Neue Musik: Robert Cray Band, Blues Traveler, Stoppok plus Worthy, The Arcade Fire, The Cat Empire, Orgone, Josh Ritter

The Robert Cray Band – Cookin‘ In Mobile (2010)
Cray und Kumpanen hauen mal wieder ein Livealbum raus, und das macht mal wieder glücklich: es ist dieser vertraute Sound von Soul und Blues, es ist diese klasse Stimme, die da von Herz und Schmerz singt, und es ist vor allem dieser glasklare, unverwechselbare Gitarrensound. Auf den letzten Studioalben mag sie vielleicht ein wenig zu aseptisch und blankpoliert geklungen haben – live ist die Robert Cray Band einfach unschlagbar. Sie groovt, sie swingt, sie lacht, sie weint. Sie macht glücklich. Aber das schrieb ich ja bereits.

Stoppok plus Worthy – Grundblues 2.1 (2010)
Und gleich noch eine Bluesplatte hinterher. Gitarrenarbeiter Stoppok und Bassist Reggie Worthy haben sich in ein Studio verkrochen, um dort ihre Art des Blues aufzunehmen. Das Duo hat alles live eingespielt, sämtliches Schlagwerk haben die beiden mit den Füßen gespielt. Rausgekommen ist eine unterhaltsame Platte mit (vielen musikalischen) Höhen und (vereinzelten lyrischen) Tiefen und ein paar genialen Momenten – erwähnt seien das tieftraurige „Die Antwort“, das schräge „Ich arbeitete“ und das Keimzeit-Cover „Ratten“.

The Arcade Fire – The Suburbs (2010)
Album-des-Jahres-Jubel-Alarm. Die Platte kam gestern erst raus, und mein Feedreader drohte, vor lauter Arcade-Fire-Besprechungen überzuquillen. Noch habe ich keine endgültige Meinung zu dieser CD. „Neon Bible“ war ein Meisterwerk: überschwänglich, groß, bisweilen größenwahnsinnig. „The Suburbs“ kommt konzentrierter, nüchterner, eingängiger, „kleiner“ daher. Ob das neue Album ebenfalls das Zeug zum Meisterwerk hat? Hmm… auch nach mehrmaligem Hören wollte kein Song so wirklich herausstechen. Ich mag insgesamt, was ich höre, vom Hocker reißt es mich aber (noch) nicht.

Blues Traveler – Live At Red Rocks, 2010-07-04 (2010)
In diesem Jahr haben Blues Traveler auf ihrem traditionellen Fourth-Of-July-Konzert im Red Rocks Amphitheatre bei miesestem Wetter, aber vor einem tapfer durchhaltenden Publikum das zwanzigjährige Jubiläum ihres Debütalbum-Releases gefeiert. Und eben dieses gleich mal in voller Länge von vorne bis hinten durchgespielt. Davor noch ein erstes Set mit neuerem Material, und insgesamt wurde das eine der spannendsten Blues Traveler-Shows, die ich in letzter Zeit gehört habe. Die Instant-Live-Aufnahmen (Mischpult-Mixe) der Show sind jetzt – völlig legal und kostenlos – erhältlich: per BitTorrent auf Etree.org. Wer lieber eine Audience-Aufnahme des Konzertes hören möchte, kann das im Live Music Archive tun.

The Cat Empire – Cinema (2010)
Damit zu meinem heißen Anwärter auf den Titel „Album des Jahres“ – zumindest hat mich bisher keine andere 2010er-Veröffentlichung derartig begeistert wie die neue Cat Empire. „Cinema“ startet eher verhalten, entwickelt sich aber nach und nach zu einem Monster. Erneut beeindruckt mich diese Mischung aus Lebensfreude und Partystimmung einerseits und Tiefgang und Melancholie andererseits zutiefst. Es wäre unsinnig, hier irgendwelche Lieblingslieder aufzulisten – ich müsste ab Track drei oder vier im Grunde alles aufzählen, was bis zum Ende des Albums kommt. Dringende Empfehlung, Veröffentlichung in Deutschland ist meines Wissens im August.

Orgone – Cali Fever (2010)
Tolle eMusic-Entdeckung. Klingt nach und fühlt sich an wie bester Siebziger-Jahre-Funk, ist aber aus dem Jahr 2010. Herrliche Sommermusik, gekrönt vom coolen Gesang einer Dame namens Fanny Franklin.

Josh Ritter – So Runs The World Away (2010)
Mit Josh-Ritter-Alben habe ich zwiespältige Erfahrungen gemacht. Oft gab es da drei, vier Songs, die mir richtig gut gefallen haben, zwei, drei weitere, die ich „okay“ fand, und eine Handvoll weiterer Stücke, die mir schlichtweg egal waren. Was natürlich dazu führt, dass ich mir dann später nie wieder die ganze Platte anhöre, sondern immer nur die paar „Perlen“, die ich ausmachen konnte. Völlig anders ist das bei „So Runs The World Away“: Ritters neue CD ist von vorne bis hinten rund, kriegt mich auf ganz unterschiedliche Weisen, zieht mich auch beim x-ten Mal hören in ihren Bann. Für mich die Sternstunde im Schaffen des Songschreibers und -performers Josh Ritter; besonders mit „Lantern“ ist ihm ein Song für die Ewigkeit gelungen.

Neue Musik: The View, The Waifs, Laura Gibson, The Cat Empire u.a.

Es hat sich wieder viel Neues angesammelt in meinen digitalen und realen Plattenregalen. Hier einige Beispiele, die ich für dringend erwähnenswert halte.

Gilles Servat – Je Vous Emporte Dans Mon Coeur (2006)
Eine Empfehlung meines Bandkollegen Heiko, der Gilles Servat wiederum von seinem Vater empfohlen bekam. Servat ist ein französischer Sänger kurz vorm Renteneintrittsalter, der seit 1970 Musik veröffentlicht. Das hier ist ein Konzertmitschnitt aus dem Jahr 2006, wie ich es verstehe, eine Art „Best-Of“-Abend mit Songs aus seiner gesamten Karriere – schöne Lieder auf Französisch und Bretonisch, bisweilen sehr melancholisch, aber äußerst unterhaltsam und eine angenehme Abwechslung.

Laura Gibson – Beasts Of Season (2009)
Ach Mensch, eigentlich verdient diese Platte einen kompletten, eigenen Blogeintrag. Läuft seit Tagen bei mir in heavy rotation. Sängerin aus den USA, das hier ist ihre dritte oder vierte Platte. Aber die erste, die ich kenne – und prompt auch sehr mag. Leicht schrullige Folksongs mit wunderbaren Arrangements, die Stimme erinnert mich gelegentlich an Regina Spektor.

The Cat Empire – Live On Earth (2009)
Meine beiden bisherigen Live-Erfahrungen mit The Cat Empire waren phänomenal: die erste, 2006 in Birmingham, war eines der intensivsten Musikerlebnisse, die ich je hatte; meine zweite, 2007 in Berlin mit meinem Freund Robby, war eine einzige ausgelassene Party und das, obwohl die Musikalität der Jungs fast mehr war, als man bei so einer Show fassen kann. Alle diese Erinnerungen kommen zurück, wenn ich die neue Cat Empire-Liveplatte höre. Diese Doppel-CD bringt mich zum Tanzen (!) und zum Versonnen-Vor-Mich-Hin-Starren, manchmal sogar gleichzeitig. Wahnsinn.

M. Ward – Hold Time (2009)
Wie Laura Gibson ist auch M. Ward so ein Künstler, den ich ohne All Songs Considered nie kennengelernt hätte. Kalifornischer Sänger und Gitarrist, der schon einige Alben veröffentlicht hat, das hier ist sein neuestes. Was mir sehr gefällt, sind die kompakten, cleveren Songs, denen er quirlige Arrangements verpasst hat, wodurch er jede nur mögliche Peinlichkeitsklippe sicher umschifft. Schöne Sache.

The View – Which Bitch? (2009)
Schade, ich fremdle mehr mit diesem Album, als mir lieb ist. Der View-Erstling „Hats Off To The Buskers“ von 2007 war ein Volltreffer, mit vielen rotzigen, aber charmanten Rocksongs. Die gibt es auf der neuen Platte, und zwar zur Genüge. Nur ist die neue CD irgendwie seltsam produziert, The View klingen hier mehr nach Schülerband als auf ihrem Debüt. Aber trotzdem: schöne Songs, und über den Frühling werden wir schon noch Freunde, Which Bitch und ich.

The Waifs – From The Union Of Soul (2009)
Mit „From The Union Of Soul“ legt die australische Folkrock-Institution The Waifs ein Livealbum vor, das wirklich beachtlich ist: von Bluegrass bis Swing, von Songwriter-Pop bis 60s-Satzgesang können die beiden Damen und der Herr offenbar alles. Lustig, herzzerreißend melancholisch, gut gelaunt und doch stellenweise wehmütig… Geile Platte, ein musikgewordenes Antidepressivum.

Strand Of Oaks – Leave Ruin (2009)
Bei eMusic gehört, gemocht, auf gut Glück runtergeladen und seitdem sehr oft gehört: ein Mann, der eigentlich als Lehrer sein Geld verdient und nebenher Musik macht, verzieht sich in die Berge im Norden Pennsylvanias und kehrt mit dieser versponnenen kleinen Songwriter-Platte zurück. Wie Bon Iver mit etwas weniger Liebeskummer, nur anders.

siebenSACHEN vom 1. September 2008. Mit Selig, Grateful Dead, Joseph Arthur u.a.

– Reunion: Selig sind wieder zusammen und wollens noch mal wissen – mit Konzerten und einer neuen Platte im Frühjahr.

– Carried To Dust: hier kann man sich schon mal das am Freitag erscheinende neue Calexico-Album in voller Länge anhören.

– Und gleich noch eine Wiedervereinigung: Grateful Dead gehen für Barack Obama (vielleicht) noch mal auf die Bühne.

Joseph Arthur live bei KEXP (mp3)

– Frisch im Live Music Archive eingetroffen: eine tolle String Cheese Incident-Show von 1997 (mp3/flac / Winamp-Stream)

Seriously, you’re almost more likely to get a blowjob after a gig than sell an MP3: hinreißender Artikel übers Musikverkaufen und -machen im Music Think Tank.

– Weil mir mal wieder nach The Cat Empire ist: der Car Song.

Notizen vom 1. April 2008

– Sowas braucht der Dave Matthews Band-Fan von heute: alle, aber auch alle DMB-CD-Cover in bester Auflösung für iTunes und -Pod bei Flickr.

Moby hat die Spendierhosen an und verschenkt Musik an nichkommerzielle Videofilmer und Filmemacher… (via)

Steven Malkmus And The Jicks live in Washington, das gesamte Konzert zum Download (mp3) dank NPR und „All Songs Considered“.

„fly alone“, „all for one“, „believe“, „rain“, „alone“, „give up“, „smile“, „without you“, „you stop“, „goodbye(s)“, „let you go“, „wonderful“, „bring me down“, „sad eyes“: laut.de über das Album „Fly Alone“ der Deutschlandsuchtdensuperstar-Darsteller.

– Das komplette neue Keith Caputo-Album anhören kann man hier.

R.E.M. blicken im US-Rolling Stone auf ihre Alben zurück.

– Die dritte Single aus dem aktuellen Cat Empire-Album ist „Fishies“: