siebenSONGS 30. Mit The Avett Brothers, Forro In The Dark, Mikroboy, Melissa McLelland u.a.

Ja, schon klar, der Sommer ist wettermäßig bislang unterster Durchschnitt. Schöne Musik ist daher nötiger denn je. Hier sieben akustische Vorschläge zur Rettung der Welt, viel Spaß mit den siebenSONGS 30!

A. A. Bondy – When The Devil’s Loose (mp3)

Forro In The Dark – Light A Candle (mp3)

Melissa McLelland with Ron Sexsmith – Seasoned Lovers (mp3)

The Avett Brothers – I And Love And You (mp3)

Lightning Dust – Never Seen (mp3)

Mikroboy – Raus mit der schlechten Luft, rein mit der guten (mp3)

William Fitzsimmons – You Still Hurt Me (live) (mp3)

Neue Musik: Regina Spektor, Ben Harper, Wilco, Rachael Yamagata u.a.

Kurz vorm Monatsende hier mal wieder ein paar Kurzkritiken zu diversen Neuheiten in meinem Plattenschrank…

Ben Harper & Relentless 7 – White Lies For Dark Times (2009)
Kann ja bald nicht glauben, dass ich diese Platte hier noch nicht ausführlicher gelobt habe… Die Story zum Album kennt ja sicher mittlerweile jeder: Harper hat seinen Innocent Criminals Freigang gegönnt und die neue Band Relentless 7 um sich geschart. Mit der rockt er, dass es eine Freude ist – ein deutlicher Kontrast zu den schönen, aber schon recht betulichen Acoustic-Soul-Ausflügen auf „Lifetime“ und „Both Sides…“. „Lay Down & Hate Me“ und „Boots Like These“ waren der Soundtrack meiner Reise nach Bosnien und Kroatien, und insgesamt werde ich dieses tolle Album in diesem Sommer noch so einige Dutzend Male hören. Wunderbar.

Jack Penate – Everything Is New (2009)
Eher eine Zufallbekanntschaft, der Jack. „Everything Is New“ ist sein zweites Album, kam eben raus. Sein erstes Album kenne ich nicht, aber das Internet sagt, seine neue Platte wäre poppiger, mainstreamiger, bunter als die ältere. Auf mich wirkt sie leicht, aber nicht platt, kurzweilig, aber nicht dumm. Mal erinnert es mich an The Coral und Last Shadow Puppets, im nächsten Moment dann an Edwyn Collins und Pulp. Alles ziemlich britisch, mit ein paar echten Hits („Every Glance“, „Pull My Heart Away“) und ein paar Songs, die gerade langsam, aber sicher zu Lieblingsliedern mutieren („Body Down“, „So Near“).

Regina Spektor – Far (2009)
Endlich – das neue Regina Spektor-Album. Weiß nicht, wie oft ich seit 2006 „Begin To Hope“ und „Soviet Kitsch“ gehört habe. Damals habe ich Regina für mich entdeckt. Habe schonmal irgendwo geschrieben, dass Frau Spektor die erste Sängerin überhaupt ist, die mich mit ihrer Musik genau so heftig berührt wie Sinéad O’Connor, wenn auch auf ganz andere Weise. „Far“ ist wirklich rund, aber eine Platte, die nach und nach wächst. Hits wie „On The Radio“ oder „Hotel Song“ mögen vielleicht fehlen, die Intensität von Songs wie „Samson“ oder „Better“ erreicht sie aber dauernd. „Laughing With“, „Eet“, „Human Of The Year“, „Genius Next Door“ heißen die akustischen Zauberkunststücke, die ich seit ein paar Tagen rauf- und runterhöre. Diese Frau hat das Zeug, eine der ganz Großen zu werden.

Sometymes Why – Your Heart Is A Genius Machine (2009)
Inzwischen ziemlich typisch für mich, wie ich nun wieder diese drei selbsternannten Sirenen kennengelernt habe: von ihnen gehört und gelesen in der Juliausgabe des phänomenal guten „The Word“-Magazins aus England. Das Album dann bei Spotify gefunden und für ein paar Tage immer wieder gehört. Heute schließlich hab ich mir die mp3s bei eMusic besorgt. Die drei machen Folk, Blues, Pop – sehr minimalistisch, sehr hymnisch, sehr einnehmend. Besonders angetan haben mirs die Stücke „Joey“, „My Crazy“ und „Cold Feet Blues“. Ein bißchen wie Norah Jones, nur ohne Jones‘ seltsame Latte-Macchiato-Mainstream-Beliebigkeit.

Rachael Yamagata – Elephants… Teeth Sinking Into Heart (2008)
Ziemlich frauenlastig heute… Auch Rachael Yamagata hat eine neue Platte, bereits 2008 kam die raus. Die Frau, von der ich über Aaron Comess erfahren habe (er hat auf ihrem ersten Album Schlagzeug gespielt), und die mich dann fast schon verfolgt hat (z.B. war sie die weibliche Stimme auf Jason Mraz‘ „Did You Get My Message“). Diese 2-CD-Geschichte hier scheint eine Art Flucht vom Pop zu sein: aufgenommen mit Musikern aus dem Bright Eyes-Umfeld, sehr verschlossen anfangs, ungewohnt ruppig am Ende. Ich mag viele Sequenzen dieser Platte, zum Teil sogar sehr. Dieses Album komplett am Stück durchzuhören, habe ich allerdings bis jetzt noch nicht geschafft – dafür ist sie mir dann doch etwas zu „schwierig“.

Luke Winslow-King – Old/New Baby (2009)
Stinknormaler US-Singer-/Songwriter will auf neuer Platte alles anders machen. Dafür macht er statt stinknormalem US-Singer-/Songwriter-Zeugs eine Platte voll mit Bluegrass, Dixieland, klassischem Barjazz und Swing. Eine herrliche Hommage auf den Sound von New Orleans, und ein paar unglaublich gute Songs: das Gegenteil von stinknormal.

Wilco – Wilco (The Album) (2009)
Wilco höre ich im Grunde erst seit ein paar Wochen wirklich bewußt, auch wenn ich in den letzten zehn Jahren immer mal wieder was von Jeff Tweedy und Co. mitbekommen habe. Letzte Woche kam nun das neue Album „Wilco (The Album“) raus – mein erster Eindruck: es ist nicht so beliebig und gleichförmig wie „Sky Blue Sky“, einige Stücke finde ich sogar bemerkenswert gut (z.B. „Solitaire“ und „Country Disappeared“). Aber irgendwie will der Funke zwischen Wilco und mir auf Albumlänge nicht so recht überspringen. Ich mag, was ich höre, nur ach, ich höre nichts, was ich echt liebe. Das ist bei den älteren Platten so, und daran ändert „Wilco (The Album)“ auch nix. Wilco und ich bleiben aber Freunde.

Eels – Hombre Lobo (2009)

eelslobo

Er muss auf halber Strecke zwischen „Souljacker“ und „Shootenanny“ gekommen sein: der Moment, an dem ich begann, die Eels nicht mehr so richtig spannend zu finden. Ich habe für E gefreut, als „Blinking Lights“ vor vier Jahren von aller Welt in den Himmel gehoben wurde; und das war ja auch eine schöne Platte – nur konnte ich nie das opus magnum darin erkennen, das das Doppelalbum für andere offenbar darstellte. Das schreibt wohlgemerkt einer, der „Beautiful Freak“, „Electro-Shock Blues“ und vor allem „Daisies Of The Galaxy“ für brilliante Platten hält, letztere sogar für eine der besten, die jemals aufgenommen wurden.

Jetzt also Hombre Lobo und ich bleibe dabei: der gute E hat sich seit „Daisies…“ nicht wirklich weiterentwickelt, er bedient abwechselnd die Sanft-LoFi-Schrullig-Schön-Schiene und die Rotzig-Trotzig-Jetztabermallaut-Masche und fährt halt gut damit. Die neue CD ist gefällig, nett, und hat natürlich ein paar richtig gute Songs, sie ist aber leider auch durch und durch unüberraschend und vorhersehbar.

Mit Bedauern stelle ich fest, dass sich meine Liebe zu den Eels abgekühlt hat, es ist vielmehr eine kumpelige Freundschaft draus geworden: ja, ich kaufe Eels-Platten inzwischen eher aus alter, ehrlicher Verbundenheit heraus und vergangener Zeiten wegen, aber nicht mehr, weil ich mich wirklich auf die Musik freue. Womit die Eels aus meiner Perspektive tatsächlich was gemeinsam haben mit Mando Diao, Calexico und – ausgerechnet! – Lenny Kravitz.

Dave Matthews Band – Big Whiskey And The GrooGrux King (2009)

bigwhiskeycover

Everyday“ habe ich durchaus gemocht – weil es anders war als alles vorher, und weil es riskant und geradezu todesmutig anmutete: eine Song-Platte, produziert von einem Hit-Giganten, und das nach diesen drei tollen, phänomenalen, unerreichbaren Vorgängern! „Busted Stuff“ fand ich „so lala“… – die „Lillywhite Sessions“ fand ich frischer, aber alles in allem war die Platte schon okay, ein paar zentrale Songs, und irgendwie eine Reminiszenz an die 90er.. „Stand Up“ habe ich mir schöngeredet: bis heute mag ich viele der Songs und reibe mich eher an der Produktion und am Tracking denn am Songwriting – aber trotzdem war das nicht mehr die DMB, in die ich mich damals verliebt habe… Inzwischen ist ein Bandmitglied verstorben, sind vier Jahre vergangen, liegen die kreativen Hochzeiten mehr als zehn Jahre zurück.

Und da kommt die Dave Matthews Band mit Big Whiskey And The GrooGrux King daher, einem Album, dass jeden Zweifel wegwischt und zeigt, wozu sie in der Lage ist. Es wäre unsinnig, einzelne Tracks herauszuheben oder bestimmte Passagen gesondert zu erwähnen – seit langem habe ich kein derartiges homogenes, stimmiges, rundes Album gehört. Eine herzliche Hommage an den verstorbenen Freund, ein stolz gespreizter Mittelfinger in Richtung Kritiker und Nörgelfans, ein geradezu unverschämt starker Zyklus guter Songs; alles in allem ein Album, wie man es sich von einer Band wünscht, die sich bereits in den Neunzigern in die Unsterblichkeit musiziert hat – eine meiner Lieblingsbands ist zurück, und zwar ohne Wenn und Aber, ohne jeden Zweifel und ohne jede Relativierung: es ist derzeit ein Hochgefühl, DMB-Fan zu sein.

Chris Barron – Me Pillas En Otro Punto (2009)

Chris Barron zieht durch Madrid und macht sowas wie eine spanische Version der „Blogotheque“-Konzerte… Der Heartbreak Boulevard ist plötzlich in Spanien, die Brokenhearted Serenade und Two Princes dürfen nicht fehlen. Das einzige, was ich an diesen Videos doof finde, ist, dass ich zwei Wochen zu früh in Madrid war. Ansonsten wäre ich liebend gerne ein Groupie am Bildrand gewesen… 😉

Teil 1 (Heartbreak Boulevard)

Teil 2 (Brokenhearted Serenade)

Teil 3 (Two Princes)

Chris Barron: "Pancho And The Kid" ist endlich draußen

Sooo… Zeit für Spin Doctors-Content, ist ja mal wieder überfällig!

Was lange währt, wird endlich gut: nachdem Chris Barron im Jahr 2006 sein Album „Pancho And The Kid“ einfach mal selbst veröffentlichte, hat sich nun ein Vertrieb für diese schöne Platte gefunden. Valley Entertainment sorgt dafür, dass die 12 Songs nun endlich weltweit vergleichsweise einfach erhältlich sind.

Und Chris? Der tourt gerade durch Spanien und später in diesem Sommer auch durch den Irak („Iraq & Roll 2009“), und erhält hoffentlich endlich das Lob, das er für „Pancho“ verdient hat. Parallel gibts jetzt im Live Music Archive eine neue Chris Barron-Abteilung mit aktuellen Shows (und – das freut Fans wie mich besonders – auch zahlreichen neuen Songs, die nach „Pancho“ entstanden sind) und uralten Soloshows aus den Achtzigern.

Noch mehr Neuigkeiten rund um Chris und die anderen Spin Doctors hab ich übrigens hier zusammengetragen. Hier ein aktueller Auftritt der Time Bandits im spanischen Late-Night-TV:

siebenSONGS 29. Mit Portugal. The Man, Tori Amos, Damien Jurado, The Felice Brothers u.a.

Nach einem Monat mit vielen Reisen und etlichen Eindrücken, über die ich sicher hier demnächst auch noch mal schreibe, bin ich langsam wieder im Alltag angekommen. Und den versüß‘ ich Euch und mir mit ein paar neuen mp3s. Viel Spaß mit den siebenSONGS 29, einer Ausgabe mit merklicher Countryschlagseite.

Portugal. The Man – People Say (mp3)

Hoots and Hellmouth – Known For Possession (mp3)

Deer Tick – Easy (mp3)

Tori Amos – Maybe California (mp3)

Damien Jurado – Gillian Was A Horse (mp3)

The Lovetones – A New Low In Getting High (mp3)

The Felice Brothers – Run Chicken Run (mp3)

siebenSACHEN vom 6. Mai 2009

Ich…

– verstehe jetzt, warum Six Feet Under so bejubelt wurde.
– finde es toll, dass Ben Harper wieder rockt, und zwar derbst.
– freue mich sehr über Stefans Erfolg vom letzten Montag.
– genieße es, das neue Buch von Benjamin Lebert zu lesen.
– nehme das Comeback von Howie Day erfreut zur Kenntnis.
– bin gespannt auf Banja Luka und Rijeka.
– habe mir einen neuen Fotoapparat gekauft.

newcamtest

Der letzte Schrei? Spotify.

spotify_logo

Vor fünf Jahren habe ich jedem einen Vogel gezeigt, der behauptete, ich würde schon bald ganz regulär mp3s kaufen, so wie ich damals ganz normal CDs kaufte. Mein eMusic-Abo habe ich inzwischen seit fast drei Jahren, bei iTunes bin ich auch Kunde, und über den Start von Amazon MP3 neulich war ich sehr erfreut. Vor einem Jahr noch habe ich jedem einen Vogel gezeigt, der behauptete, ich würde schon bald Flatrate-Musikmodelle nutzen und Musik nicht mehr besitzen, sondern stattdessen Geld für einen Zugang zu Musikdatenbanken bezahlen. Seit ein paar Tagen bin ich Kunde bei Spotify, für knapp zehn Euro im Monat kann ich hören, was ich will und kriege gar nicht mehr mit, dass sich die Musik nicht auf meiner Festplatte befindet.

Spotify schafft es, einen echt euphorisch werden zu lassen: all die gute Musik, für die bisher das Geld gefehlt hat, oder die nur halbinteressant war, aber eine Suche wert, all die Klassiker und alten Meister, all das Chartsgedöns, dass man sich nie kaufen würde, das man aber doch gelegentlich hören möchte – all das liefert mir Spotify, ohne Downloadzeiten, ohne lange Suche, ohne das Gefühl, etwas Illegales, Kriminelles zu tun; während ich dies tippe, höre ich Leonard Cohens „Live In London“-Platte – Musik, die ich gar nicht „besitze“, zu der ich jetzt aber einen „Zugang“ habe!

Ist das jetzt die Zukunft, der Weisheit letzter Schluss für das Musikbusiness? Keine Ahnung… sicher, mir fehlt bei Spotify so mancher (vorwiegend amerikanische) Act, klar, die fehlende Kompatibilität in Richtung iPod ist natürlich ein Manko, logisch, auch weiterhin werde ich CDs, Deluxeboxen, EPs usw. kaufen und mich nicht immer nur mit Streams und Accounts begnügen (können/wollen); ich merke allerdings, wie ich Musikfan (so möchte ich auch künftig betitelt werden, und nicht als „User“) immer stärker bereit bin, diese neuen Wege, an Musik zu kommen, anzunehmen – Spotify jedenfalls verblüfft mich und gibt mir als erstes Online-Musikangebot überhaupt das Gefühl, dass „da draußen“ jemand ist, der mich und meine Musikfan-Bedürfnisse versteht und erhört.