Wie singt Niels Frevert doch gleich? Wenn die Sache dir zu nahe geht / Und dein Herz in Schutt und Asche liegt / Ist da immer noch die Musik: Wie gut, dass ich mich darauf auch in diesem recht anstrengenden Jahr verlassen konnte und einige tolle Konzerte erleben durfte.
Mit der Dave Matthews Band habe ich in Köln in meinen Geburtstag reingefeiert und sie am Tag darauf gleich nochmal in Hannover genossen (und wenig später erneut in Berlin). Bei den Jazz Open in Stuttgart haben uns erst Lawrence und dann The Cat Empire umgehauen – letztere habe ich zum ersten Mal in neuer Besetzung gesehen.
Auch zuhause in Leipzig gab’s wunderbare Abende, etwa bei Dota an der Geyserhaus-Parkbühne, Hannes Wittmer im Naumanns oder Stoppok mit Band im Anker. Der bestmögliche Abschluss dieses Livemusikjahres? Niels Frevert im Columbia Theater in Berlin. Und wenn sie merkt: Du gehst zu nah am Abgrund / Und wenn sie sieht: Du stehst zu dicht an den Klippen / Begleitet sie Dich mit einem Lied / Auf deinen Lippen …
Niels Frevert – Pseudopoesie So flatterhaft wie Flatterband, Achterbahnromanze in einem tristen Heile-Welt-Roman, Pseudopoet, Pseudopoesie
The Cat Empire – Owl One more for this life, one more for the show, one more for the sky and the fire down below. One more for the night where the purple lilacs grow, one more for the dead and one more for the road
David Holmes & Raven Violet – Necessary Genius Dreamers, misfits, radicals, outcasts, outsiders, oddities, revolution, working class, icon, wrote off, segregated, get lost, creators, believers, necessary genius
Blues Traveler – Qualified Your steak ain’t no hipper than my porkchop, your Cadillac ain’t no hipper than my bus stop
Apsilon – Baba Ich fühl sehr viel, wenn ich schweig‘, ich fühl wenig, wenn ich rede. Ich bin auch manchmal allein, komm mir selber in die Quere
Cameron Whitcomb – Shoot Me Dead Should’ve left me at the door, but you let me in. And now your heart is on the floor
Austin Giorgio – You Put A Spell On Me You keep me going in potions and bottles and I can’t escape
LP Giobbi – All I Need And day by day, sweetheart, I find, these are the ties that bind
Gengahr – Red Sun Titans Comin‘ up on the bend, two steps from the edge. Comin‘ up on the bend, two steps over
Jeremias – Egoist Alles bleibt so, wie es ist und das ist gut, doch nichts für mich. Jede Gewohnheit bringt mich um und jede Regel macht mich stumm
Josh Ritter – For Your Soul Will you be worthy and yet unworthy in the same breath and look yourself in the mirror? Will you be righteous and strong by saying when you are wrong and put aside your own fear?
Dogs In A Pile – Say Something Can‘ you see there’s nothing wrong with me or the way I’m loving you
Ben Harper – Love After Love Now I sit and watch myself go insane. It’s a bittersweet freedom, but freedom just the same
Husten – Für immer und ewig Ein Lied will ich schreiben, ein Lied, das uns einfängt in seiner Leuchtfeuermelodie, warmherzig und spleenig. Doch die Notizbuchfragmente, sie fransen aus an den Enden oder prallen gegen Wände und rufen ständig: ich seh’s nicht
Sinéad O’Connor – The Skye Boat Song Sing me a song of a lass that is gone. Say, could that lass be I?
Meine Lieblingslieder 2023 gibt’s hier als Spotify-Playlist.
Was hatte ich im letzten Jahr an dieser Stelle geschieben?
Ich wünsche mir sehr, dass sie bald zurück kommt, die Livemusik. Und dass ich im nächsten Jahr dieser Stelle wieder von wunderbaren Konzertmomenten schwärmen kann.
Das Foto ganz oben zeigt einen Ausschnitt aus meinem Feedreader, aus dem Ordner „Musik-Nachrichten“, Ende Dezember 2021. Eine US-Band nach der anderen cancelt ihre für Silvester geplanten Konzerte. Hier in Deutschland ist schon seit ein paar Wochen wieder weitestgehend Schluss mit Livemusik, die aktuelle Covid-Situation macht ein business as usal für Bands, Künstler*innen, Veranstaltungsagenturen, Bühnenarbeiter*innen u.v.a.m. nach wie vor unmöglich. Bei allem Verständnis für die dringend nötigen pandemieeindämmenden Maßnahmen: für viele Menschen, die im weitesten Sinne in der Unterhaltungsbranche arbeiten, ist die Lage erneut existenzbedrohend geworden.
Was für diese Leute an die Substanz geht, ist für Livemusikfreund*innen wie mich erstmal „nur“ schade: auch in diesem Jahr waren Live-Momente die große Ausnahme für mich, ich konnte nicht annähernd so oft wie „vor Corona“ zu Konzerten gehen, geschweige denn zu Konzerten reisen. Es fehlt mir ungemein, dieses Erlebnis, zusammen mit vielen anderen tollen Menschen beim Musikmachen zuzuschauen. Wie sehr ich das vermisse, spürte ich bei den paar Gelegenheiten, die sich dann doch im zurückliegenden Jahr ergaben:
In dieser herrlich entspannten Sommernacht auf der Koppel in Fraureuth etwa, in der Stoppok für uns aufspielte. Oder Ende August, als Gisbert zu Knyphausen und Kai Schumacher mit ihrem fantastischen „Lass irre Hunde heulen“-Franz-Schubert-Programm auf der Geyserhaus-Parkbühne in Leipzig gastierten. Oder bei diesem inspirierenden Orgelkonzert mit Prof. David Franke im Regensburger Dom.
Na klar, auch in diesem Jahr gab es Livestreams. Die wöchentlichen „Thirsty Thursday Happy Hours“ von Chris Barron haben mich sicher durch den Winter und das Frühjahr gebracht (Chris hat uns über ein gutes Vierteljahr hinweg ohne größere Wiederholungen mit mehr als 100 gespielten Songs einen Ritt durch sein gesamtes Oeuvre geschenkt, das war schon Weltklasse). Auch die wunderbaren Goose-Konzertmitschnitte bei Youtube haben mir das Jahr verschönert. Da waren auch noch Streams von – da isser wieder – Stoppok (sein legendärer Geburtstagslivestream im Februar war äußerst amüsant), Damien Dempsey, Dawes und zuletzt die Abschieds-Show von The Cat Empire. Und doch sind Livekonzerte auf dem Bildschirm für mich kein vollständiger Ersatz für das „echte Erlebnis“.
Bleibt zu hoffen, dass 2022 auch im Blick auf Livemusik besser wird als 2020 und 2021 – insbesondere für die, die in der Livebranche arbeiten und dringend wieder sowas wie Normalität im Job brauchen. Aber auch für Musikfreunde und passionierte Konzergänger*innen wie mich.
10 – Calexico, Leipzig, 6. Juli
Da lag Cumbia in der Luft! Diese Musik mit den kolumbianischen Wurzeln hat es den Calexico-Männern derzeit besonders angetan. Dazu Charmebolzen Joey Burns, der zwischendurch auch schon mal mit den Kindern im Publikum smalltalkt … Ein weiterer stimmungsvoller Abend an der Eutritzscher Parkbühne.
09 – Kettcar, Leipzig, 1. Februar
Zwar hat mich das letzte Album „Ich vs. Wir“ nicht so recht „gekriegt“. Aber wenn Kettcar in deiner Stadt spielen, dann gehst Du da hin. Und wirst nicht enttäuscht! Immer wieder verblüffend, wie viele große Songs dieser Marcus Wiebusch über die Jahre verzapft hat.
08 – The Cat Empire, Leipzig, 4. Juli
Wieder die Parkbühne, zwei Tage vor Calexico. The Cat Empire aus Australien sind mal wieder auf Tour (es war nur ein Jahr Pause, fühlte sich aber an, als hätte ich sie ewig nicht gesehen). Das wird sich wohl nie ändern: TCE-Shows machen zutiefst glücklich und erneuern das Grundvertrauen auf das Gute in den Menschen.
07 – Vocalconsort Leipzig, Leipzig, 26. Januar
Auftakt der „Abendlob“-Musikreihe in der neuen Propsteikirche, an deren Konzeption und Durchführung ich ehrenamtlich mitwirke. Das Vocalconsort Leipzig hat die Premierenbesucher restlos begeistert. In dieser Stadt gedeiht ja so manch gutes Vokalensemble. Dieses hier überzeugt auf ganzer Linie.
06 – Chris Barron, London, 29. Januar
Als Mischung aus Talkshow und Solokonzert war dieser Abend im lauschigen „The Islington“ gedacht – und genau die haben die etwa vierzig Gäste (ausverkauft!) auch bekommen. Chris brilliert in beiden Disziplinen als welt- und wortgewandter Geschichtenerzähler und so wird die Show eine höchst unterhaltsame Rückschau auf 30 Jahre im Rockbusiness.
05 – Faber, Leipzig, 28. September
Klar gefällt sich dieser Julian Pollina in der Rolle des kauzigen Bohemiens, den die Frauen verehren und mit dem die Männer Rotwein saufen wollen. Er füllt sie aber auch klasse aus, hat viel zu erzählen und kann wirklich was. Dann noch diese famose Band um ihn herum – Faber und seine Musik sind ein Erlebnis.
04 – Ben Folds, Berlin, 17. Mai
Wer auch immer die Idee hatte, Ben Folds für ein Konzert in die Berliner Passionskirche zu locken, hatte genau den richtigen Riecher. Folds passte da ganz wunderbar hin und lieferte einen Abend, bei dem nicht nur ich mir abwechselnd Tränchen des Lachens und Tränchen der Rührung aus dem Gesicht wischen musste.
03 – Pinegrove, Berlin, 3. Dezember
Ein hipper Laden auf dem RAW-Gelände. Eine Band, die eigentlich schon im letzten Winter in Berlin spielen wollte, dann aber pausieren musste. Was die Vorfreude und die Erwartungen der aus aller Welt angereisten Fans nur noch erhöhte. Doch Pinegrove liefern in jeder Hinsicht und spielen mal eben zwei komplette Alben von vorne bis hinten.
02 – The Tallest Man On Earth, Berlin, 22. September
Dieser kleine drahtige Kerl ganz alleine auf der Bühne des Studios 1 im ehemaligen Berliner Funkhaus in der Nalepastraße: welch surreales Setting! Der Tallest Man On Earth singt, spielt, tanzt, rennt um sein Leben und erhält dafür am Ende völlig zu Recht stehende Ovationen.
01 – Chris Robinson Brotherhood, Hamburg, 2. März
Stell dir vor, Deine Rhythmusgruppe steckt witterungsbedingt auf dem Dubliner Flughafen fest, aber Du willst Deine Hamburg-Show heute Abend einfach nicht absagen. Was tun? Genau, Du machst das Beste draus, spielst ungeprobt eine Art Unplugged-Show in Trio-Besetzung und bescherst Deinen begeisterten Fans einen Abend für die Ewigkeit.
Mit Griffin Goldsmith von Dawes, Reeperbahn Hamburg, 13. September 2013.
10 – Selig, Leipzig, 14. März
Das offizielle Konzert zum „Magma“-Album. Mit der Platte hadere ich, weil sie mir zu gefällig daherkommt und zu glattgelutscht. Live fügten sich die neuen Stücke aber sehr gut ins Gesamtrepertoire ein. Bei weitem nicht das beste Selig-Konzert, das ich jemals gesehen habe, aber ohne Zweifel ein unterhaltsamer Abend.
09 – Spin Doctors, Isernhagen, 12. Oktober
Isernhagen soll stellvertretend für die sieben Spin-Doctors-Konzerte stehen, die in diesem Jahr sehen durfte. Die Touren durch England und Deutschland waren total unterschiedlich, gemein war ihnen, dass die Jungs es an jedem einzelnen Abend schafften, ihr Publikum zu „kriegen“, ob da nun zwanzig Menschen vor der Bühne standen (Augsburg) oder der Laden zum Bersten voll und ausverkauft war (Bristol). Der Gig in Isernhagen war perfekt: tolle Location, feierfreudiges Publikum und eine bestens aufgelegte Lieblingsband. Einer der sieben Abende mit den Doctors stach dennoch hervor, mehr dazu weiter unten.
08 – Charitone, Hamburg, 15. September
Die Hamburger Straßenzeitung Hinz & Kunzt wurde 20 Jahre alt und das feierten Macher, Verkäufer, Förderer und Freunde mit einem bemerkenswerten Open-Air-Konzert im Hamburger Stadtpark. Die NDR Big Band zusammen mit dem Who-Is-Who der Hamburger Popszene. Bernd Begemann moderierte den rotweinseligen Spätsommernachmittag, an dem wir vier schöne Stunden lang eigens für diesen Anlass arrangierten Stücken von und mit Niels Frevert, Boy, Cäthe, Johannes Oerding, Roger Cicero, Pohlmann, Regy Clasen und Stefan Gwildis lauschten.
07 – Jan Garbarek Group, Dresden, 2. November
Mal ganz was anderes. Saxophone-Jazz-Ikone Jan Garbarek und drei Kollegen spielen sphärische, der Welt entrückte Musik. Von den glasklaren, brillianten Tönen des Altsaxophons bis zu den Percussion-Feuerwerken aus Trommeln, Töpfen und Schalen brachte die Garbarek Group hier ihren ganz eigenen Entwurf von Jazz zu Gehör. Zwei Stunden im Alten Schlachthof, die wie im Flug vergingen.
06 – The Cat Empire, Berlin, 4. November
Alle Jahre wieder…: mit einem gelungenem neuen Album im Gepäck beehrten The Cat Empire aus Australien auch in diesem Jahr wieder ausgerechnet in der unwirtlichsten Jahreszeit Mitteleuropa. An einem feucht-kalten, regnerischen Berliner Herbsttag schafften es die Herrschaften einmal mehr, eine restlos ausverkaufte (und damit aus allen Nähten platzende) Location zum Kochen zu bringen. Und mal wieder gehen tausende Menschen mit einem Lächeln auf den Lippen aus dem Konzert und fragen sich: wie machen die das nur, diese Zauberer?
05 – Eels, Berlin, 8. April
Gewiss das schrägste Konzert, das ich in diesem Jahr gesehen habe. Meister E stand der Sinn nach lautem Rock’n’Roll, und lauten Rock’n’Roll hat er geliefert. In Trainingsanzügen, auf Podesten stehend, nach jedem Lied seine Mitmusiker zur Gruppenumarmung nötigend. Der traurige Clown im Vorprogramm, der, begleitet von einer Dame im Affenkostüm, theatralisch Metal-Klassiker ariengleich vortrug? Die Zugabe weit nach Konzertende, nachdem das Tempodrom schon wieder fast leer war? Nur zwei von ganz vielen wunderbaren Merkwürdigkeiten, die diesen Abend zu einem Besonderen gemacht haben.
04 – Joseph Arthur, Leipzig, 6. November
Sie haben mir Leid getan, diese drei Weltklasse-Musiker dort vorne auf der Bühne vom UT Connewitz. Grade mal zwanzig, dreißig Leute waren gekommen, um Joseph Arthur, René Lopez und Bill Dobrow zuzuhören. Dabei war ich vorher fest davon überzeugt, dass das Konzert ausverkauft sein würde. Ich meine … Joseph Arthur!! Was für große Künstler da vorne Musik gemacht haben, zeigte sich daran, dass sie sich von dem viel zu kleinen Publikum nicht beeindrucken ließen und eine sensationelle Show ablieferten.
03 – Gov’t Mule, Torgau, 19. Juli
Na endlich. Seit 1997 bin ich Fan, aber erst jetzt hatte ich Gelegenheit, Gov’t Mule mal live zu erleben. Zwei ausführliche Sets lang zeigten Warren Haynes und Co., warum sie zu den besten Musikern unter dieser Sonne gehören – mit vielen mir damals noch unbekannten Stücken vom neuen Album „Shout“, etlichen Reminiszenzen an Ikonen wie Grateful Dead und einem furiosen Finale mit „War Pigs“, das sogar die raubeinigsten Rocker in diesem an raubeinigen Rockern nicht eben armen Publikum euphorisierte.
02 – Spin Doctors, Leeds, 25. Januar
Aus all den schönen Spins-Shows, die mir in diesem Jahr vergönnt waren, muss diese hier herausgehoben werden. Ein schöner, kleiner, ausverkaufter Club in Leeds. Ein Publikum, das gekommen war, trotz eines für britische Verhältnisse extremen Wintereinbruchs seine Helden zu feiern. Eine Setlist, die mit Überraschungen nicht geizte (Yo Baby!). Eine Band, die mir in den Zugaben einen Song widmete, während ich hinter’m Merch-Stand T-Shirts und CDs bewachte (siehe Videobeweis). Das alles an dem Tag, an dem ich zum allerersten Mal das brandneue Album der Band im Zug von Liverpool nach Leeds anhören konnte. Der perfekte Tag, um Spin Doctors-Fan zu sein.
01 – Dawes, Hamburg, 13. September
Wie stark diese Band mein Jahr geprägt hat, habe ich ja bereits gestern bei den Lieblingsalben 2013 geschrieben. Umso größer war meine Freude, als ich erfuhr, dass Dawes im September zwei Konzerte in Deutschland spielen würden. Mit dem besten Freund gings schließlich nach Hamburg, um dort im legendären Molotow-Club all die großen Songs live zu hören, die mir im Frühjahr und Sommer so ans Herz gewachsen sind. Mein mit Abstand intensivster Livemusik-Moment 2013.
10 – Amarcord, Leipzig, 5. Oktober
Festkonzert zum 20. Jubiläum des Ensembles im Großen Saal des Gewandhauses. Mit einem Querschnitt aus ihrem Repertoire, von Renaissance-Madrigalen bis hin zu einer Uraufführung. Am Ende stehende Ovationen, völlig zu Recht.
9 – Kraftklub, Leipzig, 21. Oktober
Deutschlands Band des Jahres bringt das Haus Auensee zum Überlaufen. Selten ein derart euphorisches und durchgeschwitztes Publikum erlebt. Einfach nur großartig.
8 – Ray’s Guesthouse, Berlin, 24. Mai
MTV-Legende Ray Cokes mit neuer Live-Bühnen-Show im Berliner Postbahnhof. Triggerfinger performen „I Follow Rivers“, kurz bevor es zum Überraschungs-Sommerhit wurde. Außerdem dabei: Fiva und das Phantomorchester, die frisch wiedervereinten Plan B aus Berlin, Me & My Drummer, Admiral Black und Two Trick Pony. Und ein bestens aufgelegter Ray Cokes, natürlich.
7 – Sinéad O’Connor, Berlin, 19. April
Einen Tag, bevor sie einen Nervenzusammenbruch haben sollte, der zur Absage der gesamten Rest-Tour führt, sang Sinéad in Berlin. Verwundbar und aufgekratzt wie immer, sichtlich müder als nur wenige Wochen zuvor in London (siehe unten), aber immer noch in sehr guter Form. Ein bewegender Abend.
6 – Stoppok, Leipzig, 8. Dezember
Stefan Stoppok, ganz alleine im proppevollen Anker. Die vorweihnachtlichen Besuche des Barden im Leipziger Norden haben inzwischen eine gewisse Tradition, aber ganz und gar keine Routine. Stoppok ist in Spiellaune, das Publikum singt eifrig mit und am Ende, wie so oft bei Stoppok, gehen alle glücklich nach Hause.
5 – Wolke, Leipzig, 2. Juni
Gerade mal zwanzig Menschen wollten Wolke in der Moritzbastei sehen. Wenn die restlichen 500.000 Leipziger nur wüssten, was sie verpasst haben! Das Duo stellte die Songs ihres neuen Album „Für immer“ vor und sangen natürlich auch Klassiker wie „Kleine Lichter“. Ich war, ähem, auf Wolke 7.
4 – Selig, Dresden, 19. November
Muss man sich auch erstmal trauen: Selig performen ihr komplettes neues Album „Magma“, obwohl das noch keiner kennt, weil es erst im neuen Jahr kommt. Experiment geglückt: die Fans im ausverkauften Beatpol fraßen der Band aus der Hand, das neue Material hört sich fabelhaft an, und der XXL-Zugabenblock bot dann von „Ist es wichtig“ bis „Schau Schau“ alles, was der Fan sich noch gewünscht hat.
3 – Sinéad O’Connor, London, 10. März
Eines der besten Sinéad-Konzerte, die ich in meinem Leben sehen durfte. Das Publikum lag ihr zu Füßen, die neuen Songs rockten, die Künstlerin selbst war enorm gut gelaunt und legte einen Auftritt für die Ewigkeit hin. Dem euphorischen Publikums-Applaus folgten in den Tagen darauf Lobeshymnen in der britischen Musikpresse.
2 – Spin Doctors, Hamburg, Köln, Berlin, Erfurt, 22.-27. Januar
Wie schon 2011 hatte ich das Glück, die lieben Spin Doctors auf einem Teil ihrer Tour begleiten zu können. Diesmal ging’s durch Deutschland. Und es war surreal gut. Wie ich an „meinem“ ersten Abend das lang ersehnte, seit mehr als einem Jahrzehnt ungespielte „Prey To Bears“ als Zugabe gewidmet bekam. Wie die deutschen Fans die Band gefeiert haben. In Hamburg zum Beispiel. Oder wie selbst das mies besuchte Erfurt-Konzert rockte. Die Docs waren sympathisch wie immer, und für mich war das eine Deutschland-Rundfahrt der ganz besonderen Art. Hoffentlich bald wieder.
1 – The Cat Empire, Berlin, 14. Dezember
Dass die Jahresbestenlisten-Dauergäste The Cat Empire in diesem Jahr Platz 1 einnehmen, überrascht mich selbst ja am meisten. Denn das war ein starkes Konzertjahr, ohne jede Frage. Aber kein Abend war so perfekt wie diese Show in der Columbiahalle. Selbst in den Toiletten tanzten die Menschen verzückt – und trotz restlos gefüllter Halle gab es nicht einen, der nach dem Konzert genervt oder unzufrieden wirkte. Das macht den Australiern so schnell keiner nach. Kann das neues Album und die 2013er Auflage des alljährlichen Berlin-Konzertes kaum erwarten.
10 – Ben Folds, Berlin, 3. März
Folds‘ Album mit Nick Hornby fand ich nur so mittelmäßig, das Konzert dazu dafür umso besser. Mit frischer Band und manisch wie immer rockte er das Berliner Publikum gründlich durch.
9 – Musikalischer Abend, Lviv (Lemberg), Ukraine, 18. Oktober
Skurril und schön zugleich. Im Rahmen einer kirchlichen Konferenz, zu der ich eingeladen wurde, bekamen wir – Gäste aus aller Welt – in einem Lemberger Museum klassische und traditionelle ukrainische Musik zu hören. Hatte vom Rahmen her was von einer Klischee-Kulturveranstaltung, wie sie im Kalten Krieg üblich gewesen sein muss. Die Qualität der Darbietungen wiederum war gigantisch.
8 – Death Cab For Cutie, Berlin, 27. Juni
Das Ticket für diese Show war ein Geburtstagsgeschenk. Zusammen mit dem lieben Schenker ging’s nach Berlin zu einem Konzert einer Band, von der ich nur eine Handvoll Songs kannte. Hat sich aber absolut gelohnt: schönes Konzert, toller Trip in die Hauptstadt. Nochmal Danke, Marcus!
7 – Baru, Werdau, 23. Dezember
Wenn alles so klappt, wie sich das im Baru-Umfeld alle wünschen, dann dürfte 2012 einiges zu hören und zu lesen sein von dieser Band aus Königswalde. Kurz vor Weihnachten durfte ich sie in unserer gemeinsamen Heimat supporten. Und danach das Konzert der vier Herren bestaunen: erstklassige Songs, souveräne Bühnenshow. Wenn Baru demnächst in Eurer Stadt spielen – geht unbedingt hin. Euch erwarten sympathische Menschen, die richtig gute Musik machen.
6 – The Head And The Heart, Berlin, 27. Juni
The Head And The Heart waren die Vorband zu Death Cab For Cutie (siehe Platz 8), verdienen aber unbedingt einen gesonderten Eintrag. Selten einen Support Act erlebt, der mich so gefesselt hat, obwohl ich noch nie irgendwas von ihm gehört hatte. Dabei ist die Musik von The Head And The Hard gar nicht mal so was besonderes (Folkpop, Countryeinschlag, siehe auch Decemberists, Avett Brothers). An diesem Abend jedoch hat sich mich so richtig „gekriegt“.
5 – Chris Barron & Jono Manson, Rom, 16. Januar
Die erste von vielen Reisen im Jahr 2011 führte mich nach Rom. In der Ewigen Stadt erstmals Jono Manson live zu erleben, ihn kennenzulernen und dann auch noch von meinem Lieblingssänger Chris Barron ein „At The Stable“ gewidmet und gesungen zu bekommen – unbezahlbare Momente voller Glück und Euphorie. Roma, ti amo!
4 – The Cat Empire, Berlin, 16. November
Schon wieder ein Cat Empire-Konzert in einer meiner Lieblingskonzerte-Listen. Und sie haben es einmal mehr geschafft, mich und meine Freunde in ihren Bann zu ziehen. Cat-Empire-Shows haben etwas Magisches: spannend von der ersten Note bis zum Schlussakkord. Harry war überragend wie immer, und dass ich mal „Miserere“ live zu hören bekomme, war nur noch das Tüpfelchen auf dem i.
3 – Spin Doctors, England, 15.-19. Mai
Mein Freund David aus Los Angeles und ich tourten eine Woche lang durch England, um die Spin Doctors auf ihrer „20 Jahre Pocket Full Of Kryptonite“-Reise zu erleben. London war der euphorische Auftakt, Manchester und Milton Keynes waren toll, das absolute Highlight aber war für uns der Gig in Leamington Spa. Nachdem wir am Vorabend der Band den Floh ins Ohr gesetzt hatten, doch mal wieder ihren uralten Bluessong „So Bad“ zu spielen, erfragte Sänger Chris Barron wenig später via Facebook bei uns die Lyrics. Schon zum Soundcheck war ich im siebenten Himmel, weil sie tatsächlich „So Bad“ probten. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht wissen, dass wir den Song an diesem Abend tatsächlich in den Zugaben zu hören bekommen würden. Aber bevor ich nun einmal mehr ins Schwärmen gerate, darüber, wie unfassbar freundlich diese Band ist, wie großartig ihre Musik und wie unkompliziert wir als „Spin Doctors Nerds“ dazugehören durften, mache ich besser schnell weiter mit Platz…
2 – Niels Frevert, Leipzig, 10. Dezember
Tatsächlich eine Premiere für mich: zum ersten Mal Niels mit Band erlebt. Dass das gut werden könnte, ahnte ich aufgrund diverser Bootlegs. Es wurde viel besser als „gut“. Niels hat sich da eine klasse Band zusammengebaut, die Setlist ließ fast keine Wünsche offen und hinterher konnten wir noch kurz mit dem Künstler plauschen. Ein Konzert mit Langzeitwirkung – Freverts Performance klingt noch immer in mir nach.
1 – The Avett Brothers, Berlin, 17. August
Mir fallen keine Worte ein, um zu beschreiben, wie gut mir dieses Konzert getan hat. In einer recht turbulenten Phase meines Jahres 2011 war das Konzert der Gebrüder Avett Balsam für Herz und Seele. Und das empfand offenbar nicht nur ich so: selten habe ich bei einem Konzert so viele „gestandene Kerle“ mit feuchten Augen um mich herum gesehen. Was für eine unglaublich gute Liveband, was für tolle Songs.
10 Die Antwort – Stoppok & Worthy …mit Tinte und mit Tränen schreibst Du ihr ein Gedicht, Du zündest eine Kerze an, ein winzig kleines Licht…
9 Song To The Siren – Sinéad O’Connor (Tim Buckley) …I’m as puzzled as a newborn child, I’m as riddled as the tide. Should I stand amid the breakers? Or shall I lie with death my bride…
8 Beer – Jay Bennett …you say I drink too much, you say I think too much, you say I laugh too much when things are really serious…
7 Reasonably Fine – The Cat Empire …but you’re the same as you and I’m the same as me and hopefully we can find ways to let us be reasonably fine…
6 Lantern – Josh Ritter …light and guide me through, hold it high for me, and I’ll do the same for you, hold it high for me…
5 The Dreamer – The Tallest Man On Earth …sometimes the blues is just a passing bird and why can’t that always be…
4 Gone – Chris Barron …I know that there will be a song for every broken heart and soul, I know that there will be a coin to drop in every begging bowl. But me, I’m going down…
3 Fuck You – Cee Lo Green …although there’s pain in my chest I still wish you the best with a Fuck you…
2 With Whom You Belong – Fistful Of Mercy …you find your way to write your song. And come what may, I hope you find friends with whom you belong…
1 The Bear That Wasn’t – Fizzy Good (Make Feel Nice) …just buckle up, don’t look behind, and you’ll be fine…
10 – Dave Matthews Band, Hamburg, 16. Februar
Das Auftaktkonzert der DMB-Europatour 2010 war sicherlich keines für die Ewigkeit, weder von der Setlist noch vom Sound oder der Performance her. Aber wir hatten eine großartige Zeit in der Hansestadt, und selbst ein mittelmäßiges Dave-Konzert ist besser als das meiste, was man sonst so zu sehen bekommt.
9 – Get Well Soon, Leipzig, 3. März
Ziemlich artsy, das ganze. Mit großer Videoprojektion, ganz wichtiger, großer Pose und so. Aber dennoch hat mich diese Band hervorragend unterhalten und für zwei Stunden in ihren Bann gezogen.
8 – Götz Alsmann & Band, Leipzig, 14. Oktober
Götzimausi wirkte im ersten Teil seiner Show doch ziemlich routiniert und ein wenig kaputtgetourt. Das zweite Set jedoch war sensationell, die Zugaben nicht von dieser Welt und ein locker aus drei Generationen bestehendes Gewandhauspublikum war am Ende außer Rand und Band.
7 – Unbekannter Sänger, Bangkok, 30. August
Wir saßen in irgendeiner Rooftop-Bar in Bangkok, und irgendein Thai-Musiker würde schon das übliche Set mit mäßigen Coverversionen von „Hotel California“ und „House Of The Rising Sun“ abgniedeln. Dachten wir. Was wir – kurz vor dem Rückflug nach Deutschland – zu hören bekamen, war ein brillianter junger Mann, der den Groove mit Löffeln gefressen hatte und uns mit Howie Day, Joseph Arthur, Jason Mraz und Dave Matthews begeisterte. Das einzig wirklich mittelmäßige an diesem Abend war der Gin Tonic.
6 – Alberta Cross, Berlin, 17. Februar
Die Band, die mein Fast-Lieblingsalbum 2009 verzapfte, durfte ich gleich zwei Mal sehen in diesem Jahr, wieder als Vorband für Dave Matthews. Das Set, das die AC-Jungs in Berlin hingelegt hatten, unterschied sich nur unwesentlich von dem am Vortag. Das Hauptstadt-Publikum war der Vorband gegenüber jedoch wesentlich aufgeschlossener als das in Hamburg. Gitarrenwände wie eine Naturgewalt, darüber dieser erhabene Gesang – immer wieder toll. Ich hoffe daher sehr auf ein neues Alberta-Cross-Album und wünsche mir einen weiteren großen Wurf.
5 – Dave Matthews Band, Berlin, 17. Februar
Bleiben wir gleich im Tempodrom, selber Abend, eine Stunde später: DMB mit einem derart beseelten, detailversessenen Set, dass der Unterschied zum Vorabend (siehe Platz 10) kaum hätte größer sein können. Ich stand mit offenem Mund im Zuschauerraum und ließ es einfach geschehen. Und als dann am Ende in einem epischen 12-Minuten-„So Damn Lucky“ auch noch „Thank You (Falletin Me Be Mice Elf Agin)“ eingebaut wurde, war ich mir mal wieder sicher, dass DMB die so ziemlich beste Band der Welt sein muss.
4 – Selig, Leipzig, 17. Dezember
Warum auch immer das Haus Auensee derart mittelprächig gefüllt war – Band und Publikum ließen sich durch die spärlich gefüllten Reihen nicht runterziehen. Im Gegenteil: inzwischen hab ich ja nun schon so einige Selig-Auftritte sehen dürfen. Aber die diesjährige Show war wirklich besonders und zeigte eine vor Spielfreude und Euphorie kaum zu bändigende Band. Still Selig after all these years…
3 – Fettes Brot, Leipzig, 1. Dezember
Mehr als einen halbwegs coolen Abend hab ich gar nicht erwartet, als ich zum Fettes-Brot-Konzert eingeladen wurde. Dass mir das Konzert derart großen Spaß machen würde, hätte ich nie gedacht. Die Brote verfügen über eine erstklassige Band und sind tatsächlich echte Entertainer. Zwei kurzweilige, schweißtreibende Stunden, die ich nicht missen möchte. Im Gegenteil: zu Fettes Brot würde ich jederzeit wieder gehen.
2 – Stoppok & Worthy, Leipzig, 27. November
Die von mir besuchten Stoppok-Konzerte zu zählen, hab ich schon Ende der neunziger Jahre aufgegeben. Umso schöner, dass Stoppok-Shows bis heute zu meinem Leben dazugehören. Das diesjährige war bemerkenswert – im Duo mit Bassist Worthy und in zwei ausladend langen Sets hat der Sänger mal wieder unter Beweis gestellt, dass bei ihm vielleicht nicht jeder Reim ein Volltreffer sein mag, er mit seinem musikalischen Können und Gefühl aber nach wie vor in der Champions League spielt.
1 – The Cat Empire, Berlin, 5. Oktober
Zum dritten Mal The Cat Empire. Zum dritten Mal ein Erlebnis, das in jeder Hinsicht berührt. Wie sich hier leise, filigrane Momente an lautstarke Gefühlsausbrüche reihen; wie hier Rock, Jazz und Funk zu etwas ganz Eigenem verschmelzen; wie viel diese Musik mit mir anrichtet, das in Worte zu fassen ich nicht in der Lage bin! Dieses Konzert war der vielleicht intensivste Augenblick meines an kostbaren Momenten nicht eben armen Musikjahres 2010.
10 Ocean Colour Scene – Saturday
Im 21. Jahr ihres Bestehens lieferten OCS ein ebenso zeitloses wie zeitgemäßes Album ab: große Songs, originelle Arrangements, Melodien, die sofort haften bleiben. Very british, und very good.
9 Strand Of Oaks – Pope Killdragon
Timothy Showalters zweites Album war auf einmal da und ist seither mein ständiger Begleiter. Famos, wie er zwischen Krach-Ausbrüchen und minimalistischem Folk hin- und herwechselt; dazu auch noch diese absurden Texte (alleine schon der Song über Dan Aykroyd!!)… Strand Of Oaks hat mich schon mit „Leave Ruin“ begeistert. „Pope Killdragon“ hat aus mir endgültig einen Fan gemacht.
8 Selig – Von Ewigkeit zu Ewigkeit
Die Workaholics von Selig mussten knapp 18 Monate nach „Und endlich unendlich“ gleich noch ein weiteres neues Album rauskloppen, als gelte es, zehn verlorene Jahre aufzuholen. „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ kommt wesentlich düsterer daher als sein Vorgänger, dreckiger, rauher, unmittelbarer. Mit ein wenig Distanz lässt sich konstatieren: „Ewigkeit“ ist die bessere der beiden Post-Comeback-Platten.
7 Aloe Blacc – Good Things
Verblüffend, wie oft ich diese CD inzwischen gehört habe. Schlicht und einfach geil produzierter Soul-Pop, der mir den langen tristen Herbst verschönert hat.
6 The Bear That Wasn’t – And So It Is Morning Dew
Der Belgier, der sich nach einem alten US-Kinderbuch bzw. -film benannt hat, sorgte für die wohl melancholischste, verspielteste „kleine Folk-Platte“ des Jahres. Ob auf zehnstündigen Flugreisen, bei endlos langen Sommerabenden auf dem heimischen Balkon oder in den miesesten Momenten des Jahres – „And So It Is Morning Dew“ war in diesem Jahr bei mir immer mit dabei.
5 Regina Spektor – Live in London
Die paar unveröffentlichten Songs sind es gar nicht mal, die diese Liveaufnahme so besonders machen. Es ist vielmehr die Perfektion, mit der Regina Spektor jeden Ton trifft, auf dem Klavier wie mit ihrer Stimme. Es ist auch die atemberaubende Bühnenpräsenz dieser gewitzten, leidenschaftlichen, unvergleichlichen Künstlerin. Wahnsinn.
4 The Duke & The King – Long Live The Duke & The King
Die Reise des Herzogs und des Königs geht weiter, und sie wird immer unterhaltsamer. Nach dem eher introvertierten Debüt folgte in diesem Jahr etwas, das man fast schon als Party-Album bezeichnen könnte. Damit meine ich so eine richtig gute Party – also eine, die weder nach Kotze noch nach Möchtegernbohème müffelt.
3 Gisbert zu Knyphausen – Hurra Hurra So Nicht
Was soll ich über Knyphausen denn noch schreiben, was nicht schon geschrieben wäre. Es stimmt: viel besser, als er das mit „Hurra Hurra So Nicht“ gemacht hat, kann man’s echt nicht machen. Weder in deutscher, noch in irgendeiner anderen Sprache.
2 The Cat Empire – Cinema
Dass diese Band von Album zu Album immer stärker wird, grenzt an ein Wunder, wenn man bedenkt, wie grandios schon die ersten Sachen der Australier waren. „Cinema“ kommt langsam, aber gewaltig. Und am Ende dieses hypnotisierend guten Songpakets kann man nur noch den Hut ziehen – vor so viel Scharfsinn, Lebensfreude, Witz und Musikalität.
1 Fistful Of Mercy – As I Call You Down
Gar keine Frage. Gar kein Zweifel. Ganz klare Sache: diese in drei Tagen zusammengeklampfte Wunderplatte ist mein Album des Jahres. Weil ich mich in keiner anderen Musik in diesem Jahr öfter verloren habe, weil mir keine andere Musik derzeit näher geht als diese neun Preziosen der Herren Harper, Arthur und Harrison. Ich bin zutiefst dankbar über den Umstand, dass die drei sich Anfang des Jahres in ein Studio eingesperrt haben – denn mit „As I Call You Down“ ist ihnen ein Meisterwerk gelungen.