Mein 2011: Lieblingsalben

10 Ben Harper – Give Till It’s Gone
So richtig war mir nicht klar, wo die Reise hingehen sollte. Harpers 2011er Platte wartet weder mit dem gefälligen Acoustic-Soul der späten Innocent-Criminals-Werke auf, noch mit der eindringlichen Ruppigkeit der Relentless-7-Veröffentlichungen. Ben Harper wirkt düsterer als in den letzten Jahren, er fleht „Don’t Give Up On Me Now“ und singt sich Mut an: „I Will Not Be Broken“. Das alles fasziniert, vereinnahmt – und hat mich durch’s ganze Jahr begleitet.

9 Wilco – The Whole Love
Wilco! Nach all den Jahren kriegen sie mich doch. Eine von diesen Bands, für die ich mich wahlweise immer zu jung, zu alt, zu europäisch oder zu sonstwas gefühlt habe. Aber dann kam „The Whole Love“ raus und es hat Klick gemacht. Ein Album, das von experimentellem Lärm bis zur perfekten Songperle so ziemlich alles liefert.

8 Open Hearts Society – Love In Time
Dass Eric Schenkman mal in einer Band mitspielt, die ihre Musik als „Rural Folk Boogie“ bezeichnet, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Der Spin Doctors-Gitarrist hat sich’s in seiner Wahlheimat Kanada gemütlich gemacht und mit ein paar Kumpels eine durch und durch entspannte Platte aufgenommen. In den wenigen lauten Momenten an Neil Young gemahnend und in den ruhigeren Phasen an die Decemberists, ist „Love In Time“ eine neun Songs lange (kurze) Wundertüte, in die ich 2011 sehr häufig und gerne reingegriffen habe.

7 Warren Haynes – Man In Motion
Gov’t Mule-Vorarbeiter lädt sich hochkarätige Freunde ins Studio (u.a. Ivan Neville) und huldigt dem Soul. Das Ergebnis klingt dann auch genau so: eine sanftere, souligere Version des Haynesschen Sounds, sensationelle Gitarrensoli und Wahnsinnsstimme inklusive. Keine Revolution, aber gerade deswegen in meinem 2011 mehr als willkommen.

6 Bright Eyes – The People’s Key
Der nächste große Wurf von Conor Oberst. Öffne eine beliebige 2011er Jahresbestenliste eines beliebigen Musikblogs oder -magazins, und Du wirst „The People’s Key“ darin finden. Zu Recht.

5 Bon Iver – Bon Iver
Der nächste große Wurf von Justin Vernon. Öffne eine beliebige 2011er Jahresbestenliste eines beliebigen Musikblogs oder -magazins, und Du wirst „Bon Iver“ darin finden. Zu Recht.

4 John Popper & The Duskray Troubadours
Zum dritten Mal macht sich Popper ohne seine Blues-Traveler-Kameraden auf Reisen. Diesmal übt er sich in Americana und Roots Rock. Gemeinsam mit Freund und Musik-Genius Jono Manson ist John Popper dabei ein zeitloses Album mit großartigen Songs gelungen. „Champipple“, „Something Sweet“ oder „Love Has Made It So“ heißen diese Perlen, die in diesem Jahr eine viel größere mediale Aufmerksamkeit verdient gehabt hätten.

3 The Felice Brothers – Celebration Florida
Anstrengend, schräg, unstet, aufreibend. Alles Attribute, die ich „Celebration, Florida“ durchaus zuschreiben würde. Doch genau diese Attribute machen diese Platte der Felice Brothers so interessant. Der Dylaneske Folksound der Brüder wird diesmal ergänzt durch Synthesizer, Noiseeffekte, Loops und E-Gitarren. Fertig ist eine wunderbare musikalische Zumutung, an der ich mich in diesem Jahr nicht satt hören konnte.

2 Niels Frevert – Zettel auf dem Boden
Beim ersten Hören: Überforderung, ganz leichte Enttäuschung gar. Beim zweiten Hören: Heimischwerden, Fallenlassen, Aufgefangenwerden. Bei jedem weiteren Hören: Begeisterung, Gänsehaut, Bewunderung. Und jetzt? Die Gewissheit, dass von dieser CD auch noch in 20 Jahren schwärmen werde.

1 The View – Bread And Circuses
Mit der Wahl meines Albums des Jahres stehe ich, verglichen mit anderen Jahresbestenlisten, sicher ziemlich einsam da. Aber nicht, weil ich was besonderes sein will, ist dieses Album auf dem ersten Platz gelandet. Sondern, weil das dritte Album der Schotten einfach zum Soundtrack für mein 2011 geworden ist. In traurigen Momenten wie in Augenblicken des Glücks, auf Reisen und daheim – irgendeiner dieser cleveren, beseelten Rocksongs von „Bread And Circuses“ war immer mit dabei. Außerdem muss ja dringend mal wieder einer schreiben, dass es nur wenige Sänger vom Schlage eines Kyle Falconer unter dieser Sonne gibt.

Musik, Musik, Musik: The Head And The Heart, Bon Iver, Howie Day, The Felice Brothers, Warren Haynes, James Maddock, Aaron Comess, Marc Broussard, Openhearts Society, Dave Matthews Band, Ben Harper.

So much music, so little time – deshalb hier die Musik, die mich gerade durch den Frühsommer bringt, im Schnelldurchlauf:

The Head And The Heart habe ich vorgestern als Vorband beim Death Cab For Cutie-Konzert in Berlin erlebt. Live waren sie noch überzeugender als auf ihrem Album (denn live klingen sie größer, ergreifender, ausgereifter) – dennoch hat ihr Debüt tolle Momente und mit „Rivers And Roads“ einen DER Überhits meines Sommers 2011.

Howie Day hat ja vor ein paar Monden ein ganz okayes Comeback-Album namens „Sound The Alarm“ vorgelegt. Jetzt meldet er sich mit der neuen EP „Ceasefire“ erneut zurück. Vier der sechs Songs sind richtig gut – allen voran „No One Else To Blame“. Day kann auch hier wieder nicht an jene Unbefangenheit und Einzigartikeit seiner ersten beiden Alben anknüpfen, tolle Popmusik ist das aber allemal.

– Bleiben wir doch gleich bei einem Herrn, bei dem es mir ganz ähnlich geht: Marc Broussard hat ein selbstbetiteltes neues Album rausgehauen. Nach seinen Soul- und R’n’B-Tribute-Sachen probiert er es jetzt wieder mit eigenem Material. Und er überrascht mich sehr postiv. Na klar, diese Platte ist Mainstream hoch drei. Aber eben gut gemacht. Mit tollen Hooks, super Songs – und einer sexy Stimme, die alles zusammenhält.

Bon Iver. So ziemlich jeder musikinteressierte Mensch, der einen Internetzugang besitzt, hat schon irgendwas Cleveres über Justin Vernons neue Platte geschrieben. Stimmt auch, das meiste. Ist gut, das Teil. Größer, hymnischer als das bejubelte Debüt. Aber trotzdem ehrlich, aufrichtig, groß. Als ich neulich von einem 2zueins!-Gig nach Hause gelaufen bin, hat mich diese Platte begeistert – und für die Dauer des Heimwegs zum glücklichsten Menschen dieses Sonnensystems gemacht.

– An der Entstehung von James Maddocks neuem Album „Wake Up And Dream“ war ich aktiv beteiligt. Er hat die Aufnahmen durch den Dienst pledgemusic.com finanziert, und ich habe von Herzen gerne ein paar Rappen dazugegegeben. Maddock liefert einfach nur mehr von dem, was ich so an ihm liebe: herzhafte, organische Popsongs, mit dem großartigen Aaron Comess am Schlagzeug und der wunderbaren Leslie Mendelson an den Backing Vocals. Gestern hatte ich die handsignierte CD im Briefkasten, die mp3s darf ich schon seit ein paar Wochen genießen – Danke James für die gute Musik, mein Geld habe ich mehr als gut investiert.

– Noch mehr Post: heute kam endlich die „Live At Wrigley Field“-Box der Dave Matthews Band bei mir an. DMB haben die letzten beiden Shows ihrer 2010er-Sommertour als edles Boxset veröffentlicht, mit Bonus-Fotobooklet, handnummeriertem Kunstdruck und so. Ganz nebenbei ist die Musik großartig: sie spielen sich traumwandlerisch sicher durch ihr famoses Repertoire und haben mit „Needle And The Damage Done“, „Write A Song“, „Good Good Time“, „Sister“ und „Burning Down The House“ auch jede Menge angenehme Fanüberraschungen im Gepäck. Sicher, der Import war schweineteuer – aber für diese Band mach ich das gerne, immer und immer wieder.

– Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie sehr mich die Felice Brothers mit ihrem neuen Album „Celebration, Florida“ begeistern. Die Dylan-Soundalikes mit den geilen Songs entdecken die Elektronik und die richtig verzerrten Gitarren – und legen ihr vielleicht spannendstes, abwechslungsreichstes Album vor. Als Beispiel sei hier einfach das Video zu „Ponzi“ verlinkt. Genau so klingt diese sensationelle Platte – und doch sind fast alle Songs noch stärker als dieser hier:

Warren Haynes, der alte Freund. Hat parallel zum 2010er Gov’t Mule-Album mal eben ein soul-inspiriertes Soloalbum eingespielt. Solo wie in: mit ganz vielen anderen geilen Säuen, die nur halt nicht in seiner Stammband spielen. Da gibt es zum Beispiel ein Wiederhören mit Ivan Neville, der mir natürlich bestens durch sein Solowerk, seine Dumpstaphunk-Sachen und durch seine Zeit bei den Spin Doctors vertraut ist. „Man In Motion“ hält zwar nicht das von der Plattenfirma gegebene Versprechen, eine Soul- oder gar R’n’B-Platte zu sein. Aber auf alle Fälle präsentiert sie Warren Haynes on top of his game, und mit jeder Menge fantastischen Songs.

– Als Schlagzeuger der Spin Doctors sorgt Aaron Comess dafür, dass die funkieste Band der Welt zur funkiesten Band der Welt wird. Betrachtet man sein reges Schaffen als Solo-Künstler, stellt man schnell fest, dass dieser Mann mehr kann als „nur“ Trommeln. „Beautiful Mistake“ ist Comess‘ zweites Soloalbum, er hat alle Stücke geschrieben und produziert – und auch diesmal ist das alles andere als eine Schlagzeug-Nabelschau. Unglaublich, was für geile Ideen der Typ hat. Langjährige Freunde wie Teddy Kumpel (git) setzen perfekt um, was Comess sich zuvor erdacht hat. Habe selten eine derartig gute Instrumental-Platte gehört. Weltklasse.

– Bleiben wir kurz bei den Spin Doctors: Bandkollege Eric Schenkman hat, wenn er nicht gerade die Riffs zu „What Time Is It“ oder „Hungry Hameds“ intoniert, derzeit Bock auf „Rural Folk Boogie“ – so nennt Schenkmans neue Band Openhearts Society ihre Musik jedenfalls. Bisweilen erinnert mich das an Neil Young und manchmal an Sarah McLachlan, die neun Stücke sind kurzweilig, originell – und klingen so ganz und gar nicht nach Erics Stammband.

– Und schließlich ist da noch Ben Harper. Dessen neues Album „Give Till It’s Gone“ steht seit Mai in den Läden – und es fordert mich ziemlich heraus. Dass ich die Musik von Harper liebe, ist klar. Dass er immer wieder Sachen ausprobiert, die ihn wie auch seine Fans fordern, ist mir sehr sympathisch. Das Album mit „Relentless 7“ war ein bewusster Bruch mit der zuletzt eingetretenen Pop-Gefälligkeit seiner Stammband „Innocent Criminals“. Auch bei „Fistful Of Mercy“ konnte Harper sich zuletzt ausprobieren und mal wieder folkigere Klänge anschlagen. Jetzt also ein Soloalbum, das er mit den Relentless 7-Leuten, aber auch mit Größen wie Ringo Starr oder Jackson Browne eingespielt hat. Die Magie anderer Harper-Releases mag sich nicht gleich nach dem ersten Hördurchgang einstellen. Berührend, ergreifend und aufrichtig ist diese Platte aber dennoch. Nach und nach. Geduldig ist diese Platte und sie wird mit jedem Hören größer.

Neue Musik: Ben Folds & Nick Hornby, Weezer, Selig, The Duke & The King, Jason Mraz, The Avett Brothers, Fistful Of Mercy

Ben Folds & Nick Hornby – Lonely Avenue (2010)
Das liest sich auf dem Papier oder auf dem Monitor ja ganz hervorragend: Kult-Autor schreibt Texte für Kult-Musiker. Die beiden – inzwischen Freunde – machen ein ganzes Album daraus. Kann ja eigentlich nur super werden. Leider falsch gedacht: die Platte hat ohne Frage ein paar großartige Momente, insgesamt wirkt „Lonely Avenue“ von Ben Folds und Nick Hornby aber seltsam bemüht. Als fremdelte Ben mit Nicks Texten, als hätte Nick Probleme, Ben was auf den Leib zu texten. Bisweilen ist das regelrecht nervtötend und unangenehm hektisch. Und so klingt das nur nach einem unausgegorenen Ben Folds-Album und nicht nach der Zusammenarbeit des Jahres.

Weezer – Hurley (2010)
Wenn ich schon mal rummaule, mach ich auch gleich weiter: es gibt schon wieder eine neue Weezer-Platte. Nachdem mir die Vorgänger „Ratitude“ und „Red Album“ recht gut gefallen hatten (einfach nicht ständig mit der „Blauen“ und „Pinkerton“ vergleichen, und schon geht’s), bin ich von „Hurley“ dann doch enttäuscht. Was Weezer hier bieten, war alles schon mal da, haben wir so oder so ähnlich auf allen vorherigen Alben gehört, interessiert nur so mittelstark. Klar, das Gespür für schöne Melodien verlässt Herrn Cuomo auch hier nie so ganz; klar, ich höre den einen oder anderen Song auf diesem Album ganz gerne („Ruling Me“, „Trainwrecks“). Insgesamt ist „Hurley“ aber kein starkes, sondern vielmehr ein verzichtbares Album. Ob nun Weezer ein Pause brauchen oder ich eine Weezer-Pause, weiß ich gerade nicht.

Selig – Von Ewigkeit zu Ewigkeit (2010)
Ich war ja ehrlich in Sorge, dass mir ein gerade mal anderthalb Jahre nach dem großen Comeback-Album veröffentlichtes, weiteres Selig-Werk eher auf den Keks als ans Herz gehen würde. Und tatsächlich war ich nach dem ersten Hören… ja, was? ernüchtert? überfordert? erschlagen? „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ war bei der Hör-Premiere etwas zu viel Ewigkeit auf einmal. Doch bereits beim zweiten Hören hat es bei mir „Klick“ gemacht. War „Und endlich unendlich“ durch und durch geprägt von Wiedersehensfreude, Wundenlecken und Aufarbeitung, so steigen Plewka und Co. hier wieder tiefer ein in die klassischen Selig-Sujets. Sie singen und spielen von Verzweiflung und Hoffnung, von Liebe und Einsamkeit, vom Höhenflug und vom tiefen Fall. Diese Platte wächst mit jedem Hören und ist musikalisch wie textlich sperriger, direkter als das 2009er Album. Inzwischen ist sie mir näher als ihr Vorgänger. Ja, Selig haben es geschafft, nicht zur alles verklärenden Altherrenband zu werden – sie haben immer noch etwas zu sagen und zu geben.

The Duke & The King – Long Live The Duke & The King (2010)
Ist das ein 2010er-Trend? Bands mit guten 2009er-Releases legen nach nur wenigen Monaten neue Platten vor? Weezer. Selig. Und jetzt auch noch The Duke & The King? Bis heute halte ich „Nothing Gold Can Stay“ – mein persönliches Album des Jahres 09 – für eine der stärksten Songsammlungen der letzten Zeit, noch habe ich mir gar nichts Neues herbeigesehnt. Und doch bin ich sehr froh, dass es diese zweite The Duke & The King-Platte gibt. „Long Live The Duke & The King“ ist leichter, souliger, verspielter als das CD-Debüt aus dem letzten Jahr. Aber wenn man bei jedem Track zufrieden grinst und einem der Herbst plötzlich scheißegal ist, dann kann es sich weiß Gott nicht um miese Musik handeln. Im Gegenteil: auch 2010 spielen der Herzog und der König ganz weit vorne mit. Großartig.

Jason Mraz – Life Is Good EP (2010)
Was ist nur mit Jason Mraz los? Die neue „Life Is Good“-EP besteht aus fünf Live-Stücken von einer seiner unzähligen Post-„I’m Yours“-Touren der letzten zwei Jahre. Ja, er hat eine Top-Liveband. Freilich, er ist ein toller Sänger. Sicher, er hat musikalisch viel mehr drauf als diesen einen großen Überhit. Aber trotzdem klingen die Songs dieser EP so dermaßen nach banalem Erwachsenen-Pop, dass ich es nicht ertrage. Trotz Latin-Grooves und Sprechgesang hat Mraz im Moment etwas mikeandthemechanics– und gloriaestefanmäßiges, das mich einfach betrübt. Mir blutet das Herz.

The Avett Brothers – Live Vol. 3 (2010)
„I And Love And You“ ist noch kein halbes Jahr in Europa draußen (in den USA dafür schon über ein Jahr), und die wunderbaren Avett Brothers legen bereits ein neues Live-Album nach. Meine erste Vermutung war ja, damit wollten sie die Fans der ersten Stunde umschmeicheln. Schließlich waren die in Sorge, dass dem spannendsten Alternative-Country-Act der letzten Jahre mit Majorlabel (American Recordings), Majorproduzent (Rick Rubin) und Majorchartsplazierung (Platz 16 in den Billboard Hot 100) ein ähnliches Schicksal wie Jason Mraz widerfahren könnte: dass der Erfolg lähmt und die Band in die kreative Bedeutungslosigkeit bugsiert. Aber zum Glück ist das alles unbegründet, immerhin war „I And Love And You“ ein fantastisches Album, und diese Live-Veröffentlichung ist nicht minder packend. Weltklasse-Performer, die ihr Herz aus dem Leibe schreien und dabei vor Lebensfreude nur so übersprudeln. Elegant, wie sie den Spagat zwischen Rubin-Hochglanz und räudigem Bühnencharme (ups, versungen, darf ich nochmal anfangen?) beibehalten. „Live Vol. 3“ ist ein Hörvergnügen sondergleichen.

Fistful Of Mercy – As I Call You Down (2010)
Fistful Of Mercy sind die neuen Monsters Of Folk. Ben Harper, Joseph Arthur und Dhani Harrison hatten sich im Februar zusammengetan, um gemeinsam im Studio zu jammen und vielleicht ein paar Songs aufzunehmen. Herausgekommen ist eine neue Supergroup und das vielleicht überraschendste Album des Jahres: das Gespür Arthurs für starke Sätze in starken Melodien trifft auf Ben Harpers Virtuosität und Spielfreude. Was George-Harrison-Sohn Dhani dann noch an Stimme, Songwriting und Präsenz mit einbringt (ich gebe zu, ich kannte ihn vorher nicht), setzt dem ganzen die Krone auf. Neun Momentaufnahmen, die sich zu einer wundervollen Einheit zusammenfügen – „As I Call You Down“ ist ein zeitlos schönes und ergreifendes Album geworden.

Ältere „Neue Musik“-Beiträge gibt’s übrigens hier.

Fistful Of Mercy – Fistful Of Mercy (2010)

Das ist fast zu viel auf einmal: Ben Harper UND Joseph Arthur UND Dhani Harrison sind Fistful Of Mercy. Das nenn‘ ich mal ’ne Supergroup. Die ersten Songs, die ich in den letzten Wochen so gehört habe, begeistern mich sehr. Am 5. Oktober erscheint das Album „As I Call You Down“, den bandnamengebenden Song „Fistful Of Mercy“ gibt’s schon jetzt als Gratis-Download. Und als Video:

siebenSACHEN vom 1. März 2010

Konstantin Wecker über Käßmann und den „moralinsauren Mäuseaufstand

– Tolle Fotoserie der New York Times: „One in 8 Million“ – everyday people im Porträt

– Irgendjemand in New York nächste Woche (10. März)? Wenn ja, unbedingt hier hingehen (und mitschneiden!): Eric Schenkman & Aaron Comess (Spin Doctors) feat. Andy Hess (Gov’t Mule, Black Crowes), Rob Clores (John Popper, Black Crowes), Leslie Mendelson, James Maddock, Erik Lawrence u.a. Unfassbares Lineup, und das in der winzigen Rockwood Music Hall.

– Die Top-5-Gründe, warum Unternehmen sich vor Social Media fürchten (PR-Fundsachen.de)

– Vorerst kein Spotify-Start in Deutschland (Heise.de)

– Duett: Dave Matthews macht gemeinsame Sache mit Herbie Hancock (dmbnews.net)

Ben Harper & Relentless 7 – Why Do You Always Dress In Black / Red House

Jahresbestenlisten: siebenSÄTZE-Awards 2009

Alle lieben Listen, ich auch. Den völlig unsinnigen Versuch, das zurückliegende Jahr irgendwie in eine Tabellenform zu pressen, hab ich mir auch dieses Jahr wieder angetan. Und wie immer fühl ich mich mies, weil ich so viele gute Bücher, Songs, Momente, Platten dann nun doch nicht erwähnt habe, obwohl sie eigentlich hier mit hergehören. Aber egal. Die Platzierungen (das schreibt man doch jetzt so, oder?) sind eh nur Makulatur (das schreibt man doch so, oder?), die genannten Dinge, Lieder, Lobhudeleien (darf man das noch schreiben?) sind hingegen ernstgemeint (oder muss ich das jetzt auseinander schreiben?!).

Die Alben des Jahres

7 – Ben Harper & Relentless 7 – White Lies For Dark Times
Harper so unmittelbar, schroff und wütend wie schon länger nicht mehr. Und ein Dutzend starker Songs.

6 – Montag – Montag
Das Jahr ging gleich gut los, mit dem dritten Montag-Album. Wäre es nach mir gegangen, hätte ganz Deutschland in diesem Jahr wahlweise zu „Sommernacht“ getanzt oder auf jeder guten Party „…und lass die Finger von meinen CDs“ gebrüllt.

5 – John Mayer – Battle Studies
Mayer kam spät, aber gewaltig. Ein Liederzyklus über vergangene Liebe, Intrigen, Enttäuschungen – und hier und da dann aber doch Hoffnung. Dazu über jeden Zweifel erhabene Musik, absurd gute Instrumentalisten, eine herrlich organische Produktion und nicht eine Sekunde Langeweile.

4 – Ben Kweller – Changing Horses

Bens Countryausflug darf man in den Jahresbestenlisten einfach nicht unterschlagen, bloß, weil er so zeitig im Jahr rauskam. Der Ex-Antifolker, der seit Jahren wunderbare Songwriter-Alben raushaut, flirtet mit Countryharmonien, Steel-Guitars und Trucker-Themen. Und das auf glaubwürdige, ach was, herzergreifende Art und Weise!

3 – Dave Matthews Band – Big Whiskey & The GrooGrux King
Es war, als riefen alle DMB-Fans dieser Welt im Juni: „Eeeendlich“. Endlich wieder ein Album, dass nicht nur deutlich über dem Studio-Output-Qualitäts-Mittelmaß der letzten sechs, sieben Jahre lag, sondern sich mühelos einreiht in die 1. Liga der DMB-Platten. Ein würdiges Tribut an den verstorbenen LeRoi Moore, super Songwriting, tolle Arrangement-Ideen, starke Hooks. Eeeendlich.

2 – Alberta Cross – Broken Side Of Time
Für jemanden wie mich, der Selig mag, der gerne Blind Melon hört, der die Black Crowes genauso schätzt wie Bob Dylan, die Avett Brothers, Calexico und die frühen Pearl Jam, für den ist die Musik von Alberta Cross wie gemacht. Und doch wäre es ungerecht, diese Band auf die genannten Referenzen zu verkürzen. Bei aller Heldenverehrung, bei allen Zitaten: dieses Album ist originell, und es ist eine Naturgewalt.

1 – The Duke & The King – Nothing Gold Can Stay
Doch manchmal kommen die Platten des Jahres dann doch ganz heimlich, still und leise. Da fängt es an mit „If You Ever Get Famous“, einem Song, der sich recht früh in diesem Jahr in mein Herz musiziert hat. Nachdem ich dann das Album zum Song hörte, war ich aber endgültig hin und weg. Was für ein Kleinod, was für große Songs. Der Glaube an das Gute im Menschen, und so.

Persönliche Lieblingsorte des Jahres

7 – Leipzig
Mann, ich lebe gern in dieser Stadt und klebe an ihr. Oder sie an mir, je nachdem.

6 – Paris
Endlich mal wieder dort. Finde Paris immer wieder schön und, ja, gemütlich.

5 – Harz
Wernigerode – mein erstes Mal Wandern / Urlauben / Ausspannen im Harz. Trotz wahnwitzigem Speed-Abstieg vom Brocken eine sonst äußerst erholsame Reise.

4 – Madrid
Menschen, unglaublich viele Menschen. Wein, unglaublich viel Wein. Kunst, unglaublich viel Kunst. Die vielleicht dekadenteste Kurzreise des Jahres. Ach ja: Serranoschinken, unglaublich viel Serranoschinken.

3 – Liverpool
Eine Woche zu Gast bei alten Freunden. Liverpool, die zweite – und das Gefühl, „daheim“ zu sein.

2 – Wroclaw
Eine Reise zu den Wurzeln meiner Familie. Mit meiner Familie. Tief berührend, bisweilen aber auch zum Brüllen komisch.

1 – Banja Luka
Bosnien hat mich schwer beeindruckt. Nirgendwo sonst habe ich bisher derart krasse Gräben zwischen arm und reich, hoffnungsvoll und verzweifelt, Schönheit und Zerstörung gespürt wie hier.

Die Bücher des Jahres

7 – Benjamin Lebert – Flug der Pelikane
Erst kam ich nicht so richtig rein in Leberts neues Büchlein, aber dann entwickelte die Erzählung eine interessante Dynamik. Angenehmes Lesevergnügen.

6 – Manfred Lütz – Gott. Eine kleine Geschichte des Größten
Steht nicht auf der Leseliste meines Theologie-Fernstudiums. Hab ich mir auch nur aus Lektüremangel heraus im Harz (siehe oben) gekauft, nachdem ich mit Platz 1 (siehe unten) durch war. Große Überraschung: Lütz‘ rheinisch-launische Gottesbetrachtung ist witzig, herzlich, niemals plump, aber auch nicht verkopft. Große Empfehlung – für Gläubige aller Couleur wie für Atheisten und Agnostiker.

5 – Daniel Kehlmann – Ruhm
Neun Geschichten, die auf unterschiedlichste Weise ineinandergreifen und spätestens am Ende ein Ganzes, wenn auch kein durchsichtiges Ganzes ergeben. Raffinierte Schreibübung, die aber auch dem Leser Spaß macht. Und einige sensationell gut gezeichnete Charaktere.

4 – Paul Peukert – Festung Breslau
Eine Reise nach Wroclaw, mit alten Tanten und Onkels, ohne jede revisionistische Scheiße, dafür mit vielen Fragen und vielen, vielen Eindrücken (siehe oben). Dieses Buch hat mich auf der Reise und danach sehr beschäftigt: katholischer Priester in Breslau führt Tagebuch über den Wahnsinn der letzten Kriegsjahre.

3 – Luke Haines – Bad Vibes. Britpop And My Part In Its Downfall
Ex-Auteurs-Hirn Haines schreibt seine Memoiren über die Britpop-Neunziger. Und ist dabei so gnadenlos ehrlich, bitterböse (gegenüber sich selbst und allen, wirklich allen anderen) und lustig, dass ich dieses Buch an nur einem Tag verschlungen – und dann am nächsten Tag gleich nochmal gelesen habe.

2 – Stefan Petermann – Der Schlaf und das Flüstern
Sowohl Stefan als auch sein Buch haben es gar nicht nötig, von mir gelobhudelt zu werden. Umso ehrlicher ist diese Platzierung gemeint: Stefans Debütroman hat mich angerührt und begeistert. Wäre Howie Days Song „I’ll Take You On“ ein Buch, es wäre dieses hier.

1 – Andreas Eschbach – Ein König für Deutschland
Einfach gutes Popcorn-Kino in Buchform. Es geht um Wahlmanipulation, ums Internet und um einen verklemmten deutschen Penne-Pauker als Hauptperson. Klingt lahm, ist aber alles andere als das. Definitv mein Lieblingsschmöker 09.

Persönliche Lieblingsluxusgüter des Jahres

7 – Relix-Abo
Es ist ja nicht so, dass ich nicht schon genug Musikzeitschriften abonniert hätte (jetzt sinds fünf). Aber ich hatte eben noch keine amerikanische. Und da in so ziemlich allen anderen Blättern dieser Galaxie zu wenig über all die schrägen Jambands und Folkies geschrieben wird, die ich nun mal gerne höre, musste es Relix sein. Habs nicht bereut – deren Avett Brothers- und Monsters Of Folk-Texte waren das beste, was ich in Sachen Musik in diesem Jahr lesen durfte.

6 – Fotoapparat
War einfach bitter nötig. Nach nem halben Jahr mit dem Teil bin ich zufrieden, aber nicht begeistert. Und eine wichtige Lektion hab ich auch gelernt: bloss, weil ich ’nen neuen Apparat habe, mache ich nicht zwingend mehr Fotos.

5 – Internet-Stick
Doch, das hat was, einfach seinen Laptop per UMTS mit dem Internet zu verbinden. Vor anderthalb Jahren war für mich noch n Laptop unvorstellbar, seit ein paar Monaten isses der Internet-Stick. Bin eben ein Spätentwickler.

4 – Digitaler Videorecorder
Noch so eine praktische Sache: einfach die Sachen aufnehmen, die mich interessieren, im Zweifelsfall auch mal zwei Sendungen parallel. Ohne DVDs, VHS-Kassetten, Showview und diesen ganzen Mist, sondern einfach nur per Knopfdruck. Was es nicht alles gibt. Toll.

3 – Big Whiskey Deluxe Edition
Nee, schon klar. Ich hab das neue DMB-Album (siehe ziemlich weit oben) in zweifacher CD-Ausführung (Standardversion US, Standardversion Europa), als iTunes-Pass (wegen der Bonusdownloads) und hatte es *hüstel* auch schon vorab auf nicht hundertprozentig legale Weise „erstanden“. Aber dennoch musste diese Deluxe-Box sein – dieses edle Fotobuch! Die wunderschönen Lithographien! Die Bonus-EP! Ach ja, und das Album is natürlich auch nicht schlecht (wie gesagt, siehe ziemlich weit oben).

2 – Spotify-Abo
Ich kann nicht anders, als in den Chor der Spotify-Lobhudler einstimmen. Es ist so simpel wie genial, dieses schwedische Streaming-Angebot, das hoffentlich 2010 auch endlich regulär in Deutschland zu haben sein wird. Warum ich schon in den Genuß eines Spotify-Abos gekommen bin? Offenbar hatte ich einfach nur Glück – wenige Wochen nach meiner ersten 10-Euro-Rate wurde die Option, von Deutschland aus wenigstens den Premiumaccount buchen zu können, erstmal wieder abgeschafft.

1 – Android-Handy
Es war keine rationale Entscheidung. Eher so meine notorische Liebe für Underdogs und die wachsende Verwunderung darüber, was für Menschen neuerdings iPhones besaßen und damit auszudrücken meinten. Nachdem ich mich in die Materie eingelesen hatte, schien mir ein Android-Handy eine gute Alternative zu sein. Killer-Grund war für mich die im Hintergrund laufende Spotify-App. Und jetzt? Bin ich echt zufrieden mit meinem HTC Magic – wobei… so ein Nexus One oder wenigstens ein Milestone wären auch nicht übel. Aber hey, bald ist ja 2010.

Die Songs des Jahres (Spotify-Playlist)

7 – Selig – Ich dachte schon
Ich dachte schon, du seist ausgezogen aus den Kammern meiner Erinnerung. Doch durch irgendeine Lücke kriechst du immer wieder rein… Lass mich allein.

6 – K’Naan – Take A Minute
And any man who knows a thing knows he knows not a damn damn thing at all…

5 – Sometymes Why – My Crazy
They say I’m talking to myself when I’m talking to you, they say I’m going crazy, crazy. Am I just true?

4 – Montag – Part 1
Plötzlich ist der Kopf klar, fahr jetzt los! Halt‘ Deine Briefe aus dem Fenster und lass sie los…

3 – Brother Ali – Fresh Air
I’m surrounded by greatness, my loved ones are amazin‘, sometimes, I look in their faces and just think of the lifes they’re changin

2 – Mein Mio – Es gibt immer
…und glaub, ich brauche kein Ziel und kein‘ Halt, doch als ich mich erinnere, ist es kalt. Es gibt immer, es gibt immer, es gibt immer… jemanden, auf den man wartet.

1 – Monsters Of Folk – Temazcal
Searchin‘ west and east and all points in between and underneath the hand of god, you’re there and then you’re not…

Persönliche Erfolge des Jahres

7 – drei Phish-Shows am Stück angehört
6 – ein weiteres Jahr ohne Zigaretten
5 – „Six Feet Under“ von der ersten bis zur letzten Folge sehen können
4 – meine Solo-EP Stundevorwärts
3 – einen regionalen & einen internationalen Preis erhalten
2 – immer noch Freunde zu haben, die mich ernsthaft als Trauzeugen wollen
1 – Simsalaboom, die neue CD meiner Band 2zueins!, die nun endlich fertig ist. Also, die CD.

Die Konzerte des Jahres

7 – Selig, September, Leipzig
Homogener Sound. Druck. Gefühl. Zeitreise Teil 2, diesmal fühlt sichs aber schon wieder ganz natürlich an.

6 – Bright Blue Gorilla, April, Halle
Robyn und Michael im Objekt 5. Am Tag vorher gemeinsames Essen in Leipzig. Dazu Besuch aus Holland – perfekte Tage.

5 – Stoppok, April, Leipzig
Absolut das, was ich mir von einem Stoppok-mit-Band-Abend erhofft hatte: tolle Musik, viele bekannte Gesichter im Publikum, ausgelassene Musiker.

4 – Alberta Cross, Juli, Paris
Musikalische Neuentdeckung des Jahres, hatte sich im Vorprogramm versteckt. So unscheinbar die Herren angeschlurft kamen, so bombastisch war im Gegensatz dazu ihre Musik.

3 – Amarcord, Dezember, Leipzig
Was für ein liebevoll ausgewähltes Programm, ausschließlich Stücke mit direktem Thomaskirchen-Hintergrund. Und dann natürlich: diese Stimmen!

2 – Selig Reunion Show, März, Dresden
Zeitreise, Teil 1: Selig spielen ihr erstes öffentliches Konzert seit 1998 und wir waren dabei. Die Nostalgie wich binnen weniger Songs der alten Euphorie. Immer noch die beste Liveband Deutschlands.

1 – Dave Matthews Band, Juli, Paris
Celebrate we will, ‚cause life is short but sweet for certain. Was soll ich noch schreiben – auch DMB-Konzert Nummer 3 war außerirdisch gut, ich freu mich schon auf #4 und #5.

Neue Musik: Regina Spektor, Ben Harper, Wilco, Rachael Yamagata u.a.

Kurz vorm Monatsende hier mal wieder ein paar Kurzkritiken zu diversen Neuheiten in meinem Plattenschrank…

Ben Harper & Relentless 7 – White Lies For Dark Times (2009)
Kann ja bald nicht glauben, dass ich diese Platte hier noch nicht ausführlicher gelobt habe… Die Story zum Album kennt ja sicher mittlerweile jeder: Harper hat seinen Innocent Criminals Freigang gegönnt und die neue Band Relentless 7 um sich geschart. Mit der rockt er, dass es eine Freude ist – ein deutlicher Kontrast zu den schönen, aber schon recht betulichen Acoustic-Soul-Ausflügen auf „Lifetime“ und „Both Sides…“. „Lay Down & Hate Me“ und „Boots Like These“ waren der Soundtrack meiner Reise nach Bosnien und Kroatien, und insgesamt werde ich dieses tolle Album in diesem Sommer noch so einige Dutzend Male hören. Wunderbar.

Jack Penate – Everything Is New (2009)
Eher eine Zufallbekanntschaft, der Jack. „Everything Is New“ ist sein zweites Album, kam eben raus. Sein erstes Album kenne ich nicht, aber das Internet sagt, seine neue Platte wäre poppiger, mainstreamiger, bunter als die ältere. Auf mich wirkt sie leicht, aber nicht platt, kurzweilig, aber nicht dumm. Mal erinnert es mich an The Coral und Last Shadow Puppets, im nächsten Moment dann an Edwyn Collins und Pulp. Alles ziemlich britisch, mit ein paar echten Hits („Every Glance“, „Pull My Heart Away“) und ein paar Songs, die gerade langsam, aber sicher zu Lieblingsliedern mutieren („Body Down“, „So Near“).

Regina Spektor – Far (2009)
Endlich – das neue Regina Spektor-Album. Weiß nicht, wie oft ich seit 2006 „Begin To Hope“ und „Soviet Kitsch“ gehört habe. Damals habe ich Regina für mich entdeckt. Habe schonmal irgendwo geschrieben, dass Frau Spektor die erste Sängerin überhaupt ist, die mich mit ihrer Musik genau so heftig berührt wie Sinéad O’Connor, wenn auch auf ganz andere Weise. „Far“ ist wirklich rund, aber eine Platte, die nach und nach wächst. Hits wie „On The Radio“ oder „Hotel Song“ mögen vielleicht fehlen, die Intensität von Songs wie „Samson“ oder „Better“ erreicht sie aber dauernd. „Laughing With“, „Eet“, „Human Of The Year“, „Genius Next Door“ heißen die akustischen Zauberkunststücke, die ich seit ein paar Tagen rauf- und runterhöre. Diese Frau hat das Zeug, eine der ganz Großen zu werden.

Sometymes Why – Your Heart Is A Genius Machine (2009)
Inzwischen ziemlich typisch für mich, wie ich nun wieder diese drei selbsternannten Sirenen kennengelernt habe: von ihnen gehört und gelesen in der Juliausgabe des phänomenal guten „The Word“-Magazins aus England. Das Album dann bei Spotify gefunden und für ein paar Tage immer wieder gehört. Heute schließlich hab ich mir die mp3s bei eMusic besorgt. Die drei machen Folk, Blues, Pop – sehr minimalistisch, sehr hymnisch, sehr einnehmend. Besonders angetan haben mirs die Stücke „Joey“, „My Crazy“ und „Cold Feet Blues“. Ein bißchen wie Norah Jones, nur ohne Jones‘ seltsame Latte-Macchiato-Mainstream-Beliebigkeit.

Rachael Yamagata – Elephants… Teeth Sinking Into Heart (2008)
Ziemlich frauenlastig heute… Auch Rachael Yamagata hat eine neue Platte, bereits 2008 kam die raus. Die Frau, von der ich über Aaron Comess erfahren habe (er hat auf ihrem ersten Album Schlagzeug gespielt), und die mich dann fast schon verfolgt hat (z.B. war sie die weibliche Stimme auf Jason Mraz‘ „Did You Get My Message“). Diese 2-CD-Geschichte hier scheint eine Art Flucht vom Pop zu sein: aufgenommen mit Musikern aus dem Bright Eyes-Umfeld, sehr verschlossen anfangs, ungewohnt ruppig am Ende. Ich mag viele Sequenzen dieser Platte, zum Teil sogar sehr. Dieses Album komplett am Stück durchzuhören, habe ich allerdings bis jetzt noch nicht geschafft – dafür ist sie mir dann doch etwas zu „schwierig“.

Luke Winslow-King – Old/New Baby (2009)
Stinknormaler US-Singer-/Songwriter will auf neuer Platte alles anders machen. Dafür macht er statt stinknormalem US-Singer-/Songwriter-Zeugs eine Platte voll mit Bluegrass, Dixieland, klassischem Barjazz und Swing. Eine herrliche Hommage auf den Sound von New Orleans, und ein paar unglaublich gute Songs: das Gegenteil von stinknormal.

Wilco – Wilco (The Album) (2009)
Wilco höre ich im Grunde erst seit ein paar Wochen wirklich bewußt, auch wenn ich in den letzten zehn Jahren immer mal wieder was von Jeff Tweedy und Co. mitbekommen habe. Letzte Woche kam nun das neue Album „Wilco (The Album“) raus – mein erster Eindruck: es ist nicht so beliebig und gleichförmig wie „Sky Blue Sky“, einige Stücke finde ich sogar bemerkenswert gut (z.B. „Solitaire“ und „Country Disappeared“). Aber irgendwie will der Funke zwischen Wilco und mir auf Albumlänge nicht so recht überspringen. Ich mag, was ich höre, nur ach, ich höre nichts, was ich echt liebe. Das ist bei den älteren Platten so, und daran ändert „Wilco (The Album)“ auch nix. Wilco und ich bleiben aber Freunde.

siebenSACHEN vom 6. Mai 2009

Ich…

– verstehe jetzt, warum Six Feet Under so bejubelt wurde.
– finde es toll, dass Ben Harper wieder rockt, und zwar derbst.
– freue mich sehr über Stefans Erfolg vom letzten Montag.
– genieße es, das neue Buch von Benjamin Lebert zu lesen.
– nehme das Comeback von Howie Day erfreut zur Kenntnis.
– bin gespannt auf Banja Luka und Rijeka.
– habe mir einen neuen Fotoapparat gekauft.

newcamtest

Ben Harper – She's Only Happy In The Sun

Ben Harper ist so einer, der mich ans Gute im Menschen glauben lässt, ohne Wenn und Aber. Diesem Kerl zuzuschauen, wie er seine Lieder performt, ach was, erlebt, durchleidet, darbietet – das ist mit unpeinlichen Worten kaum zu beschreiben. Dieses Video hier ist ein eher zufällig ausgewähltes, aber absolut treffendes Beispiel dafür. Bin ja mal sehr gespannt, was es denn nun mit Harpers neuem Projekt Relentless7 genau auf sich hat – mir scheint, Harper will sich da ein bissel austoben und drauflosrocken. Bislang sind jedenfalls auf der Website seiner neuen Band drei ziemlich geile Cover zu hören… Nächstes Jahr wissen wir mehr, dann gibt’s Konzerte und Album. Für den Moment aber zunächst das hier: