch mal zurücknehmen zu können. Zu verstehen, dass es manchmal Zeit braucht, bis ich die richtige Idee habe, die vernünftigste Kaufentscheidung treffe oder das versöhnende Wort sagen oder annehmen kann. Nur Geduld? Ich will es versuchen.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 3. November 2023 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Die Ethik sozialer Medien & Namenlose Frauen in der Bibel

Zwei Interviews, die ich in den letzten Wochen für den Podcast „Mit Herz und Haltung“ geführt habe und auf die ich gern hinweisen möchte. Zum einen habe ich im Juli mit der Medienethikerin Prof. Claudia Paganini über soziale Netzwerke gesprochen: Wie haben sich Debatten auch außerhalb der Bildschirme durch gut 15 Jahre mit Social Media verändert und welche Herausforderungen liegen vor uns?

Tipp Nummer 2: „Zeigt Euch“ heißt ein neues Buch, das sich 21 namenlosen Frauen der Bibel nähert. In Lyrik und Prosa, nachdenklich, wortgewaltig, herausfordernd. Eine der Autorinnen ist die in Chemnitz lebende Theologin Prof. Hildegard König; sie gibt Auskunft über das Buchprojekt und die Bedeutung dieser Frauen in der Heiligen Schrift:

25 Jahre

Heute vor 25 Jahren hatte ich meinen ersten Arbeitstag als katholischer Kirchenredakteur bei RADIO PSR in Leipzig. Kaum zu glauben, dass das immer noch mein Hauptberuf ist. Vieles, vieles hat sich ringsherum verändert (im Medium Radio wie in der Kirche), Neues ist dazugekommen, längst gehören auch noch andere spannende Arbeitsfelder zu meinem täglichen Tun dazu.

Aber nach wie vor bilden die täglichen Verkündigungsbeiträge „Augenblick mal“ und das wöchentliche Magazin am Sonntagabend den Kern meiner Arbeit, die ich gemeinsam mit Friederike Ursprung verantworte – auch sie ist seit einem Vierteljahrhundert dabei. Dass dieser Kern mir nach wie vor großen Spaß macht, erfüllt mich mit Demut, Dankbarkeit und einer Prise Stolz. Mal schauen, was die nächsten Jahre bringen werden – heute bin ich erstmal froh über das, was wir in all den Jahren tun durften und freu mich auf das, was kommt.

Übrigens: Auf der Website des Bistums hat der Kollege Michael Baudisch eine kleine Lobhudelei aus Anlass dieses Dienstjubiläums geschrieben.

Das Wichtigste zuerst!

“Das Wichtigste zuerst!” Dieses Prinzip lernen Leute, die in den Medien arbeiten, gleich als Erstes. Sei es die Nachricht in der Tageszeitung, die Eilmeldung, die auf dem Handy aufploppt oder die Pressemitteilung eines Unternehmens – denen, die solche Texte erstellen, wird eingeschärft: am Anfang muss immer das stehen, was am Wichtigsten ist. Das, was alle unbedingt wissen müssen. 

Erst dann folgen die Details, ist Raum für Hintergründe und Zusammenhänge. Ich erinnere mich an die Faustregel in meiner Ausbildung: eine gute, professionelle Pressemitteilung muss stets von hinten kürzbar sein. Darüber freuen sich alle, die die Mitteilung lesen und weiterverarbeiten. 

“Das Wichtigste zuerst” – das ist auch sonst ein hilfreiches, gutes Prinzip für’s Leben. Die Menschen, Themen und Termine, die mir am meisten am Herzen liegen, sollten Vorrang haben. Familie, Freunde, ein Engagement im Ehrenamt vielleicht. Und, na klar, idealerweise ein Beruf, der mich erfüllt. “Das Wichtigste zuerst” – dieser Gedanke bewahrt mich davor, mich zu schnell in Nebensächlichem zu verlieren. Ein Prinzip, das Klarheit schafft und für Ordnung sorgt. 

Das funktioniert aber nur, wenn ich überhaupt weiß, wo meine Prioritäten denn liegen. Es tut gut, sich das immer mal bewusst zu machen: Wer und was ist denn wirklich für mich das Wichtigste im Leben?

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 19. Mai in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Unruhe als Dauerzustand? Zur aktuellen Situation in Israel

Vor ein paar Tagen konnte ich ein Gespräch mit dem frisch gewählten Abt der Dormitioabtei in Jerusalem, Pater Nikodemus Schnabel, führen. Thema war die derzeitige politische, gesellschaftliche und interreligiöse Situation in Israel. Ein, wie ich finde, hochspannender reality check. Verfügbar als Folge von „Mit Herz und Haltung“, dem Podcast aus der Katholischen Akademie im Bistum Dresden-Meißen.