… stand ich auf den Gleisen des alten, verlassenen Bahnhofs von Leipzig-Plagwitz, um mit einer Freundin das Coverfoto für mein Album „Gewinner“ zu knipsen. Das weiß ich deswegen noch so genau, weil ich am gleichen Tag abends zu einer Party eingeladen war. Auf der erreichte mich dann per Anruf die Nachricht, dass Johannes Paul der II. gestorben sei – weswegen ich sofort die Feier verließ und in den Sender fuhr, um die Kirchensendungen der kommenden Stunden und Tage zu aktualisieren.
Daran werde ich wohl immer denken, wenn ich mir das Cover von „Gewinner“ anschaue: wie ich da so (um einige Jahre jünger und diverse Kilo leichter) in die Plagwitzer Sonne blinzle … Die Platte erschien wenige Wochen später in einer Auflage von 200 Stück und ist lange vergriffen. Dieser Mitschnitt eines kleinen Konzertes war damals sowas wie eine Werkschau – mit Erinnerungen an meine erste Band s.m.h., mit Songs des Projektes dunkelblau, in dem ich mit Matthi Frommann ein Popalbum aufgenommen hatte, aber vor allem mit ganz vielen Liedern, die ich in den Jahren zuvor geschrieben hatte, aber nirgendwo veröffentlichen konnte.
Zehn Jahre also.
Und weil ich beim Hören dieser Aufnahme immer noch freudig grinsen muss (z.B. ob der Verspieler, der bisweilen seltsamen Ansagen und der spontanen Backing-Chöre des erlesenen Publikums) und da ohne diese Platte vermutlich nie 2zueins! entstanden wäre, dachte ich so bei mir: ‚das Album musste noch mal rauskramen und mit der Welt teilen‘.
Nun denn … „Gewinner (live)“ kann man ab sofort bei iTunes, CD Baby, Google Play, Amazon MP3 und in vielen anderen Stores runterladen oder auch bei Diensten wie Spotify streamen – ich wünsche gute Unterhaltung!
Seit ein paar Wochen ist sie nun endlich draußen, die dritte Platte meiner Band 2zueins! Heiko und ich sind stolz wie Bolle auf das Album namens „Euer Ja sei ein Yeah!“, das irgendwie gitarrenlastiger, aber auch etwas melancholischer ausgefallen ist als seine beiden Vorgänger aus den Jahren 2010 und 2007.
Ein Video gibt’s natürlich auch. Zur Bebilderung des Album-Openers „Singen nicht verboten“ haben wir vier entzückenden jungen Menschen erlaubt, uns mal nach Herzenslust so richtig zu verunstalten. Bitteschön:
Das Album „Euer Ja sei ein Yeah!“ gibt’s u.a. bei iTunes, Google Play, Amazon MP3 oder bei Spotify. Besonders schick geraten ist die CD-Version im Digipack mit 16-seitigem Songbook. Die CD ist derzeit exklusiv über unsere Bandseite zu haben.
Anfang des Jahres stellten Guido (Mastermind, Erfinder und CEO von heldenstadt.de) und ich (seit 2010 sein treuer DienerMitblogger dort) eher zufällig fest, dass wir beide mächtig Bock auf‘s Podcasten hätten. Warum also nicht einen heldenstadt-Podcast ins Leben rufen? Es einfach mal ausprobieren?
Man höre und staune: was wir da testhalber in einer Pilotfolge zusammengeplaudert hatten, schien sogar einigen Menschen zu gefallen. Vor ein paar Tagen ist nun schon die sechste Ausgabe online gegangen – wir unterhalten uns über die Leipziger Buchmesse 2014. Wer in unsere bisherigen Machwerke reinhören mag, findet sie gesammelt an dieser Stelle oder kann sie bei iTunes oder via RSS abonnieren.
Mir ist bewusst, dass Podcasts hierzulande ein Nischendasein führen. Persönlich empfinde ich das zeitsouveräne Hören spannender Podcasts über’s Smartphone schon seit vielen Jahren als echten Segen – und bin den Machern von All Songs Considered, hr2 Der Tag, Was mit Medien, WRINT, Wir müssen reden, Theo.Logik, Küchenradio und all „meiner“ anderen Podcasts dankbar für unzählige lehrreiche, lustige, unterhaltsame, informative Stunden.
Und natürlich hoffe ich, dass unser kleiner Leipzig-Podcast im Laufe der Zeit sein kleines, aber gewiss erlesenes Stammpublikum finden wird.
Im Bistum Dresden-Meißen läuft gerade ein pastoraler Erkundungsprozess an. Die Fragestellung: wie kann, sollte, muss sie aussehen, die katholische Kirche der Zukunft in Sachsen und Ostthüringen? Die Gemeinden des Leipziger Nordens haben mich gebeten, diesen Prozess als Moderator zu begleiten. So sehr ich vor dieser Aufgabe Respekt habe, so sehr freue ich mich auf die Zusammenarbeit. Gleich zu Beginn wurde ich für den „Georgsboten“, das Gemeindeblatt der Pfarrei St. Georg in Leipzig-Gohlis, zum Erkundungsprozess befragt. Das Interview veröffentliche ich hier mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Nur über Strukturen reden und die Gleichen bleiben? Pastoraler Erkundungsprozess im Leipziger Norden
Im Oktober 2013 hat unser Bischof alle Gemeinden, Gemeinschaften und Einrichtungen im Bistum Dresden-Meißen zu einem Erkundungsprozess eingeladen, der über die bisherigen Pfarreigrenzen hinausblicken soll. Die Pfarreien Wahren, Gohlis und Wiederitzsch bilden einen sogenannten „Pastoralen Raum“ bzw. eine „Verantwortungsgemeinschaft“, um gemeinsam die aktuelle Situation und die künftigen Herausforderungen unserer Kirche im Leipziger Norden zu erkunden. Mit dem katholischen Kirchenredakteur Daniel Heinze konnte ein Fachmann gewonnen werden, der den Erkundungsprozess in unserem Pastoralen Raum als Moderator begleiten wird. Ihm hat der „Georgsbote“ ein paar Fragen gestellt.
Die Gemeinden unseres Bistums sind von Bischof Dr. Koch aufgerufen zu einem „Pastoralen Erkundungsprozess“. Was kann man sich darunter vorstellen?
Beim Erkundungsprozess geht es darum, in unseren Gemeinden zu schauen, wo es hingehen soll. Wir gucken dabei nicht nur auf uns selber, sondern auch auf die Nachbargemeinden. Wir schauen, wo wir uns verorten, in welcher Welt wir sind. Und dann ziehen wir die Schlüsse daraus.
Der Begriff soll auch zeigen: Es geht uns nicht um eine reine Strukturdebatte. Da kann ich nur Bischof Koch zitieren: „Wenn wir am Ende nur über Strukturen reden und wir bleiben die Gleichen, dann haben wir alles falsch gemacht.“ Der Titel des Hirtenworts des Bischofs zum Erkundungsprozess lautet: „Berufen zur eucharistischen Kirche“. Wir sollen eucharistische Kirche sein, das Geheimnis unseres Glaubens rausgeben. Das ist ja ganz weit weg von der Frage: Wo ist am Sonntag Gottesdienst?
Natürlich haben die Leute Angst, dass es darum geht, wer den Pfarrer behalten darf und wer nicht. Ich finde es gut, dass schon der Name andeutet: Es geht uns eigentlich um mehr als das. Der Begriff impliziert nämlich auch, dass wir noch lange nicht fertig sind, wir müssen erkunden, wie es weitergeht. Und da hat natürlich der Leipziger Norden eine andere Situation als der Leipziger Süden, als die Provinzstädte.
Wie soll der Erkundungsprozess konkret ablaufen?
Der Bischof redet von drei Schritten. Im ersten Schritt sollen wir fragen: Wer sind wir selber? Was können wir gut? Was machen wir? Der zweite Schritt: Wer ist unsere Umwelt? Mit wem kommunizieren wir über uns hinaus? Das meint also Mitchristen in den Nachbargemeinden genauso wie die vielen Nichtchristen. Und das dritte ist: Was ist zu tun?
Es gab bereits ein Treffen mit den Hauptamtlichen sowie Vertretern der Pfarrgemeinderäte unserer drei Pfarreien. In Wahren und Gohlis gab es dazu Vorgespräche im Pfarrgemeinderat, in Wiederitzsch gab es ein Gemeindeforum dazu. Im Februar sitzen die drei Pfarrgemeinderäte zusammen, im April gibt es einen „Runden Tisch“ mit Vertretern aller kirchlichen Orte. Und dann kommt noch im ersten Halbjahr die Dresdner Abordnung und redet mit uns. Da kommt aber nicht nur der Bischof alleine, sondern mit Pastoralchefin, mit Personalchef, mit Finanzmenschen usw. Am Ende werden dann irgendwann der Bischof und der Generalvikar sagen, so wird sich die Kirche hier aufstellen.
In der Einladung zum Erkundungsprozess schreibt der Bischof, dass es vorerst nicht um strukturelle, personelle, bauliche und finanzielle Konzepte geht – diese werden die Konsequenz sein. Was bedeutet das?
Ich glaube, dass es strukturelle und personelle Veränderungen geben wird, ist etwas, was der Bischof noch nicht mal androhen kann. Das ist Tatsache. Wir werden irgendwann im Bistum die Seelsorger, die Priester, die nicht im Ruhestand sind, an ein paar Händen abzählen können. Das ist eine von mehreren Sachen.
Es ist nicht ziel führend, am Anfang über Strukturen zu reden und zu sagen, es geht nur darum, wie wir es hinkriegen, mit zwei Pfarrern weniger das gleiche machen zu können wie heute. Dann ginge es wirklich nur um Posten und wir haben uns kein bisschen den Leuten geöffnet, die in den Asylbewerberheimen nach Antworten suchen und den vielen Nichtchristen, die auf Kirche überhaupt nicht gut zu sprechen sind. Die personellen Fragen kommen sowieso. Da ist es gut, wenn wir als Bistum gerüstet sind und wissen, wo wir hinmüssen.
Werden wir demnächst zum Gottesdienst nach Wahren fahren müssen?
Gegenfrage: Wäre das so schlimm?
Nein – die Angst muss niemand haben, auch perspektivisch nicht. Gohlis hat natürlich den Vorteil, dass es eine wachsende Gemeinde ist. Wir haben aber auch das große Glück, dass die Dominikaner in Wahren sind und damit hier auch das Bistum entlastet wird. Als jemand, der aus einem strukturärmeren Gebiet kommt, halte ich es schon für Luxus, dass hier nördlich der Georg-Schumann-Straße drei katholische Kirchen sind. Ich finde das gut. Denn die Gemeinden sind auch völlig unterschiedlich geprägt. Jede der Gemeinden hat eine andere Geschichte, eine andere Prägung, auch andere Herausforderungen. Ich finde, wir müssen uns vorerst keine Sorgen um Gottesdienstzeiten machen. Ich glaube, jetzt sind eher solche Fragen dran wie: Wie verhalten wir uns dazu, dass wir in einem absolut säkularen Umfeld sind? Wie stehen wir zu den Fremden, die in unseren Stadtteil kommen und alle lehnen sie ab? Wo ist da die im Evangelium verwurzelte Fremdenfreundlichkeit? Das soll kein Vorwurf sein, aber ich denke, die katholische Kirche im Norden Leipzigs könnte sichtbarer sein. Damit meine ich nicht eine einzelne Gemeinde, damit meine ich mich als Katholik, der im Leipziger Norden lebt. Ich erhoffe mir von dem Erkundungsprozess, dass das auch unser Selbstbewusstsein im missionarischen Sinne aufbaut, dass wir nach außen gehen und sagen: Ja – ich bin Christ, ich bin Katholik, dass wir auch rausgehen und sichtbar werden in der Stadt.
Würden Sie einen Ausblick zu den Ergebnissen des Prozesses wagen? Welche Visionen oder Wünsche haben Sie für die Katholiken im Leipziger Norden?
Ich würde mir wünschen, dass die Idee, mal in Wiederitzsch oder in Wahren in den Gottesdienst zu gehen, nicht völlig absurd erscheint. Ich würde mir wünschen, dass ein Wahrener erkennt, wie schön und prägend die Architektur der Wiederitzscher Kirche ist, dass vielleicht das Kloster in Wahren auch ein Ort ist, der für die Gohliser Gemeinde relevant sein kann, dass der Gemeindesaal in Gohlis auch mal von den Wahrenern mitgenutzt werden kann.
Natürlich kann es sein, dass wir alle einen gemeinsamen Gemeindereferenten haben oder ein gemeinsames Team, was aus drei Priestern besteht, die alle an einem Standort X wohnen und alle drei Standorte bedienen. Das ist alles denkbar. Und ich würde mir wünschen, dass jemand, der sich für Kirche interessiert oder für Glaubensfragen, nicht erst in der Innenstadt die Orientierung suchen muss, sondern in seinem Viertel, in Gohlis oder Eutritzsch, merkt: Stimmt – da ist doch Kirche da. Wenn wir das hinkriegen, sind wir auf dem richtigen Weg. Ganz egal, wie viele Priester wie viele Menschen betreuen müssen oder welches Pfarrhaus wie sanierungsbedürftig ist. Denn diese Probleme wird es weiterhin geben.
Ich wünsche mir auch, dass Ökumene unter den Christen aber auch mit Andersglaubenden und Nichtglaubenden auch im Leipziger Norden funktioniert. Herausforderungen gibt es da viele. Ich nenne nur die Asylbewerberheime und natürlich auch den Moscheebau. Vielleicht schaffen wir das ja. Das ist sicher eine große Vision. Aber wer keine Träume hat ist selber Schuld.
Das Interview führte Hubert Sievert, erschienen ist der Artikel in der Ausgabe 21 (Februar/März 2014) des Georgsboten, die demnächst auch online verfügbar sein wird.
Mit Griffin Goldsmith von Dawes, Reeperbahn Hamburg, 13. September 2013.
10 – Selig, Leipzig, 14. März
Das offizielle Konzert zum „Magma“-Album. Mit der Platte hadere ich, weil sie mir zu gefällig daherkommt und zu glattgelutscht. Live fügten sich die neuen Stücke aber sehr gut ins Gesamtrepertoire ein. Bei weitem nicht das beste Selig-Konzert, das ich jemals gesehen habe, aber ohne Zweifel ein unterhaltsamer Abend.
09 – Spin Doctors, Isernhagen, 12. Oktober
Isernhagen soll stellvertretend für die sieben Spin-Doctors-Konzerte stehen, die in diesem Jahr sehen durfte. Die Touren durch England und Deutschland waren total unterschiedlich, gemein war ihnen, dass die Jungs es an jedem einzelnen Abend schafften, ihr Publikum zu „kriegen“, ob da nun zwanzig Menschen vor der Bühne standen (Augsburg) oder der Laden zum Bersten voll und ausverkauft war (Bristol). Der Gig in Isernhagen war perfekt: tolle Location, feierfreudiges Publikum und eine bestens aufgelegte Lieblingsband. Einer der sieben Abende mit den Doctors stach dennoch hervor, mehr dazu weiter unten.
08 – Charitone, Hamburg, 15. September
Die Hamburger Straßenzeitung Hinz & Kunzt wurde 20 Jahre alt und das feierten Macher, Verkäufer, Förderer und Freunde mit einem bemerkenswerten Open-Air-Konzert im Hamburger Stadtpark. Die NDR Big Band zusammen mit dem Who-Is-Who der Hamburger Popszene. Bernd Begemann moderierte den rotweinseligen Spätsommernachmittag, an dem wir vier schöne Stunden lang eigens für diesen Anlass arrangierten Stücken von und mit Niels Frevert, Boy, Cäthe, Johannes Oerding, Roger Cicero, Pohlmann, Regy Clasen und Stefan Gwildis lauschten.
07 – Jan Garbarek Group, Dresden, 2. November
Mal ganz was anderes. Saxophone-Jazz-Ikone Jan Garbarek und drei Kollegen spielen sphärische, der Welt entrückte Musik. Von den glasklaren, brillianten Tönen des Altsaxophons bis zu den Percussion-Feuerwerken aus Trommeln, Töpfen und Schalen brachte die Garbarek Group hier ihren ganz eigenen Entwurf von Jazz zu Gehör. Zwei Stunden im Alten Schlachthof, die wie im Flug vergingen.
06 – The Cat Empire, Berlin, 4. November
Alle Jahre wieder…: mit einem gelungenem neuen Album im Gepäck beehrten The Cat Empire aus Australien auch in diesem Jahr wieder ausgerechnet in der unwirtlichsten Jahreszeit Mitteleuropa. An einem feucht-kalten, regnerischen Berliner Herbsttag schafften es die Herrschaften einmal mehr, eine restlos ausverkaufte (und damit aus allen Nähten platzende) Location zum Kochen zu bringen. Und mal wieder gehen tausende Menschen mit einem Lächeln auf den Lippen aus dem Konzert und fragen sich: wie machen die das nur, diese Zauberer?
05 – Eels, Berlin, 8. April
Gewiss das schrägste Konzert, das ich in diesem Jahr gesehen habe. Meister E stand der Sinn nach lautem Rock’n’Roll, und lauten Rock’n’Roll hat er geliefert. In Trainingsanzügen, auf Podesten stehend, nach jedem Lied seine Mitmusiker zur Gruppenumarmung nötigend. Der traurige Clown im Vorprogramm, der, begleitet von einer Dame im Affenkostüm, theatralisch Metal-Klassiker ariengleich vortrug? Die Zugabe weit nach Konzertende, nachdem das Tempodrom schon wieder fast leer war? Nur zwei von ganz vielen wunderbaren Merkwürdigkeiten, die diesen Abend zu einem Besonderen gemacht haben.
04 – Joseph Arthur, Leipzig, 6. November
Sie haben mir Leid getan, diese drei Weltklasse-Musiker dort vorne auf der Bühne vom UT Connewitz. Grade mal zwanzig, dreißig Leute waren gekommen, um Joseph Arthur, René Lopez und Bill Dobrow zuzuhören. Dabei war ich vorher fest davon überzeugt, dass das Konzert ausverkauft sein würde. Ich meine … Joseph Arthur!! Was für große Künstler da vorne Musik gemacht haben, zeigte sich daran, dass sie sich von dem viel zu kleinen Publikum nicht beeindrucken ließen und eine sensationelle Show ablieferten.
03 – Gov’t Mule, Torgau, 19. Juli
Na endlich. Seit 1997 bin ich Fan, aber erst jetzt hatte ich Gelegenheit, Gov’t Mule mal live zu erleben. Zwei ausführliche Sets lang zeigten Warren Haynes und Co., warum sie zu den besten Musikern unter dieser Sonne gehören – mit vielen mir damals noch unbekannten Stücken vom neuen Album „Shout“, etlichen Reminiszenzen an Ikonen wie Grateful Dead und einem furiosen Finale mit „War Pigs“, das sogar die raubeinigsten Rocker in diesem an raubeinigen Rockern nicht eben armen Publikum euphorisierte.
02 – Spin Doctors, Leeds, 25. Januar
Aus all den schönen Spins-Shows, die mir in diesem Jahr vergönnt waren, muss diese hier herausgehoben werden. Ein schöner, kleiner, ausverkaufter Club in Leeds. Ein Publikum, das gekommen war, trotz eines für britische Verhältnisse extremen Wintereinbruchs seine Helden zu feiern. Eine Setlist, die mit Überraschungen nicht geizte (Yo Baby!). Eine Band, die mir in den Zugaben einen Song widmete, während ich hinter’m Merch-Stand T-Shirts und CDs bewachte (siehe Videobeweis). Das alles an dem Tag, an dem ich zum allerersten Mal das brandneue Album der Band im Zug von Liverpool nach Leeds anhören konnte. Der perfekte Tag, um Spin Doctors-Fan zu sein.
01 – Dawes, Hamburg, 13. September
Wie stark diese Band mein Jahr geprägt hat, habe ich ja bereits gestern bei den Lieblingsalben 2013 geschrieben. Umso größer war meine Freude, als ich erfuhr, dass Dawes im September zwei Konzerte in Deutschland spielen würden. Mit dem besten Freund gings schließlich nach Hamburg, um dort im legendären Molotow-Club all die großen Songs live zu hören, die mir im Frühjahr und Sommer so ans Herz gewachsen sind. Mein mit Abstand intensivster Livemusik-Moment 2013.
Der Protest eskaliert. Unbekannte haben einen Anschlag auf das Gelände verübt, auf der die Moschee gebaut werden soll. Sie spießten Schweineköpfe auf Holzpflöcke.
Wenige Tage nachdem die Lokalmedien von zwei geplanten Flüchtlingsheimen in Thekla und Paunsdorf berichteten, hat sich Leipzig auch schon zur Gegenwehr gerüstet – eine solche Bedrohungslage konstruiert zumindest eine von mehr als 2.000 Personen unterstützte Facebook-Seite.
Drittens: „Zum Anbeten: Der beste Bauzaun in Leipzig“ (weltnest.de)
„Richtig fresh fände ich es, wenn flamat auch noch den Altar designen dürfte. Die fade Fassade der Kirche könnte er ja gleich mit verzieren.
Für das, was da gestern Abend in Gohlis passiert ist, fehlen mir die Worte.
Die Facebook-Kommentare zum geplanten Flüchtlingsheim in Paunsdorf machen mir Angst.
Dass man einen Bauzaun um einen Kirchneubau nicht einfach mal nur schön finden kann, sondern das unbedingt mit allen Kirchen-Klischees und -Witzchen garnieren muss, die einem grade so einfallen, zeugt aber auch nicht gerade von Weltoffenheit.
Mir war es bisher noch nie peinlich, in Leipzig zu leben. Heute ist ein Tag, an dem ich mich fast dafür schäme.
10 – Amarcord, Leipzig, 5. Oktober
Festkonzert zum 20. Jubiläum des Ensembles im Großen Saal des Gewandhauses. Mit einem Querschnitt aus ihrem Repertoire, von Renaissance-Madrigalen bis hin zu einer Uraufführung. Am Ende stehende Ovationen, völlig zu Recht.
9 – Kraftklub, Leipzig, 21. Oktober
Deutschlands Band des Jahres bringt das Haus Auensee zum Überlaufen. Selten ein derart euphorisches und durchgeschwitztes Publikum erlebt. Einfach nur großartig.
8 – Ray’s Guesthouse, Berlin, 24. Mai
MTV-Legende Ray Cokes mit neuer Live-Bühnen-Show im Berliner Postbahnhof. Triggerfinger performen „I Follow Rivers“, kurz bevor es zum Überraschungs-Sommerhit wurde. Außerdem dabei: Fiva und das Phantomorchester, die frisch wiedervereinten Plan B aus Berlin, Me & My Drummer, Admiral Black und Two Trick Pony. Und ein bestens aufgelegter Ray Cokes, natürlich.
7 – Sinéad O’Connor, Berlin, 19. April
Einen Tag, bevor sie einen Nervenzusammenbruch haben sollte, der zur Absage der gesamten Rest-Tour führt, sang Sinéad in Berlin. Verwundbar und aufgekratzt wie immer, sichtlich müder als nur wenige Wochen zuvor in London (siehe unten), aber immer noch in sehr guter Form. Ein bewegender Abend.
6 – Stoppok, Leipzig, 8. Dezember
Stefan Stoppok, ganz alleine im proppevollen Anker. Die vorweihnachtlichen Besuche des Barden im Leipziger Norden haben inzwischen eine gewisse Tradition, aber ganz und gar keine Routine. Stoppok ist in Spiellaune, das Publikum singt eifrig mit und am Ende, wie so oft bei Stoppok, gehen alle glücklich nach Hause.
5 – Wolke, Leipzig, 2. Juni
Gerade mal zwanzig Menschen wollten Wolke in der Moritzbastei sehen. Wenn die restlichen 500.000 Leipziger nur wüssten, was sie verpasst haben! Das Duo stellte die Songs ihres neuen Album „Für immer“ vor und sangen natürlich auch Klassiker wie „Kleine Lichter“. Ich war, ähem, auf Wolke 7.
4 – Selig, Dresden, 19. November
Muss man sich auch erstmal trauen: Selig performen ihr komplettes neues Album „Magma“, obwohl das noch keiner kennt, weil es erst im neuen Jahr kommt. Experiment geglückt: die Fans im ausverkauften Beatpol fraßen der Band aus der Hand, das neue Material hört sich fabelhaft an, und der XXL-Zugabenblock bot dann von „Ist es wichtig“ bis „Schau Schau“ alles, was der Fan sich noch gewünscht hat.
3 – Sinéad O’Connor, London, 10. März
Eines der besten Sinéad-Konzerte, die ich in meinem Leben sehen durfte. Das Publikum lag ihr zu Füßen, die neuen Songs rockten, die Künstlerin selbst war enorm gut gelaunt und legte einen Auftritt für die Ewigkeit hin. Dem euphorischen Publikums-Applaus folgten in den Tagen darauf Lobeshymnen in der britischen Musikpresse.
2 – Spin Doctors, Hamburg, Köln, Berlin, Erfurt, 22.-27. Januar
Wie schon 2011 hatte ich das Glück, die lieben Spin Doctors auf einem Teil ihrer Tour begleiten zu können. Diesmal ging’s durch Deutschland. Und es war surreal gut. Wie ich an „meinem“ ersten Abend das lang ersehnte, seit mehr als einem Jahrzehnt ungespielte „Prey To Bears“ als Zugabe gewidmet bekam. Wie die deutschen Fans die Band gefeiert haben. In Hamburg zum Beispiel. Oder wie selbst das mies besuchte Erfurt-Konzert rockte. Die Docs waren sympathisch wie immer, und für mich war das eine Deutschland-Rundfahrt der ganz besonderen Art. Hoffentlich bald wieder.
1 – The Cat Empire, Berlin, 14. Dezember
Dass die Jahresbestenlisten-Dauergäste The Cat Empire in diesem Jahr Platz 1 einnehmen, überrascht mich selbst ja am meisten. Denn das war ein starkes Konzertjahr, ohne jede Frage. Aber kein Abend war so perfekt wie diese Show in der Columbiahalle. Selbst in den Toiletten tanzten die Menschen verzückt – und trotz restlos gefüllter Halle gab es nicht einen, der nach dem Konzert genervt oder unzufrieden wirkte. Das macht den Australiern so schnell keiner nach. Kann das neues Album und die 2013er Auflage des alljährlichen Berlin-Konzertes kaum erwarten.
Empfehle hiermit einen kleinen neuen Song meiner Band 2zueins!: mit dem in nur zwei Tagen aufgenommenen und abgefilmten Stück “Irgendwo bei Bonn” stellen wir unter anderem unter Beweis, dass wir über bestenfalls durchschnittliche Geographiekenntnisse verfügen – aber immerhin in der Lage sind, leidenschaftlich liebe Menschen zu vermissen, die plötzlich ganz woanders wohnen … Viel Freude mit einem Lied, das mir persönlich ’ne Menge bedeutet.
Das Video zum Song entstand an einem sonnigen Junisonntag im Leipziger Süden:
Im Rahmen des RADIO PSR-Kirchenmagazins „Themen, die Sachsen bewegen“ haben wir uns vor ein paar Wochen mal wieder an eine Schwerpunktsendung getraut. Pünktlich zum Pfingstsonntag ging es bei uns in vier auf zwei Stunden verteilten Beiträgen um das Thema Wunder.
Was bezeichnen die Menschen in Sachsen als „Wunder“? Wie sind die Wundergeschichten in der Bibel zu verstehen? Kann ich in einer aufgeklärten Welt an Wunder glauben? Diese und weitere Fragen haben wir mit dem Leipziger Religionspädagogen Uwe Hahn und vielen netten Antwortgebern aus der Leipziger Innenstadt erörtert – und haben dabei natürlich auch das Pfingstfest nicht ausgespart, an dem Christen ja auch ein Wunder feiern. Wer mag, kann hier gerne mal reinhören in unsere Wunder-Sendung:
RADIO PSR – Themen, die Sachsen bewegen Spezial zu Pfingsten: Wunder gibt es immer wieder? (2012-05-27, 18-20 Uhr)
Vor zwei Wochen sollte ich in der Leipziger Nikolaikirche das Kirchenlied „Ich steh vor Dir mit leeren Händen, Herr“ von Huub Oosterhuis und Lothar Zenetti (deutsche Übertragung) vorstellen. Im Rahmen der Reihe „Musik und Besinnung“ hielt ich zu diesem mir enorm ans Herz gewachsenen Lied als katholischer Gast in der evangelischen Nikolaikirchgemeinde eine Art Laienpredigt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, welche Kontroversen es derzeit in der katholischen Kirche um dieses Stück Musik und seinen Urheber gibt.
Das Lied (und weitere Texte von Oosterhuis) sollen im neuen „Gotteslob“, dem für 2013 geplanten neuen katholischen Gesangbuch, nicht mehr enthalten sein, weil der niederländische Dichter und Theologe in konservativen katholischen Kreisen in Ungnade gefallen ist: der ehemalige Priester und Jesuit ist seit über 30 Jahren verheiratet.
Ein „Gotteslob“ ohne „Ich steh vor Dir mit leeren Händen, Herr“? Eine traurige Vorstellung. Und wenn es stimmt, dass bestimmte Instanzen der Amtskirche Oosterhuis aufgrund seines Privatlebens aus dem überarbeiteten Gesangbuch kicken wollen, dann empfinde ich das als Skandal und Bevormundung der singenden, betenden Gemeinden im ganzen Land.
Wen das Thema „Oosterhuis und das neue Gotteslob“ genauer interessiert, der findet bei musikundtheologie.de jede Menge Hintergründe und Links (und freilich auch einige recht polemische Kommentare, die meines Erachtens aber nur unterstreichen, wie emotional die ganze Geschichte im ‚Kirchenvolk‘ diskutiert wird – und welch Frust entsteht, wenn derartige Entscheidungen in nicht transparenten Gremien und unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprochen werden).
Vielleicht war es ja ganz gut, dass ich von der Debatte um Oosterhuis erst nach meiner kleinen Ansprache erfahren habe – so konnte ich mich voll und ganz dem Inhalt des Liedes widmen, ohne jeden Frust und ohne der Versuchung zu erliegen, im falschen Rahmen tagesaktuelle kirchenpolitische Dinge zu thematisieren. Im Folgenden dokumentiere ich nun meine am 7. März in der Nikolaikirche vorgetragenen Gedanken zu besagtem Lied.