Mein 2025: Lieblingslieder

OK Go, Ben Harper, Shalyah Fearing, BEGINNERS – A Good, Good Day At Last
We held our breath and hoped and prayed so long, started forgetting what we’re praying on

Meg Washington – Shangri-La
I keep unfolding like a lotus, I hold reality at bay. I do these drugs to help me focus. Somehow I always float away

Mumford & Sons, Hozier – Rubber Band Man
Steady yourself and your tumbleweed words. Be a street corner preacher or just feed the birds

Anderson East – Chasing You
Cause all I know is I’ve been chasing you through every lifetime we’ve been through and I’m still not tired of chasing you

Counting Crows – Spaceman In Tulsa
Another well-nigh butterfly found on a bus out of town turning into a motherfucking rock n’roll star

Jesse Welles – Red
When the war gets here, we’re gonna get on the level. Everyone will look a little bit nicer when you finally meet the Devil

Bon Iver – There’s A Rhythmn
I could leave behind the snow for a land of palm and gold

Michigander – I’ll Be OK
I’m knocked down and I’m still out so if you see me on the ground, it’s okay but I’m not okay right now

Tom Misch – Old Man
Lately, look in the mirror is hazy. Who is that figure before me? He looks a bit like my old man

Galactic, Irma Thomas – Where I Belong
I still got a love affair with a sound of music in the air

Neal Francis – 150 More Times
I’ve been talking to my therapist, he said that I should cross you off my list. Alright, alright, I’ll try

Spin Doctors – Double Parked
Remind me to tell you why the tub’s full of sharks, but it’s a long story and I’m double-parked

Common Saints – Firebird
Young mind, hold your head up high, you’re on your way. Don’t care for naysayers, they say it anyway

Garish – Tausendmal ja
Eines ist klar: wenn Du tausendmal fragst, sag ich tausendmal, tausendmal Ja

Goose – Give It Time
So take it easy, just begin again. Take a step back from the race that you’ve been running in. It’s the next song coming on the radio just when you need ist. So turn it up and let it go

Meine Lieblingslieder 2025 gibt’s hier als Spotify-Playlist.

Siehe auch:
Lieblingslieder 2024 (Spotify), 2023 (Spotify), 2022 (Spotify), 2021 (Spotify), 2020 (Spotify), 2019 (Spotify), 2018 (Spotify), 2017 (Spotify), 2016 (Spotify), 2015 (Spotify), 2014 (Spotify), 2013 (Spotify), 2012 (Spotify), 2011 (Spotify), 2010 (Spotify),  2009 (Spotify),  2008. Alle Lieblingslieder seit 2008 in einer Playlist: hier.

Mein 2025: Lieblingsalben

10 Amos The Kid – Enough As It Was
Mein Musikjahr 2025 war, rückblickend betrachtet, von vielen alten Bekannten und eher wenigen Neuentdeckungen geprägt. Was ja okay ist. Amos The Kid gehört zu letzteren. „Enough As It Was“ erschien in Amos Nadlersmiths Heimat Kanada schon 2023; das Gand Hotel Van Cleef sorgte jetzt für den Europa-Release, wodurch Künstler und Platte auch auf meinem Radar auftauchten. Wunderbar wunderlicher Rock mit gelegentlichen Country-Einsprengseln.

9 Jan Plewka – Eine Art Soloalbum
Etwa seit der Pandemie werkelte Selig-Sänger Jan Plewka an diesem Projekt; einem Mix aus Tagebuchschnipsel-Patchwork-Lyrics, Gemälden und Musik. Im Kern ist „Eine Art Soloalbum“ eine Sammlung melancholischer Lieder, die bisweilen mehr Chanson als Pop sind und absolut einen Nerv bei mir treffen.

8 Galactic and Irma Thomas – Audience With The Queen
Irma Thomas kam 1941 zur Welt und wird als Soul-Queen von New Orleans verehrt. Schon zuvor hat sie mit den Musikern der Funkband Galactic zusammengearbeitet, nun war es Zeit für eine ganze gemeinsame Platte. Und was für eine! Klassischer Soul (ein wenig Gospel hier, ein wenig Motown da) mit einem modernen Twist, gekrönt von Irmas über jeden Zweifel erhabenen Gesang.

7 My Morning Jacket – is
Nach vier Jahren Studiopause versucht es die Band um Jim James erstmals mit einem externen Produzenten (Brendan O’Brien). Waren die Songs auf dem Vorgängeralbum eher psychedelisch-ausufernd; kommt „is“ komprimiert und auf die Songkerne konzentriert daher. Vermutlich exakt der von My Morning Jacket erhoffte Effekt. Zehn tolle Stücke in kurzweiligen 39 Minuten.

6 Max Pope – Praise Animal
Das Debüt „Counting Sheep“ begeisterte mich 2022 durch den souligen Folkpop, den Max Pope darauf offerierte. „Praise Animal“ klingt anders, macht aber genauso Spaß. Pope macht sich’s musikalisch irgendwo zwischen Portugal. The Man und Arlo Parks gemütlich und ich höre ihm gern dabei zu.

5 Josh Ritter – I Believe In You, My Honeydew
Josh Ritter haut seit Jahren ein gutes Album nach dem nächsten raus. Was ihm offenbar nicht immer leicht fällt: Statt in einer Schreibblockade auszuharren, begann Ritter, Songs an seine Muse zu schreiben – gerichtet also an jene Inspiration, die ihn vermeintlich gerade im Stich ließ. Interessante Methode, die ihn letztlich aus seinem kreativen Loch rauszog und uns zehn herrlich unaufgeregte Lieder beschert hat.

4 Garish – Am Ende wird alles ein Garten
Nicht jeder ist verrückt, ich weiß, doch es sieht so aus. Das ist keine Hand, das ist eine Faust“ – „Schwerelos, wie geht das noch? Komm ich schieß Dich auf den Mond“ – „Es gibt, und ich glaub fest daran, ein Leben nach der Geisterbahn“ …: Die knuffigsten Songtexte des Jahres kamen in diesem Jahr aus dem Burgenland. Garish gelingt schon seit langer Zeit immer wieder grandiose Musik, „Am Ende wird alles ein Garten“ markiert dabei einen neuen Höhepunkt.

3 Spin Doctors – Face Full Of Cake
Die allermeisten hatten für 2025 wohl kein neues Spin Doctors-Album auf ihrer Bingocard. Die eingeschworene Fangemeinde wartet hingegen schon seit drei Jahren sehnsüchtig auf den Release der Platte. Auch mit Neuzugang Jack Daley (seit 2021 am Bass) bleibt die Band ihrem Trademark-Mix aus Rock und Funk treu, altert in Würde und klingt trotzdem frisch. Mein Fanherz ist glücklich – abgesehen davon, dass die Spins seit mehr als zehn Jahren nicht mehr auf Europatour waren.

2 Michigander – Michigander
Der Indiepop von Jason Singer aka Michigander fasziniert mich. Da singt einer unverblümt von seinen Sorgen, Konflikten und Hoffnungen und packt das in zuckersüße Melodien und hymnenartige Refrains. Zehn Jahre im Geschäft, mehrere EPs veröffentlicht, jetzt endlich das Albumdebüt. Diese Songs wurden in Windeseile zu neuen besten Freunden, die ich wieder und wieder und wieder treffen möchte.

1 Goose – Everything Must Go / Chain Yer Dragon
Jawoll, zwei Alben besetzen in diesem Jahr Platz 1 – in dieser Liste wie in meinem Herzen. Goose haben nämlich gleich zwei XXL-Studiowerke rausgehauen, die mich begeistern. „Everything Must Go“ ist dabei die etwas aufpoliertere, kaleidoskopartigere Angelegenheit, während „Chain Yer Dragon“ näher am Livesound der Band ist und durch den Kosmos aus Geschichten, Typen und Mythen besticht, in den Goose ihr Publikum ziehen. Für beide gilt: Das ist musikalisches comfort food im besten Sinne. Jedes Hören ist ein Nachhausekommen und hält selbst nach dem x-ten Durchgang noch Überraschungen und neue Details bereit.

Meine Lieblingsalben 2025 gibt’s hier als Spotify-Playlist.

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Lieblingsalben 2024, 2023, 2022, 2021, 20202019, 2018, 2017, 20162015, 2014, 2013, 20122011201020092008200620052004. Alle Lieblingsalben seit 2015 in dieser Playlist.https://daniel-heinze.de/2024/12/23/mein-2024-lieblingsalben/

Mein 2024: Ein Fazit.

Über bevorstehende Veränderungen habe ich hier vor einem Jahr gemutmaßt. Wie sehr sich Dinge in meinem Leben ändern würden und an welcher Stelle, war mir da natürlich noch nicht klar. Nur wenige Tage später, am 5. Januar, starb mein Vater – nicht gänzlich unerwartet, aber doch überraschend. Gut zehn Jahre nach meiner Mutter.

Ich hätte nie gedacht, wie anders sich das Leben anfühlt, wenn die Eltern gegangen sind. “Waise mit 45 Jahren.“ Das ganze Jahr über hat mich dieser Gedanke beschäftigt, begleitet, umgetrieben. Ja, ich vermisse meinen Vater sehr. Bei aller Traurigkeit wäre es töricht, 2024 als verloren oder schlecht abzustempeln und wegzuheften. Ich bin auch diesmal wieder dankbar für viele schöne Momente mit Freund*innen und der Familie, für berufliche Erfolge und Herausforderungen, für spannende Reisen und jede Menge Musik – was für ein Segen, das schreiben zu dürfen. Und doch war und ist da eine gewisse Schwere, die mir dieses Jahr nicht von der Seite gewichen ist.

Am treffendsten ist es wohl, dieses Jahr als zu viel zu bezeichnen. So gesellen sich zur dankbar-demütigen Rückschau auf 2024 diese Wünsche für 2025: etwas mehr in mir selbst ruhen zu können und Zeit zum Luftholen zu haben.

Hier noch einmal meine Lieblings-Listen 2024 im Überblick:
Lieblingsalben 2024
Lieblingskonzerte 2024
Lieblingslieder 2024

Danke, werte Besucher*innen, für’s Mitlesen, Dabeisein, Begleiten und Beobachten im Jahr 2024 – ich freue mich auf 2025 und viele neue Lieder, Bücher, Reisen, Eindrücke, Momente und Blogeinträge.

Ältere Jahresrückblicke:
2023 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2022 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2021 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2020 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2019 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2018 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2017 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2016 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2015 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2014 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2013 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2012 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2011 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2010 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2009
2008
2006
2005
2004

Mein 2024: Lieblingslieder

Childish Gambino – Lithonia 
Don’t you know that this is the moment you’re watching us throw it away? 

Olive Jones – Nobody Knows 
Voices inside me silent once more, closing my eyes, float with the tide 

W4RHORS3 – Struck By Lightning
Need a sweet kiss of inspiration, it will come, I’m not complaining

Phish – Monsters
The wreckage of the past und the fear of tomorrow haunts my mind, I’m searching for a way to make it all rewind 

Shawn Mendes – Isn’t That Enough
Sweet is the sun, warm is the rain, June is the month, free is the day 

Stoppok – Nicht das was ich brauch 
In deine Seele eingeklinkt halt ich Dich, so lang ich kann und es geht weiter 

Eggy – Come Up Slow 
In the morning you must go, sun please come up slow

The Avett Brothers – We Are Loved
If we are spirit or we are human, crossing the river or harboring change. If we deny it or if we face it, may we embrace it: we are loved

Lawrence – Watcha Want 
Headline reads fine, oh, but at this rate it’s sort of looking like clickbait, deepfake 

The Decemberists – Long White Veil 
I married her. I carried her. On the very same day I buried her

Royel Otis – Merry Mary Marry Me
Dig in this mess, there’s a line that I should keep. It’s drawn out a light I’m yet to see.

Bright Eyes & Cat Power – All Threes 
I was dressed in a costume, a cosplay escape room, this puzzle makes no sense 

The Whips – Emily 
She never learned her lesson but got her degree

Orebolo – Amongster 
Fire burning down at monastery road, why’d you do it lover throwing matches in my home

Medium Build – You Can’t Be Cool Forever 
You can’t be cool forever but you can learn to stay alive

Meine Lieblingslieder 2024 gibt’s hier als Spotify-Playlist.

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Lieblingslieder 2023 (Spotify), 2022 (Spotify), 2021 (Spotify), 2020 (Spotify), 2019 (Spotify), 2018 (Spotify), 2017 (Spotify), 2016 (Spotify), 2015 (Spotify), 2014 (Spotify), 2013 (Spotify), 2012 (Spotify), 2011 (Spotify), 2010 (Spotify),  2009 (Spotify),  2008. Alle Lieblingslieder seit 2008 in einer Playlist: hier.

Mein 2024: Lieblingskonzerte

The Cat Empire, Stuttgart

Wie singt Niels Frevert doch gleich? Wenn die Sache dir zu nahe geht / Und dein Herz in Schutt und Asche liegt / Ist da immer noch die Musik: Wie gut, dass ich mich darauf auch in diesem recht anstrengenden Jahr verlassen konnte und einige tolle Konzerte erleben durfte.

Mit der Dave Matthews Band habe ich in Köln in meinen Geburtstag reingefeiert und sie am Tag darauf gleich nochmal in Hannover genossen (und wenig später erneut in Berlin). Bei den Jazz Open in Stuttgart haben uns erst Lawrence und dann The Cat Empire umgehauen – letztere habe ich zum ersten Mal in neuer Besetzung gesehen.

Auch zuhause in Leipzig gab’s wunderbare Abende, etwa bei Dota an der Geyserhaus-Parkbühne, Hannes Wittmer im Naumanns oder Stoppok mit Band im Anker. Der bestmögliche Abschluss dieses Livemusikjahres? Niels Frevert im Columbia Theater in Berlin. Und wenn sie merkt: Du gehst zu nah am Abgrund / Und wenn sie sieht: Du stehst zu dicht an den Klippen / Begleitet sie Dich mit einem Lied / Auf deinen Lippen …

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Lieblingskonzerte 2023, 2022, 2021, 2020, 2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012201120102009.

Mein 2024: Lieblingsalben

10 Bright Eyes – Five Dice, All Threes 
Selbsthass, Suizidgedanken, die verrinnende Lebenszeit … die Themen, die Conor Oberst auf dem neuen Bright-Eyes-Album verhandelt, sind alles andere als leichte Kost. Manche der Songs sind dafür musikalisch fast schon übertrieben eingängig geraten. Insgesamt ein intensives, schwer verdauliches Werk, dass mich wochenlang beschäftigt hat und mir mit der Zeit ans Herz gewachsen ist. 

9 The Black Crowes – Happiness Bastards 
Völlig anders dagegen die Grundstimmung auf dem Black-Crowes-Comeback. Fünfzehn Jahre nach “Before The Frost … Until The Freeze” gelingt den Gebrüdern Robinson ein unerwartet starkes, druckvolles Album. So sehr ich die halbherzige Reunion mit Hired Guns statt Originalmitgliedern und Debütalbum-Jubiläums-Getoure als Geldmacherei abgetan habe, so sehr muss ich konstatieren: “Happiness Bastards” macht großen Spaß und ist viel besser als erwartet. 

8 Kyshona – Legacy 
Eine Künstlerin auf Reise zu ihren Wurzeln: Für “Legacy” hat sich Kyshona aus Nashville mit einem Genealogen zusammengetan und die Geschichte ihrer Familie bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgt, wo ihre Vorfahren in Sklavenlisten einer Volkszählung von 1860 auftauchen. Fünf Generationen, deren Leben, Denken, Fühlen sich in der Musik dieses Albums widerspiegelt. Beeindruckend, ergreifend, groß. 

7 Orebolo – The Chateau
Was Dave-&-Tim-Shows für Fans der Dave Matthews Band sind, sind Konzerte von Orebolo für Goose-Aficionados: die auf Akustikgitarren reduzierte Essenz dessen, was in den Hauptbands vom “vollen Orchester” dargeboten wird. Nur, dass bei Orebolo noch Goose-Allzweckwaffe Jeff Arevalo das Klangbild um den Kontrabass erweitert. “The Chateau” ist das Studiodebüt des Trios, auf dem sich Stücke aus dem Goose-eigenen Songuniversum (“Rockdale”, “Tumble”) und clevere Cover mischen (“Amongster”, “Christmas Card From A Hooker in Minneapolis”). 

6 Lenny Kravitz – Blue Electric Light
Die letzten paar Lenny-Alben (Raise Vibration, Strut) haben mir zwar ganz gut gefallen, kamen mir aber immer etwas sperrig, unsortiert oder überfrachtet vor. So war es bei den ersten paar Durchläufen auch bei “Blue Electric Light”. Doch die Qualität und Konsistenz dieses Albums offenbart sich erst mit der Zeit. Starke Hooks, hohe Spielfreude, gute Stimmung. So deutlich hat Lenny dem Prince der 1980er Jahre noch nie gehuldigt. Doch die Hommage gelingt und macht tatsächlich mit jedem Hören mehr Spaß. 

5 Medium Build – Country 
Besser spät zur Party dazustoßen als gar nicht: Nicholas Carpenter macht schon seit etwa zehn Jahren tolle Musik, ich habe ihn erst in diesem Jahr für mich entdeckt. “Country” besticht durch gekonntes Songwriting, eine beneidenswerte Treffsicherheit in Sachen Hooks und lakonische Lyrics. Musik zum Laut-Hören. 

4 Dawes – Oh Brother 
Dauergäste in meinen Jahreslisten, ich weiß. Wie den Brüdern Taylor und Griffin Goldsmith die Neuerfindung ihrer Band gelungen ist, beeindruckt mich sehr: Nachdem den beiden 2023 recht überraschend (aber in aller Freundschaft) Bassist und Keyboarder abhanden kamen, gingen sie ins Studio, um neue Musik aufzunehmen, statt in Trübsal zu verfallen. Das Ergebnis ist ein gewohnt starker Songzyklus in einem veränderten Klanggewand – noch nie standen Griffins Drums und Taylors Gitarren derart im Mittelpunkt. Funktioniert! 

3 Hannes Wittmer – Sag es allen Leuten
Den Künstlernamen Spaceman Spiff hat er lange abgelegt, “Sag es allen Leuten” ist die zweite Platte unter seinem bürgerlichen Namen. Hannes Wittmer bezeichnet sie als “das Ende einer Reise” und “ein Album über Festgefahrenheit, Depression, Resilienz und zuletzt übers Loslassen”. Wie er scheinbar ohne Mühe ins Mark treffende Worte und Bilder für vermeintlich schwer zu Beschreibendes aneinanderreiht, ist begnadet. Dass er diese auch noch exzellent performt, macht das Glück für uns Zuhörende perfekt. 

2 Lawrence – Family Business 
Huch, die dritte Geschwisterband in dieser Jahresbilanz! Für Gracie und Clyde Lawrence und ihre Kumpels hätte es dieses Jahr kaum besser laufen können – ausverkaufte Headlineshows in den USA, Auftritte im US-Late-Night-TV, eine umjubelte Europatour und vor allem ein saustarkes viertes Album. Damit ist die Band mit ihrem souligen Pop-Funk endgültig kein Geheimtipp mehr. Gut so. 

1 Bill Ryder-Jones – Iechyd Da
Manchmal kommt Musik genau im richtigen Moment zu einem. So wie “Iechyd Da” im Januar zu mir. In einer Zeit der intensiven Trauer – mein Vater war wenige Tage zuvor verstorben – spendete diese Platte Trost und Ablenkung. Weil die Songs toll sind. Weil Bills Stimme an Mark Oliver Everett erinnert. Weil die Kinderchöre und Streicher für eine geisterhafte, neblige Grundstimmung sorgen. Und wohl auch, weil diese Musik so schwer zu fassen ist und ich gar nicht genau sagen kann, warum sie mir so zu Herzen geht; zum Ende des Jahres noch genauso sehr wie zu Beginn.

Meine Lieblingsalben 2024 gibt’s hier als Spotify-Playlist.

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Lieblingsalben 2023, 2022, 2021, 20202019, 2018, 2017, 20162015, 2014, 2013, 20122011201020092008200620052004. Alle Lieblingsalben seit 2015 in dieser Playlist.

Mein 2023: Ein Fazit.

Well, let them take you for a clown
And they’re bound to bring you down
You got to make it through the world if you can
Well you think they’re doing you wrong,
but you got here on your own
You got to make it through the world if you can


A Period Of Transition nannte der irische Musiker Van Morrison sein siebentes Studioalbum. Es erschien 1977 und fiel bei Fans und Kritikern zunächst durch. Van The Man biedere sich ein wenig zu doll dem Zeitgeist an, moserten die einen. Dem gehen langsam die Ideen aus, maulten die anderen. Er selbst sah die Platte als das, was ihr Titel versprach: eine Momentaufnahme, einen eher flüchtigen Schnappschuss. Knapp fünfzig Jahre später konstatieren Kritik und Fangemeinde: A Period Of Transition ist erstaunlich gut gealtert und hat den Weg geebnet für wenig später folgende Morrison-Großtaten wie Wavelenght und vor allem Into The Music.

Was das alles mit meinem 2023 zu tun hat? Nun, für mich fühlt sich das Jahr, das jetzt Ende geht, wie A Period Of Transition an. Einmal im Wortsinne, weil gerade so viel in Bewegung ist und ich die Welt um mich herum und mich in ihr drin wie in einer Art Dauerveränderungsphase wahrnehme. Gar nicht das schlechteste Gefühl, übrigens; besser, als es sich auf vermeintlichen Gewissheiten und Sicherheiten allzu zu bequem zu machen.

Aber auch mit Blick auf A Period Of Transition, das Musikalbum, sehe ich Parallelen zu 2023. Bescheinigt doch die kritisierende und interpretierende Zunft diesem Jahr, dass es maximal ein mittelmäßiges, eher ein mieses war. Mit Blick auf Kriege und globale Krisen kann man da nur schwer dagegenhalten. Ich wünsche mir dennoch, dass wir mit etwas Abstand (und wenn’s fünfzig Jahre braucht) auch die guten Momente dieses Jahres werden wertschätzen können – denn die gab es eben auch, und nicht zu knapp.

2023 als eine Phase des Übergangs. Keine Ahnung, ob diese Phase 2024 andauern wird oder enden und in etwas Neues, Unerwartetes münden. Optimist, der ich bin und bleibe, freue ich mich auf das, was kommt und lege das alte Jahr erstmal zu den Akten – mit einem gewissen Kopfkratzen, ja. Aber eben auch mit einem Lächeln.

Hier noch einmal meine Lieblings-Listen 2023 im Überblick:
Lieblingsalben 2023
Lieblingskonzerte 2023
Lieblingslieder 2023

Danke, werte Besucher*innen, für’s Mitlesen, Dabeisein, Begleiten und Beobachten im Jahr 2023 – ich freue mich auf 2024 und viele neue Lieder, Bücher, Reisen, Eindrücke, Momente und Blogeinträge.

Ältere Jahresrückblicke:
2022 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2021 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2020 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2019 (Fazit, Alben, Konzerte, Lieder)
2018 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2017 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2016 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2015 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2014 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2013 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2012 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2011 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2010 (FazitAlbenKonzerteLieder)
2009
2008
2006
2005
2004

Mein 2023: Lieblingslieder

Niels Frevert – Pseudopoesie
So flatterhaft wie Flatterband, Achterbahnromanze in einem tristen Heile-Welt-Roman, Pseudopoet, Pseudopoesie

The Cat Empire – Owl
One more for this life, one more for the show, one more for the sky and the fire down below. One more for the night where the purple lilacs grow, one more for the dead and one more for the road

David Holmes & Raven Violet – Necessary Genius
Dreamers, misfits, radicals, outcasts, outsiders, oddities, revolution, working class, icon, wrote off, segregated, get lost, creators, believers, necessary genius

Blues Traveler – Qualified
Your steak ain’t no hipper than my porkchop, your Cadillac ain’t no hipper than my bus stop

Apsilon – Baba
Ich fühl sehr viel, wenn ich schweig‘, ich fühl wenig, wenn ich rede. Ich bin auch manchmal allein, komm mir selber in die Quere

Cameron Whitcomb – Shoot Me Dead
Should’ve left me at the door, but you let me in. And now your heart is on the floor

Austin Giorgio – You Put A Spell On Me
You keep me going in potions and bottles and I can’t escape

LP Giobbi – All I Need
And day by day, sweetheart, I find, these are the ties that bind

Gengahr – Red Sun Titans
Comin‘ up on the bend, two steps from the edge. Comin‘ up on the bend, two steps over

Jeremias – Egoist
Alles bleibt so, wie es ist und das ist gut, doch nichts für mich. Jede Gewohnheit bringt mich um und jede Regel macht mich stumm

Josh Ritter – For Your Soul
Will you be worthy and yet unworthy in the same breath and look yourself in the mirror? Will you be righteous and strong by saying when you are wrong and put aside your own fear?

Dogs In A Pile – Say Something
Can‘ you see there’s nothing wrong with me or the way I’m loving you

Ben Harper – Love After Love
Now I sit and watch myself go insane. It’s a bittersweet freedom, but freedom just the same

Husten – Für immer und ewig
Ein Lied will ich schreiben, ein Lied, das uns einfängt in seiner Leuchtfeuermelodie, warmherzig und spleenig. Doch die Notizbuchfragmente, sie fransen aus an den Enden oder prallen gegen Wände und rufen ständig: ich seh’s nicht

Sinéad O’Connor – The Skye Boat Song
Sing me a song of a lass that is gone. Say, could that lass be I?

Meine Lieblingslieder 2023 gibt’s hier als Spotify-Playlist.

Siehe auch:
Lieblingslieder 2022 (Spotify), 2021 (Spotify), 2020 (Spotify), 2019 (Spotify), 2018 (Spotify), 2017 (Spotify), 2016 (Spotify), 2015 (Spotify), 2014 (Spotify), 2013 (Spotify), 2012 (Spotify), 2011 (Spotify), 2010 (Spotify),  2009 (Spotify),  2008. Alle Jahres-Lieblingslieder seit 2008 in einer Playlist: hier.

Mein 2023: Lieblingskonzerte

Lawrence, Hamburg

Ein gutes Konzertjahr geht zu Ende, von dem mir viel in Erinnerung bleiben wird. Der 2zueins!-Band-Betriebsausflug zu Danny Dziuk ins Neue Schauspiel Leipzig etwa. Und Lawrence in Hamburg – Stimm- und Performancewunder Gracie, Bruder Clyde und die sechs weiteren Bandmates sorgten für die kurzweiligste Show des Jahres.

Ben Harper im Regen in Weimar – und zum Schluss ein Regenbogen bei Amen Omen. Marc Broussards beseelter Auftritt im Colos-Saal in Aschaffenburg! Und Niels Frevert, wie er am Ende eines famosen Konzerts zufrieden von der Bühne der Moritzbastei lächelte.

Schließlich haben Selig auf großer 30-Jahre-Tour in Berlin Halt gemacht und wir waren high, high, high wie in den Neunzigern. Kurz darauf ist dann ein kleiner Traum für mich wahr geworden: im November waren Goose erstmals auf Europatour und ich war in Paris und Köln dabei – es wurden die intensivsten Livemusikmomente 2023.

Siehe auch:
Lieblingskonzerte 2022, 2021, 2020, 2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012201120102009.

Mein 2023: Lieblingsalben

10 Arlo Parks – My Soft Machine
Pop im allerbesten Sinne ist Arlo Parks auf ihrem zweiten Album gelungen: mühelos springt die Londonerin zwischen den Genres hin und her, da hört man Neo-Soul und klassischen R’n’B genauso wie Folk- und Indierock-Anleihen. Eine Vielfalt, die jedoch nie beliebig oder ziellos wirkt. Standout Tracks: I’m Sorry, Devotion, Pegasus

9 Felix Kramer – Oh wie schön das Leben is
Der Titelsong dieser Platte war mein liebstes Lied 2022, nun also das Album. Es steckt voller präziser Allagsbeobachtungen, origineller Gefühlsbeschreibungen und subtiler musikalischer Zitate. Zum Niederknien. Standout Tracks: Ich bleib sitzen, Donau, Er sagt, dass er sich bemüht

8 Dave Matthews Band – Walk Around The Moon
Nach fünf Jahren Studiopause eine Songsammlung, bei der die Hälfte der Tracks Zweieinhalbminuter sind – und das bei einer Band, die für ihre XXL-Liveperformances bekannt ist? Hätte schief gehen können, ist es aber nicht. Die Konzentration aufs Wesentliche funktioniert, entstanden ist eine Art DMB-Destillat. Standout Tracks: It Could Happen, All You Wanted Was Tomorrow, Monsters

7 Ren – Sick Boi
Der „Bard of Brighton“ ist meine musikalische Entdeckung des Jahres: Ren rappt, singt, spielt Klavier und Gitarre. Vor allem aber erzählt er Geschichten. Diese Songs nebenbei zu hören, ist mir unmöglich; Rens Performances erfordern volle Aufmerksamkeit. Lieder wie Spielfilme – meisterhaft. Standout Tracks: Money Game, Pt. 3, What You Want, Loco

6 Blues Traveler – Traveler’s Soul
Popper, zum Ersten: Einmal mehr geht der Blues Traveler auf musikalische Wurzelreise. Huldigte die Band vor zwei Jahren dem Blues, knöpft sie sich diesmal Soul-Klassiker vor. Und liefert ab – BT-Album Nummer 15 besticht einmal mehr durch Spielfreude und Lässigkeit. Standout Tracks: Qualified, Last Train, Just Kissed My Baby

5 Josh Ritter – Spectral Lines
Vor zwei Jahren verstarb Josh Ritters Mutter. Spectral Lines ist tief von diesem einschneidenden Moment geprägt. Ein sonderbar schwebendes, nachdenkliches, verschrobenes Album voller großer Songs. Standout Tracks: Horse No Rider, Whatever Burns Will Burn, In Fields

4 Niels Frevert – Pseudopoesie
Spannende Kombi: Niels Frevert macht gemeinsame Sache mit Tim Tautorat, der zuletzt für und mit Faber, Jeremias und Betterov produzierte. Tautorats moderner, dichter Pop-Sound passt verblüffend gut zu Freverts Poesie, an der auch diesmal ganz und gar nix „pseudo“ ist. Standout Tracks: Pseudopoesie, Waschbeckenrand, Ende 17

3 Jenny Owen Youngs – Avalanche
Wieso bin ich eigentlich nicht schon viel früher auf Jenny Owen Youngs gestoßen? Die Frau macht seit fast 20 Jahren tolle Musik, das letzte Album ist mal eben elf Jahre her. Nun also Avalanche: starke, intensive Songs, mit Leichtigkeit und einer gewissen Beiläufigkeit performt. Standout Tracks: Avalanche, Knife Went In, Salt

2 Ben Harper – Wide Open Light
Kein Jahr ist das hochpolitische, laute „Bloodline Maintenance“ alt, da legt Ben Harper bereits nach. Mit einer Sammlung intimer, minimalistisch arrangierter Songs, darunter auch Livemitschnitte. Klingt nach Kraut und Rüben und Compilation, ist aber aus einem Guss – betörend schön. Standout Tracks: Trying Not To Fall In Love With You, One More Change, Love After Love

1 John Popper & Jono Manson – Bootlegger Days!!
Popper, zum Zweiten: Gemeinsam mit Mentor und Wegbegleiter Jono Manson hat der Blues Traveler-Frontmann während der Corona-Quarantäne eine Art Konzeptalbum eingespielt. Die beiden erzählen in zwölf Songs lose miteinander verwobene Storys aus dem Leben eines Schmugglers in der Prohbitionszeit. Blues, Americana, Rock – die musikalischen Mittel mögen nicht originell sein. Doch was und wie die beiden alten Freunde hier abliefern, ist einfach verdammt gut. Standout Tracks: Cabin Fever, Your Crazy, When The Morning Comes

Meine zehn Lieblingsalben 2023 gibt’s hier als Spotify-Playlist.

Siehe auch:
Lieblingsalben 2022, 2021, 20202019, 2018, 2017, 20162015, 2014, 201320122011201020092008200620052004.