Heute vor genau zehn Jahren …

… stand ich auf den Gleisen des alten, verlassenen Bahnhofs von Leipzig-Plagwitz, um mit einer Freundin das Coverfoto für mein Album „Gewinner“ zu knipsen. Das weiß ich deswegen noch so genau, weil ich am gleichen Tag abends zu einer Party eingeladen war. Auf der erreichte mich dann per Anruf die Nachricht, dass Johannes Paul der II. gestorben sei – weswegen ich sofort die Feier verließ und in den Sender fuhr, um die Kirchensendungen der kommenden Stunden und Tage zu aktualisieren.

Gewinner (live) von Daniel Heinze

Daran werde ich wohl immer denken, wenn ich mir das Cover von „Gewinner“ anschaue: wie ich da so (um einige Jahre jünger und diverse Kilo leichter) in die Plagwitzer Sonne blinzle … Die Platte erschien wenige Wochen später in einer Auflage von 200 Stück und ist lange vergriffen. Dieser Mitschnitt eines kleinen Konzertes war damals sowas wie eine Werkschau – mit Erinnerungen an meine erste Band s.m.h., mit Songs des Projektes dunkelblau, in dem ich mit Matthi Frommann ein Popalbum aufgenommen hatte, aber vor allem mit ganz vielen Liedern, die ich in den Jahren zuvor geschrieben hatte, aber nirgendwo veröffentlichen konnte.

Zehn Jahre also.

Und weil ich beim Hören dieser Aufnahme immer noch freudig grinsen muss (z.B. ob der Verspieler, der bisweilen seltsamen Ansagen und der spontanen Backing-Chöre des erlesenen Publikums) und da ohne diese Platte vermutlich nie 2zueins! entstanden wäre, dachte ich so bei mir: ‚das Album musste noch mal rauskramen und mit der Welt teilen‘.

Nun denn … „Gewinner (live)“ kann man ab sofort bei iTunes, CD Baby, Google Play, Amazon MP3 und in vielen anderen Stores runterladen oder auch bei Diensten wie Spotify streamen – ich wünsche gute Unterhaltung!

1. Quartal 2015

Gehört:
Chris Barron – 2015-02-21, Rockwood Music Hall Stage 3, NYC
Bilderbuch – Schick Schock
Blues Traveler – Blow Up The Moon
Blues Traveler – Live At Wannee 2014
Aaron Comess – Aaron Comess Quintet
Bob Dylan – Shadows In The Night
The Decemberists – What A Terrible World, What A Beautiful World
Element Of Crime – Lieblingsfarben und Tiere
Niels Frevert – Live aus dem E-Werk, Erlangen 2014
Noel Gallagher’s High Flying Birds – Chasing Yesterday
Gov’t Mule feat. John Scofield – Sco Mule
Curtis Harding – Soul Power
Ben Harper & The Innocent Criminals – 2015-03-25, The Fillmore, SF
Ben Harper & The Innocent Criminals – 2015-03-26, The Fillmore, SF
Ben Harper & The Innocent Criminals – 2015-03-27, The Fillmore, SF
Ben Harper & The Innocent Criminals – 2015-03-28, The Fillmore, SF
Die Höchste Eisenbahn – 2014-09-20, Reeperbahn Festival, Hamburg
Hudson Taylor – Singing For Strangers
Hustle & Drone – Holyland
Tobias Jesso Jr. – Goon
Laurence Jones – What’s It Gonna Be
Kendrick Lamar – To Pimp A Butterfly
Stu Larsen – Vagabond
Dave Matthews Band – DMBlive 24, 1995-04-05, The Academy, NYC
Dave Matthews Band – Live Trax 32, 2014-08-23, The Greek, Berkeley
Keath Mead – Sunday Dinner
Van Morrison – Duets
Jesper Munk – Claim
Nationalgalerie – EBU-Festival 1991
Ocean Colour Scene – Live At The Bridgewater Hall With Q Strings
Olli Schulz – Feelings aus der Asche
Secret Source – Alien Melancholy
Sunset Sons – The Fall Line

Gelesen:
Mitch Albom – Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen
Andreas Eschbach – Der Jesus-Deal
Michel Houellebecq – Unterwerfung
Konstantin Wecker – Mönch und Krieger

Gesehen:
Jed Appleton, Comedia Brighton
Element Of Crime, Haus Auensee Leipzig
Gisbert zu Knyphausen & die Kid Kopphausen Band, Beatpol Dresden
Stu Larsen, Comedia Brighton
Olli Schulz, Haus Auensee Leipzig

Österreich und der Pop-Hype

Fällt schon auf: Musik aus Österreich ist derzeit ziemlich angesagt, ziemlich erfolgreich und – es ist schlicht und einfach so – ziemlich gut. Bands wie Bilderbuch, Wanda und Ja, Panik haben die Feuilletons fest im Griff, füllen große Hallen auch weit über die Grenzen Österreichs hinaus und begeistern mit dem selbstbewussten, originellen Kram, den sie veröffentlichen.

Ein fantastisches knapp einstündiges Feature zum aktuellen „Austropop-Hype“ habe ich dieser Tage in einem Bayern2-Zündfunk-Podcast gehört. Das sei hiermit wärmstens empfohlen. Über die Sendung schreiben die Macher:

Der Zündfunk hat die Wiener Szene besucht, mit drei Generationen österreichischer Künstler gesprochen, mit den Durchstartern und ihren Managern gesprochen, hat sich das Genre „Austropop“ erklären lassen, aber auch geschaut, was Wien jenseits der Popmusik an politischer und literarischer Kultur zu bieten hat.

Die „Zündfunk-Langstrecke“ zur „Neuen Wiener Szene“ gibt’s hier als mp3.

Vorfreude

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Am 7. April, das ist der Dienstag nach Ostern, erscheint Blow Up The Moon, das zwölfte (!) Studioalbum von Blues Traveler. Diesmal eine Platte voller Kooperationen mit anderen Künstlern verschiedenster Genres, darunter Jewel, Dirty Heads, Plain White T’s, 3OH!3, Hanson, Secondhand Serenade, Bowling for Soup, New Hollow und Thomas Ian Nicholas. BT-Puristen verdrehen da gewiss gleich wieder die Augen, weil dieses Line-Up eher einen wilden Genremix mit Hang zum Pop verspricht und weniger den traditionellen Jamrock-Sound der Band. Die erste Single legt das jedenfalls nahe. Mir egal, ich freu‘ mich drauf!

Blues Traveler Website
BT bei Loud And Proud Records
Blues Traveler Wikipedia
BT Allmusic.com Discography

Mein 2014: Ein Fazit.

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2014. Neujahr in Zwickau. Grillparty im Januar, irgendwo in Bonn. Bergeweise Arbeit, wie immer. Tempo. Viel Neues, zum Beispiel der Erkundungsprozess bei Kirchens. Auf Schienen von Paris über Amsterdam nach Löwen und Aachen. Entdecken und innehalten in Riga. Arbeiten in Göttingen, Frankfurt, Dresden. Mixing, Mastering, Artwork: eine neue CD mit 2zueins! vollbracht – gutes, seeehr gutes Gefühl. Hamburg und Berlin. Europapark Rust. Schwedt. Mutters erster Todestag. Vaters neue Wohnung. Auftanken in Istanbul. Viel Vergnügen an und mit Heldenstadt, jetzt auch podcastend. Video gedreht, Riesensauerei. 30, 40, 50, 70: jede Menge runde Geburtstage im Familien- und Freundeskreis, jede Menge schöne Abende. Und endlich wieder auf Bühnen musizieren: Leipzig, Schmölln, Jena. Zu wenig Schlaf. Dafür säckeweise gute Erinnerungen.

Kurz und gut und insgesamt: ich schaue dankbar zurück auf 2014. Für mich endet heute ein Jahr des Übergangs, der Suche, der Unruhe – im allerbesten Sinne.

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Hier noch einmal meine Lieblings-Listen 2014 im Überblick:
Lieblingsalben 2014
Lieblingskonzerte 2014
Lieblingslieder 2014

Danke, werter Besucher, für’s Mitlesen, Dabeisein, Begleiten und Beobachten im Jahr 2014 – ich freue mich auf 2015 und viele neue Lieder, Bücher, Reisen, Eindrücke, Momente und Blogeinträge.

Ältere Jahresrückblicke:
2013 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2012 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2011 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2010 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2009
2008
2006
2005
2004

Mein 2014: Lieblingslieder

Damien Rice - My Favorite Faded Fantasy (2014)

10 Hudson Taylor – Battles
Though you may have won the battle, but I’ll take the fight to you. And your flag is on the ground and your bones they rattle, too.

9 Marcus Wiebusch – Der Tag wird kommen
Aber ja, es wird besser und der Tag ist in Sicht. Einer wird es schaffen, aber ich bin es nicht.

8 George Ezra – Get Lonely With Me
Well I don’t need petroleum and I don’t need no power, no I don’t need no fancy boots to get me from town to town.

7 Spaceman Spiff – Mind The Gap
Und alles, was sie uns mitgegeben haben, ist ‚Ausstieg in Fahrtrichtung links‘.

6 Morrissey & Marshall – You Are Who You Are
And your mind’s no use once sedated, so open it up! Let them know that you are who you are and you’re happy. You’re the writer, creator and soul, there’s no one like you.

5 Hozier – Take Me To Church
In the madness and soil of that sad earthly scene, only then I am human only then I am clean.

4 ClickClickDecker – Was kommt wenn nichts kommen will
Zwei linke Augen, wenn sich Strukturen vermischen, gut gemeint oder wirklich: es gibt nichts dazwischen. Wie viel wir vergessen, was wir glauben zu wissen, an den Folgen verzweifeln und immer weniger müssen.

3 Sinéad O’Connor – Your Green Jacket
Even though I know I’m not for you, is it ok to say I really do adore you? And I would give anything to be the one who kisses you.

2 Strand Of Oaks – JM
Either get out or stay in, I won’t let these dark times win: we got your sweet tunes to play.

1 Damien Rice – I Don’t Want To Change You
Wherever you are, you know that I adore you. No matter how far, well, I can go before you. And if ever you need someone, well, not that you need helping, but if ever you want someone, you know that I am willing.

Meine zehn Lieblingslieder 2014 gibt’s hier als Spotify-Playlist.

Siehe auch:
Lieblingslieder 2013 (Spotify), 2012 (Spotify), 2011 (Spotify), 2010 (Spotify), 2009 (Spotify), 2008.

Mein 2014: Lieblingskonzerte

10 – Malky, Leipzig, 24. Januar
Das Video zum Song „Diamonds“ war längst draußen, in Leipzig erzählte man sich von DER großen nächsten Live-Sensation der Stadt – Ende Januar hatte ich Gelegenheit, mir davon ein Bild zu machen. Und tatsächlich: Malky waren an dem Abend im Werk II eigentlich „nur“ die Vorband, hinterließen bei mir aber einen bleibenden Eindruck. Kommt ja selten genug vor, aber … der Hype war gerechtfertigt.

9 – Orgelkonzert, Leipzig, 15. März
Die Orgel in der Evangelisch-Reformierten Kirche am Leipziger Tröndlinring feierte ihren 45. Geburtstag. Da nicht nur Menschen, sondern auch Orgeln in diesem Alter die eine oder andere Schönheits-OP brauchen, organisierte die Gemeinde kurzerhand ein gelungenes Benefizkonzert. Hauptteil des Konzerts war die Messe für Chor und Orgel von Anton Dvorak aus dem Jahr 1887, aufgeführt mit der Kantorei der Gemeinde und tollen Solisten. Außerdem bot Universitätsmusikdirektor David Timm anschließend noch einige gewagte Improvisationen an der Jehmlich-Orgel. Ein spannender, packender Musikgenuss.

Spaceman Spiff & Enno Bunger, Leipzig 2014

8 – Spaceman Spiff & Enno Bunger, Leipzig, 4. Dezember
Das Vorurteil: das wird ein Abend mit zwei ganz gefühligen Boys, die schüchtern ihre durchaus schönen Problemlieder zum Besten geben. Die Überraschung: Spaceman Spiff und Enno Bunger können auch richtig laut und sogar tanzbar und sind auf der Bühne so gar nicht die maulfaulen Schwerstmelancholiker, sondern unterhaltsame Rampensäue mit, gewiss, in der Mehrzahl eher balladesken Songs. Das Ergebnis: ein wirklich kurzweiliger, toller Abend.

7 – Selig, Leipzig, 23. August
Ach Mensch, Selig. Ende August an der Parkbühne konnte ich noch nicht ahnen, dass ich mich später im Jahr tierisch über Euch ärgern würde. Die CD „Die Besten“ gefiel mir nämlich gar nicht, lieblose und blutleere Eigen-Cover waren das, in einem halbakustischen, seltsam schaumgebremsten Gewand. Und dann verlässt auch noch Keyboarder Malte die Band? Was mir Freunde von der Herbst-Tour berichten, lässt mich ahnen, dass die PUR-Werdung meiner einstigen Lieblingsband gerade im Eiltempo voranschreitet. Zum Glück war von all dem an diesem viel zu kühlen Sommerabend im August noch nichts zu spüren: meine fünf Helden spielten sich lautstark und ohne Wenn und Aber durch die derbsten Bretter ihrer Karriere – ich war völlig überrascht und geplättet und begeistert. Umso trauriger, wie es dann im Herbst mit der Band weiterging. Aber hey hey hey, natürlich bleibe ich voller Hoffnung und gespannt auf das, was da noch kommen mag.

6 – Stoppok, Leipzig, 20. November
Ein Dauergast in meinen Lieblingskonzertlisten. Auch 2014 lieferte der alte Recke mit seiner in Teilen neuen Band ein wunderbares Konzert ab.

Die Höchste Eisenbahn, Leipzig 2014

5 – Die Höchste Eisenbahn, Leipzig, 12. Februar
Eine zum Bersten volle NaTo. Und eine höchst spielfreudige Höchste Eisenbahn, die auf der ganzen Linie überzeugte. Francesco Wilking und Co. intonierten die Songs ihrer ersten beiden Platten, wechselten nach fast jedem Song die Instrumente und machten den Abend durch ihre äußerst lustigen Ansagen und Anekdoten erst so richtig rund. Ich glaub ja, dass hier gerade DIE deutschprachige Pop-Instanz der nächsten Jahre entsteht.

4 – The Hilliard Ensemble & Jan Garbarek, Halle, 20. Oktober
Ein wohliger Schauer nach dem nächsten jagte mir in Halle in der Marktkirche an diesem Abend über den Rücken: die Herren vom Hilliard Ensemble waren gekommen, um ein letztes Mal in unseren Breitengraden ihre unfassbar gute Vokalkunst zum Besten zu geben. Und das Publikum war gekommen, um von diesen großen Künstlern Abschied zu nehmen: Ende 2014 sangen sie das letzte Konzert ihrer Karriere. Mit dabei war der norwegische Jazzsaxofonist Jan Garbarek, mit dem die Hilliards drei Alben aufnahmen. Schade, dass ich das wohl nie wieder live erleben werde. Schön, dass ich in Halle dabei sein durfte.

Spin Doctors, Paris 2014

3 – Spin Doctors, Paris, 24. Februar
Auch in diesem Jahr durfte ich die Lieblingsband ein paar Mal live erleben. Drei Mal, um genau zu sein: in Paris, Amsterdam und Leuven. Die Pariser Show soll exemplarisch für diesen äußerst spannenden Run stehen. Die Band variierte die Setlisten von Nacht zu Nacht wie zuletzt in den frühen 90er Jahren, alte und neue Stücke fügten sich zu tollen Gesamtkunstwerken ineinander. Chris, Aaron, Mark und Eric sind und bleiben die coolsten Säue unter dieser Sonne und ich freu mich schon aufs nächste Dutzend Shows.

2 – Conor Oberst & Dawes, Hamburg, 11. August
A match made in heaven: Dawes, die sich 2013 in mein Herz spielten, als Backing Band für Conor Oberst, den ich bislang noch nie live gesehen hatte. Praktischerweise gaben Dawes auch gleich noch die Vorband, was mich natürlich doppelt freute. Das neunminütige „Peace In The Valley“ am Ende des Dawes-Sets in der restlos ausverkauften Hamburger „Fabrik“ war für mich der Konzertmoment des Jahres. Das Set mit Conor Oberst war bis zum letzten Song erstklassig und einnehmend, verstörend war jedoch dann die Zugabe: Dawes mussten fast acht Minuten instrumental überbrücken, bevor Oberst schließlich doch völlig verwirrt und neben sich stehend zurück auf Bühne wankte und die letzten beiden Stücke mit Mühe und Not durchhielt. Ein seltsames Ende einer sonst tadellosen, berauschenden Show, die mir lange in Erinnerung bleiben wird.

Niels Frevert, Dresden 2014

1 – Niels Frevert, Dresden, 22. November
Was für ein Genuss! Frevert mit Band in der Dresdener Scheune. Niels war an dem Abend gut drauf und zum Plaudern aufgelegt, und die Band war aufeinander eingespielt wie in diesem Jahr sonst nur die deutsche Fußball-Nationalelf. Das Schönste: live kommen auch die Songs der jüngeren Frevert-Platten etwas rauher und gitarrenlastiger daher, was ihnen extrem gut bekommt. Ob neue Meisterwerke wie „Muscheln“ oder alte Gassenhauer wie „Seltsam öffne mich“ und „Doppelgänger“ – was für ein Glück, dass es Niels Frevert gibt.

Siehe auch:
Lieblingskonzerte 2013, 2012, 2011, 2010, 2009.

Mein 2014: Lieblingsalben

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10 Brothers Keeper – Todd Meadows
Bei diesem Album drückt man auf Play und fühlt sich sofort „wie zuhause“. Das Trio Scott Rednor, Michael Jude und John Michel ist an sich schon ’ne Ansage: drei gestandene Musiker, die es nach Jahren des Tourens und Backing-Band-für-andere-seins nach Colorado verschlagen hat. Wenn dann aber noch Jono Manson und John Popper dazukommen und mit den dreien ein Album schreiben und aufnehmen, hat man im Handumdrehen DAS Rootsrock-Projekt des Jahres mit gleich fünf bemerkenswerten Frontmännern und – welche Seltenheit – nicht einem einzigen miesen Song.

9 Royal Blood – Royal Blood
Ich glaube, der Erfolg ist den beiden Jungs von Royal Blood selber ein wenig suspekt. Das Bass-und-Drums-sonst-nix-Duo aus England war in diesem Jahr Nummer 1 der britischen Charts und wird im nächsten Jahr diverse Festivals headlinen. Doch in der Tat hat in diesem Jahr nichts härter gegroovt als das Debütalbum der beiden. Songs wie „Out Of The Black“, „Little Monster“ und „Figure It Out“ sind mächtige Hits, und dieser auf’s Wesentliche konzentrierte, harte Sound von Royal Blood ist ein stolzes und gelungenes Statement gegen den auch 2014 in den Charts allgegenwärtigen überproduzierten Bubblegum-Schlager-Pop.

8 Stoppok – Popschutz
Nie und nimmer hätte ich geglaubt, dass es mal eine Stoppok-Platte in meine Jahresbestenliste schafft: so sehr ich seine Konzerte auch liebe, seine Alben waren schon oft zwiespältige Angelegenheiten. Freilich, mindestens eine Handvoll Hammersongs gab’s eigentlich immer, aber halt meistens auch ein paar Stücke, die mir entweder egal oder aber deutlich zu cheesy waren. Nicht so auf „Popschutz“. Hier ist wirklich jeder Track gelungen, die Platte hat einen ganz eigenen, eigenständigen Gesamtsound und Stoppoks aktuelle Band (u.a. mit Keyboarder und Gitarrist Sebel und Schlagzeuger Wally Ingram) ist schlichtweg ein Traum.

7 The New Basement Tapes – Lost On The River
Schon die Geschichte hinter den „New Basement Tapes“ ist toll: Starproduzent bekommt bislang unveröffentlichte Songtexte von Bob Dylan zur Verfügung gestellt, trommelt ein halbes Dutzend Weltklasse-Songwriter zusammen und lässt diese innerhalb von zwei Wochen neue Songs zu den Texten schreiben und aufnehmen. Tatsächlich übertrifft das Resultat die Geschichte noch einmal. Was Jim James, Rhiannon Giddens, Marcus Mumford, Taylor Goldsmith und Elvis Costello da unter der Leitung von T-Bone Burnett aus den 47 Jahre alten Dylan-Lyrics gemacht haben, ist fantastisch und hat das Zeug zum Klassiker.

http://youtu.be/7MwOarNpBcw

6 Malky – Soon
Zwei bestens vernetzte Musiker aus dem Raum Mannheim (u.a. gearbeitet als Backingsänger und Songschreiber für Max Herre und Xavier Naidoo) „flüchten“ nach Leipzig, um hier in aller Ruhe und ohne Druck an einer eigenen Platte zu arbeiten. Schnell sprach sich rum, dass Malky live absolut sehenswert sind, und im Sommer 2014 war dann endlich „Soon“ fertig: ein Album zwischen Pop und Soul, zwischen Moderne und Retro-Sounds, das bundesweit für Aufsehen gesorgt hat. Bindeglied zwischen all den verschiedenen Klängen, Einfällen, Samples und Versatzstücken ist die Stimme von Daniel Stoyanov – ein Naturereignis.

5 Sinéad O’Connor – I’m Not Bossy I’m The Boss
Recht überraschend legte Sinéad O’Connor schon in diesem Jahr ein frisches Album vor. „Bossy“ ist der Nachfolger zu „How About I Be Me (And You Be You)“ von 2012 und – und das ist die eigentliche Überraschung – übertrifft diesen Vorgänger noch einmal um Längen. Wurde die Platte von vor zwei Jahren als Rückkehr zur Topform der Sängerin gefeiert, so ist die diesjährige Veröffentlichung nicht weniger als ein Triumph in Sachen Songwriting und Performance. Selten klang Sinéad klarer, selbstbewusster und zwingender als auf „I’m Not Bossy I’m The Boss“.

4 Blake Mills – Heigh Ho
US-Weltklassemusiker liegen dem kalifornischen Gitarristen und Songschreiber seit Jahren zu Füßen, Mills ist gefragter Sessionmusiker und Produzent. „Heigh Ho“ ist sein zweites Soloalbum und beweist eindrucksvoll, warum er so ein hohes Ansehen genießt. Klar, die Songs sind über jeden Zweifel erhaben, die Performances sowieso. Was diese Platte so besonders macht, sind die ungewöhnlichen Arrangements, die den Hörer herausfordern und fordern, aber eben auch überraschen und begeistern.

3 Damien Rice – My Favorite Faded Fantasy
Acht Jahre hat sich Damien Rice für sein drittes Album Zeit gelassen. „O“ und „9“, die Vorgänger, fand ich nett und interessant und so, sie hauten mich aber nie vom Hocker. Völlig anders war das in diesem Jahr bei „My Favorite Faded Fantasy“: vom ersten bis zum letzten Ton packt mich das, was der Ire hier zusammen mit Rick Rubin geschaffen hat. Lieder, deren Melodien sofort im Kopf bleiben, die sich Zeit lassen, um sich zu entwickeln und zu wachsen und die derartig schlau und einfallsreich arrangiert sind, dass man einfach nur applaudieren möchte.

2 Niels Frevert – Das Paradies der gefälschten Dinge
Wie schön, Neues von Niels! Das war mein erster Gedanke, als ich die Ankündigung von „Paradies“ las. Wie bitte, neues Plattenfirma, und dazu der Peter-Fox-Produzent? Waren meine nächsten Gedanken beim Lesen der Presseinfo. Warum sollte es gut sein, dass es Niels Frevert vom liebenswerten Indie Tapete zu Grönland Records, dem gar nicht mal so kleinen Label von Herbert Grönemeyer, zog? Alle Sorgen waren unberechtigt. Was Frevert hier gelungen ist, ist das vielleicht stimmigste Album seiner Solokarriere – opulenter aufgezogen als die letzten beiden Kammerpop-Platten; mit Liedern und Arrangements, die auch an die deutlich rockigeren Zeiten des Ex-Nationalgaleristen erinnern. Daran gibt es nichts, aber auch gar nichts auszusetzen.

1 Conor Oberst – Upside Down Mountain
Während seine Band Bright Eyes im Dornröschenschlaf ruht, kommt Conor Oberst mit seinem dritten Soloalbum um die Ecke. Und das ist derartig schön, unkompliziert, eingängig und reichhaltig, dass es sich mit deutlichem Abstand zu meiner absoluten Lieblingsveröffentlichung des Jahres hochrotiert hat. Conors Musik mag schon mal wütender, lauter oder abgedrehter gewesen sein – auf „Upside Down Mountain“ muss er nichts beweisen, sondern liefert „einfach nur“ einen über jeden Zweifel erhabenen Liederzyklus im Alterative-Country-Gewand ab. Fast schon nebenbei, im Vorbeigehen quasi. Oberst, Du Genie.

http://youtu.be/BmLO5NtzZKU

Siehe auch:
Lieblingsalben 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2006, 2005, 2004.

Noch ist das Singen nicht verboten …

Seit ein paar Wochen ist sie nun endlich draußen, die dritte Platte meiner Band 2zueins! Heiko und ich sind stolz wie Bolle auf das Album namens „Euer Ja sei ein Yeah!“, das irgendwie gitarrenlastiger, aber auch etwas melancholischer ausgefallen ist als seine beiden Vorgänger aus den Jahren 2010 und 2007.

Ein Video gibt’s natürlich auch. Zur Bebilderung des Album-Openers „Singen nicht verboten“ haben wir vier entzückenden jungen Menschen erlaubt, uns mal nach Herzenslust so richtig zu verunstalten. Bitteschön:

2zueins! – Singen nicht verboten (Youtube)

Das Album „Euer Ja sei ein Yeah!“ gibt’s u.a. bei iTunes, Google Play, Amazon MP3 oder bei Spotify. Besonders schick geraten ist die CD-Version im Digipack mit 16-seitigem Songbook. Die CD ist derzeit exklusiv über unsere Bandseite zu haben.

Läuft.

So eine Woche Urlaub sieht von vorne ja immer enorm vielversprechend aus: sieben Tage Zeit! Um Auszuspannen und um all die tausend Dinge zu machen, auf die man schon seit langem Lust hatte. Diese unendlichen Möglichkeiten! Das Ende vom Lied? Statt Tag für Tag neue Bäume auszureißen, ist man so faul wie eh und je – vielleicht sogar noch ein wenig fauler als sonst – und vollbringt im Urlaub dann doch nur einen Bruchteil von dem, was eigentlich möglich war.

Kurz und gut: meine Urlaubswoche geht grade zu Ende, ab Montag ist wieder Alltag angesagt. Aber statt mich zu grämen über all die Dinge, die ich in den letzten Tagen nicht gemacht habe, finde ich es schöner, die freien Tage versöhnlich ausklingen zu lassen. Statt zu klagen über In-der-freien-Zeit-nicht-Vollbrachtes geb ich deshalb lieber mal ein kurzes Update zu dem, was in den letzten Monaten so alles passiert ist.

Am vergangenen Sonntag haben Heiko und ich ein Video gedreht. Genauer, wir saßen rum und haben alle anderen um uns herum ein Video drehen lassen – vier Kinder, die die Hauptdarsteller des Clips sind, und zwei ausgewiesene Fachmänner, die richtig Ahnung davon haben, wie ein cooles Filmchen auszusehen hat – Benjamin und Maurice. Der Anlass für das Video, das Ihr voraussichtlich im September begutachten könnt? Ist einen weiteren eigenen Absatz wert.

Wir haben unsere Platte endlich fertig! Jawoll, 2zueins! haben es geschafft, ihr drittes Album fertig zu bauen – und wir sind extrem stolz auf das, was wir da in den letzten dreieinhalb Jahren (unglaublich!) zusammengebastelt haben. Die Platte heißt „Euer Ja sei ein Yeah!“, ist natürlich unfassbar super und funky und deep und rockt wie Hulle, kommt im September raus und braucht ein Video, um beworben zu werden – und genau deshalb saßen Heiko und ich am letzten Sonntag in einem muffigen alten Keller in Leipzig rum und haben uns von vier Kindern, nun ja, verschönern lassen. Aber mehr sei noch nicht verraten – wir sind ja selber auf den finalen Clip gespannt, und natürlich darauf, wie die geneigten Hörer denn unser neues Album finden werden. Nach dem 8. September wissen wir’s, dann gibt’s die elf neuen Songs als CD (todschickes Digipack, 16 Seiten Booklet und so – dringende Kauf- und Weiterschenkempfehlung!!!) und Download überall zu kaufen.

Neue Platte, neues Video, und auch sonst jede Menge Termine, Ideen und Projekte: vielleicht gar nicht so schlecht, dass meine zu Ende gehende Urlaubswoche viel fauler war als geplant – jedenfalls hab ich das Gefühl, dass meine Akkus wieder etwas voller sind. Ich freu mich auf das, was da kommt; gelobe, hier wieder ausführlicher darüber zu berichten; und stürze mich nun voller Faulheit in die letzten 24 Stunden meiner Auszeit, bevor ich ihn am Montag wieder gut gelaunt herzen, knuddeln und umarmen werde – den guten alten Kumpel Alltag.