Mein 2023: Lieblingslieder

Niels Frevert – Pseudopoesie
So flatterhaft wie Flatterband, Achterbahnromanze in einem tristen Heile-Welt-Roman, Pseudopoet, Pseudopoesie

The Cat Empire – Owl
One more for this life, one more for the show, one more for the sky and the fire down below. One more for the night where the purple lilacs grow, one more for the dead and one more for the road

David Holmes & Raven Violet – Necessary Genius
Dreamers, misfits, radicals, outcasts, outsiders, oddities, revolution, working class, icon, wrote off, segregated, get lost, creators, believers, necessary genius

Blues Traveler – Qualified
Your steak ain’t no hipper than my porkchop, your Cadillac ain’t no hipper than my bus stop

Apsilon – Baba
Ich fühl sehr viel, wenn ich schweig‘, ich fühl wenig, wenn ich rede. Ich bin auch manchmal allein, komm mir selber in die Quere

Cameron Whitcomb – Shoot Me Dead
Should’ve left me at the door, but you let me in. And now your heart is on the floor

Austin Giorgio – You Put A Spell On Me
You keep me going in potions and bottles and I can’t escape

LP Giobbi – All I Need
And day by day, sweetheart, I find, these are the ties that bind

Gengahr – Red Sun Titans
Comin‘ up on the bend, two steps from the edge. Comin‘ up on the bend, two steps over

Jeremias – Egoist
Alles bleibt so, wie es ist und das ist gut, doch nichts für mich. Jede Gewohnheit bringt mich um und jede Regel macht mich stumm

Josh Ritter – For Your Soul
Will you be worthy and yet unworthy in the same breath and look yourself in the mirror? Will you be righteous and strong by saying when you are wrong and put aside your own fear?

Dogs In A Pile – Say Something
Can‘ you see there’s nothing wrong with me or the way I’m loving you

Ben Harper – Love After Love
Now I sit and watch myself go insane. It’s a bittersweet freedom, but freedom just the same

Husten – Für immer und ewig
Ein Lied will ich schreiben, ein Lied, das uns einfängt in seiner Leuchtfeuermelodie, warmherzig und spleenig. Doch die Notizbuchfragmente, sie fransen aus an den Enden oder prallen gegen Wände und rufen ständig: ich seh’s nicht

Sinéad O’Connor – The Skye Boat Song
Sing me a song of a lass that is gone. Say, could that lass be I?

Meine Lieblingslieder 2023 gibt’s hier als Spotify-Playlist.

Siehe auch:
Lieblingslieder 2022 (Spotify), 2021 (Spotify), 2020 (Spotify), 2019 (Spotify), 2018 (Spotify), 2017 (Spotify), 2016 (Spotify), 2015 (Spotify), 2014 (Spotify), 2013 (Spotify), 2012 (Spotify), 2011 (Spotify), 2010 (Spotify),  2009 (Spotify),  2008. Alle Jahres-Lieblingslieder seit 2008 in einer Playlist: hier.

Reach out and you’ll touch me …

Wer mich auch nur ein wenig kennt, weiß, wie wichtig Sinéad O’Connor für mich war, ist und gewiss immer bleiben wird: sie ist ein unverzichtbarer Teil des Soundtracks meines Lebens. Dass sie nicht mehr lebt, ist immer noch schwer zu fassen und macht mich traurig.

Viel ist in den letzten Wochen und Monaten über diese unglaublich mutige, wunderbare Frau geschrieben worden. Bitte lest sie, die Nachrufe der Musikpresse, die Respektsbekundungen ihrer Kolleg*innen, die persönlichen Abschiede ihrer Wegbegleiter*innen.

Bei all den wichtigen und notwendigen Erinnerungen an Sinéads Leben und Wirken kam mir das Wichtigste bisweilen etwas zu kurz: ihre Musik. Deswegen möchte ich statt vieler Worte eine Playlist mit Euch teilen. Eine Reise an die Ränder ihrer Diskografie – Kollaborationen, Deep Cuts, B-Seiten. Jedes Lied dieser fünfstündigen Reise ist mit einer Erinnerung, einer Geschichte, einem wertvollen Moment in meinem Leben verbunden.

Danke für alles, Sinéad – ruhe in Frieden.

Bob Dylan, der singende Hobo und Pilger

Mal wieder ein wenig Werbung in eigener Sache: für den Podcast Mit Herz und Haltung habe ich mich mit dem Theologieprofessor und Bob-Dylan-Auskenner Knut Wenzel über Dylans Lebenswerk und seine Suche nach Gott unterhalten – kleine Exkurse zu Leonard Cohen, Van Morrison und Sinéad O’Connor inklusive. Hoffentlich interessant für Dylan-Einsteiger und -Fortgeschrittene, hier geht’s zur Folge (gibt’s natürlich auch bei Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts).

Mit Herz und Haltung ist der Podcast aus der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, den ich seit April 2020 als Moderator und Producer begleite.

Mein 2020: Lieblingslieder


10 Phantom Planet – Only One
But I’ve rolled these windows open and it’s you I’m heading for. Cause now I know I need you more than I ever did before

9 Mandy Moore – Tryin‘ My Best, Los Angeles
They say it’s all who you know but I dropped all my names

8 Felix Kramer – Nur die Vorstellung
Aber es reicht schon nur die Vorstellung, dass du genau wie ich gerade ein bissl die Kontrolle verlierst, dass Du Dich eigentlich auch für mich interessierst und grad heimlich auch dasselbe spürst

7 Bright Eyes – Mariana Trench
The closing bell death tolls, hear the market crash. A crying trader swears he’ll get out of the game. The cowboy drinks himself to death, fresh out of rehab, while they’re loading all the rifles on the range

6 Sinéad O’Connor – Trouble Of The World
Soon I will be done with the trouble of the world, going home to live with God

5 Troye Sivan – Easy
This house is on fire, burning the tears right off my face. What the hell did we do? Tell me we’ll make it through

4 Matt Berninger – One More Second
Give me one more year to get back on track, give me one more life to win you back

3 Dawes – Me Especially
Why am I still the youngest guy my age, why am I still reading the same page

2 Declan McKenna – Be An Astronaut
Oh, you waste your time. Come waste mine

1 Phish – Everything’s Right
This world, this world, this crazy world I know, it turns, it turns and the long night’s over and the sun’s coming up

Meine zehn Lieblingslieder 2020 gibt’s hier als Spotify-Playlist.

Siehe auch:
Lieblingslieder 2019 (Spotify), 2018 (Spotify), 2017 (Spotify), 2016 (Spotify), 2015 (Spotify), 2014 (Spotify), 2013 (Spotify), 2012 (Spotify), 2011 (Spotify), 2010 (Spotify), 2009 (Spotify), 2008.

Lichtgestalt Sinéad

Hätt‘ ich mir auch nicht träumen lassen… Dass ich mal in einer katholischen Wochenzeitung über meine Begeisterung für Sinéad O’Connor schreiben darf! Der Tag des Herrn hat für sein Advents-Spezial ein paar Leute nach deren „Lichtgestalten“ im Leben befragt. Diese Gelegenheit konnte ich mir doch nicht entgehen lassen. 😉 Bei Interesse: das Spezial gibt’s auf der Seite des TdH als PDF zum Gratisdownload.

Mein 2019: Lieblingskonzerte

10 – George Ezra, Leipzig, 5. Mai
Der Boy aus Bristol ist zum Superstar geworden. Und legt eine abendfüllende, familienkompatible Show hin, die irgendwo zwischen liebenswürdig und kitschig, sympathisch geerdet und dennoch leicht überdimensioniert einzuordnen ist. Am Ende gehen alle glücklich nach Hause und es bleibt die Gewissheit: dieser unheimlich nette George, der kann was.

9 – Cub Sport, Hamburg, 6. Februar
Versponnener Keyboard-Dream-Pop? Eigentlich nicht so meine go-to-Musikfarbe. Aber vielleicht hat mich die Show der australischen Band gerade deshalb so in ihren Bann gezogen. Große Melodien, ganz große Gefühle. Sänger Tim Nelson ist ein Superstar – noch mag das hierzulande nur für die Gay- oder Indie-Szene gelten. Aber es ist gewiss nur eine Frage der Zeit, bis Bühnen und Fanmengen größer werden.

8 – Gisbert zu Knyphausen, Leipzig, 29. Juni
Einer meiner Lieblingssongschreiber auf der Lieblings-Open-Air-Bühne der Stadt – die Voraussetzungen dafür, dass das ein wunderbarer Spätjuniabend werden dürfte, waren ideal. Gisberts Band und er wirkten auf mich eingespielter und harmonischer als zuletzt; die Stimmung bei Musikern wie Publikum war prächtig. So wurde es schließlich der ersehnte harmonisch-melancholische Sommerauftakt für alle Beteiligten.

7 – Christian Kjellvander, Hamburg, 5. Februar
Der umtriebige Schwede kam mit seiner Band in die Hamburger Livemusik-Institution Knust, um sein achtes Album „Wild Hxumans“ zu präsentieren. Eine beeindruckende Angelegenheit: Kjellvanders sonor-geheimnisvoller Gesang erinnert an Lou Reed und Jim Morrison, die Musik ist tempoarm, aber wuchtig. Wintermusik im besten Sinne – und zwar ganz große.

6 – Faber, Leipzig, 26. November
Der Skandalknabe aus der Schweiz wird wohl einer der großen Abräumer 2020. Gleich zwei Mal will er hier das Haus Auensee ausverkaufen, gleich zwei große bundesweite Touren im Frühjahr und Herbst wird es zu seinem zweiten Album geben. Beim Vorab-Gig im lauschigen Naumanns demonstriert Faber, wie er auch in Duo-Besetzung einen Saal zum Ausrasten bringt. Zynischer Songwriter-Pop mit Weltmusikeinschlag – so eine Nische muss man erst mal finden, sich zu eigen machen und besetzen. Faber hat’s geschafft.

5 – Jan Plewka & Marco Schmedtje, Hamburg, 8. Februar
Mein zweites „Behind the Bars“-Konzert der beiden Herren, diesmal in ihrer norddeutschen Heimat. Und die zwei unweit der Reeperbahn zu erleben, wie sie ihre heimelige, herrlich gefühlsduselige „Wir-ziehen-wahllos-Songs-aus-dem-Hut“-Show durchziehen, ist ein ganz besonderes Vergnügen. Wir hören Songs von Rio Reiser, Simon & Garfunkel und eigene Stücke und glauben später, an der Bar, alle gemeinsam wieder etwas mehr an das Gute im Menschen.

4 – Dave Matthews Band, Berlin, 23. März
Nach vier langen Jahren ziehen DMB wieder durch Europa, in diesem Jahr natürlich, um ihr aktuelles Album „Come Tomorrow“ zu promoten und die mit Keyboarder Buddy Strong in veränderter Besetzung aufspielende Band zu präsentieren. Drei Konzerte durfte ich erleben und damit eine Band in Top-Form bewundern. Am eindrücklichsten war die Show in Berlin – was an den 1-A-Sitzplätzen quasi über der Bühne und an der unfassbar großen Spielfreude der Matthewsschen Mannschaft gelegen haben dürfte.

3 – Niels Frevert, Dresden, 17. Oktober
Meine Güte, hat mir Niels Frevert gefehlt! Fünf Jahre hat er sich für’s Album „Putzlicht“ Zeit gelassen. Aus einer musikalischen und persönlichen Krise kommt er gestärkt zurück. Live bedeutet das vor allem: er rockt wie seit Jahr(zehnt?)en nicht mehr. Seine Band ist perfekt aufeinander abgestimmt, die Setlist überzeugt mit einem fairen Mix aus Neuem und Altem. Niels fliegt die Liebe des Publikums nur so zu und er genießt die Ovationen sichtlich. Erstaunlich: das alles funktioniert auch in abgespeckter Trio-Besetzung, wie ich ein paar Wochen später in Leipzig erleben durfte. Schön, dass Du wieder da bist, Niels.

2 – Dawes, Köln, 1. November
Ebenfalls eine kleine Ewigkeit ist es her, dass Dawes für ein paar Shows in Europa waren. Ich habe sie auf der Tour in Berlin und Köln erlebt und stimme all denen zu, die diese vier Herren für einen der stärksten Live-Acts unserer Zeit halten. Großes Songwriting, famose Performance, euphorisches Publikum. Der für mich größte Moment: das epische „Peace In The Valley“ im Kölner Artheater.

1 – Sinéad O’Connor, Berlin, 8. Dezember
Hätte mir jemand Anfang 2019 gesagt, dass ich noch am Ende desselben Jahres Sinéad O’Connor auf einem umjubelten, ausverkauften Konzert in Berlin erleben würde, ich hätte ihm oder ihr wohl einen Vogel gezeigt. Mit größter Sorge nahm ich all die Schlagzeilen der letzten Jahre zur Kenntnis, ihre psychischen Probleme, die Zerwürfnisse mit Freunden und Familie, die Gerüchte über Suizidversuche und und und. Doch tatsächlich: es scheint ihr wieder gut zu gehen. Gestärkt durch eine neue Band, ein neues Management und eine neue spirituelle Heimat (sie ist jetzt Muslima), setzt sie musikalisch dort an, wo sie vor ihrer Zwangspause seit 2015 war – mit einer frenetisch gefeierten Performance, die einen gelungenen Querschnitt durch ihr gesamtes Oevre liefert. Der Unterschied zu „damals“? Heute wirkt Sister Sinéad gelöst und gestärkt. Ihre Stimme ist dabei in Bestform: glasklar, druckvoll, mal markerschütternd, mal engelsgleich, immer magisch.

Siehe auch:
Lieblingskonzerte 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009.

Zu Gast im Leipzig Fernsehen

Neulich war ich zu Gast in Tim Thoelkes Sendung „Tim im Turm“ bei Leipzig Fernsehen. Wir haben über meine neue CD geredet, aber auch übers Radiomachen, die katholische Kirche und meinen Hang zu Künstlern mit Achterbahnkarrieren … Die Sendung könnt Ihr jetzt im LF-Nachtprogramm sowie in der Mediathek des Senders anschauen.

Mein 2016: Lieblingslieder

Stoppok - Operation 17

10 The Avett Brothers – Ain’t No Man
There ain’t nobody here who can cause me pain or raise my fear because I got only love to share. If you’re looking for truth I’m proof you’ll find it there

9 Ove – Wo Du schläfst
In all die Löcher, die Du gräbst, fall ich rein. Da, wo Du schläfst, möcht ich sein

8 The Tallest Man On Earth – Time Of The Blue
Now, is it fear? How does it ring? How does it teach young birds to sing? And riot through the orchestra? When is quiet coming?

7 Yeasayer – I Am Chemistry
My mama told me not to fool with oleander and never handle the deadly quaker buttons again

6 Ansel Elgort – Home Alone
At the end of the night when I turn off the lights and the bullshit fades away, I don’t wanna go home alone

5 Sinéad O’Connor – Trouble Will Soon Be Over
Though my burden may be heavy, my enemies crush me down, someday I’ll rest with Jesus and wear a starry crown

4 Die Höchste Eisenbahn – Erobert & Geklaut
Was ich nicht kenne, muss ich fürchten, es könnte meine Rettung sein. Unter der Wolkendecke ist Platz für alle – nur wenn es regnet, gehen nicht alle rein

3 Jake Bugg – Love, Hope And Misery
They say it comes in threes; love, hope and misery, and the first two have gone and tell me if I’m wrong, I hope that I am and you don’t hate me

2 Dawes – Quitter
Quit wasting my time because pretty soon you’ll find it’s the only thing of value that we own. You’re gonna have to quit everything, until you find one thing you won’t

1 Stoppok – 1 Weg hier raus
Es muss n Weg hier raus geben, raunzt der Teufel, mir wird die Sache hier zu heiss

Meine zehn Lieblingslieder 2016 gibt’s hier als Spotify-Playlist.

Siehe auch:
Lieblingslieder 2015 (Spotify), 2014 (Spotify), 2013 (Spotify), 2012 (Spotify), 2011 (Spotify), 2010 (Spotify), 2009 (Spotify), 2008.

Mein 2014: Lieblingslieder

Damien Rice - My Favorite Faded Fantasy (2014)

10 Hudson Taylor – Battles
Though you may have won the battle, but I’ll take the fight to you. And your flag is on the ground and your bones they rattle, too.

9 Marcus Wiebusch – Der Tag wird kommen
Aber ja, es wird besser und der Tag ist in Sicht. Einer wird es schaffen, aber ich bin es nicht.

8 George Ezra – Get Lonely With Me
Well I don’t need petroleum and I don’t need no power, no I don’t need no fancy boots to get me from town to town.

7 Spaceman Spiff – Mind The Gap
Und alles, was sie uns mitgegeben haben, ist ‚Ausstieg in Fahrtrichtung links‘.

6 Morrissey & Marshall – You Are Who You Are
And your mind’s no use once sedated, so open it up! Let them know that you are who you are and you’re happy. You’re the writer, creator and soul, there’s no one like you.

5 Hozier – Take Me To Church
In the madness and soil of that sad earthly scene, only then I am human only then I am clean.

4 ClickClickDecker – Was kommt wenn nichts kommen will
Zwei linke Augen, wenn sich Strukturen vermischen, gut gemeint oder wirklich: es gibt nichts dazwischen. Wie viel wir vergessen, was wir glauben zu wissen, an den Folgen verzweifeln und immer weniger müssen.

3 Sinéad O’Connor – Your Green Jacket
Even though I know I’m not for you, is it ok to say I really do adore you? And I would give anything to be the one who kisses you.

2 Strand Of Oaks – JM
Either get out or stay in, I won’t let these dark times win: we got your sweet tunes to play.

1 Damien Rice – I Don’t Want To Change You
Wherever you are, you know that I adore you. No matter how far, well, I can go before you. And if ever you need someone, well, not that you need helping, but if ever you want someone, you know that I am willing.

Meine zehn Lieblingslieder 2014 gibt’s hier als Spotify-Playlist.

Siehe auch:
Lieblingslieder 2013 (Spotify), 2012 (Spotify), 2011 (Spotify), 2010 (Spotify), 2009 (Spotify), 2008.

Mein 2014: Lieblingsalben

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10 Brothers Keeper – Todd Meadows
Bei diesem Album drückt man auf Play und fühlt sich sofort „wie zuhause“. Das Trio Scott Rednor, Michael Jude und John Michel ist an sich schon ’ne Ansage: drei gestandene Musiker, die es nach Jahren des Tourens und Backing-Band-für-andere-seins nach Colorado verschlagen hat. Wenn dann aber noch Jono Manson und John Popper dazukommen und mit den dreien ein Album schreiben und aufnehmen, hat man im Handumdrehen DAS Rootsrock-Projekt des Jahres mit gleich fünf bemerkenswerten Frontmännern und – welche Seltenheit – nicht einem einzigen miesen Song.

9 Royal Blood – Royal Blood
Ich glaube, der Erfolg ist den beiden Jungs von Royal Blood selber ein wenig suspekt. Das Bass-und-Drums-sonst-nix-Duo aus England war in diesem Jahr Nummer 1 der britischen Charts und wird im nächsten Jahr diverse Festivals headlinen. Doch in der Tat hat in diesem Jahr nichts härter gegroovt als das Debütalbum der beiden. Songs wie „Out Of The Black“, „Little Monster“ und „Figure It Out“ sind mächtige Hits, und dieser auf’s Wesentliche konzentrierte, harte Sound von Royal Blood ist ein stolzes und gelungenes Statement gegen den auch 2014 in den Charts allgegenwärtigen überproduzierten Bubblegum-Schlager-Pop.

8 Stoppok – Popschutz
Nie und nimmer hätte ich geglaubt, dass es mal eine Stoppok-Platte in meine Jahresbestenliste schafft: so sehr ich seine Konzerte auch liebe, seine Alben waren schon oft zwiespältige Angelegenheiten. Freilich, mindestens eine Handvoll Hammersongs gab’s eigentlich immer, aber halt meistens auch ein paar Stücke, die mir entweder egal oder aber deutlich zu cheesy waren. Nicht so auf „Popschutz“. Hier ist wirklich jeder Track gelungen, die Platte hat einen ganz eigenen, eigenständigen Gesamtsound und Stoppoks aktuelle Band (u.a. mit Keyboarder und Gitarrist Sebel und Schlagzeuger Wally Ingram) ist schlichtweg ein Traum.

7 The New Basement Tapes – Lost On The River
Schon die Geschichte hinter den „New Basement Tapes“ ist toll: Starproduzent bekommt bislang unveröffentlichte Songtexte von Bob Dylan zur Verfügung gestellt, trommelt ein halbes Dutzend Weltklasse-Songwriter zusammen und lässt diese innerhalb von zwei Wochen neue Songs zu den Texten schreiben und aufnehmen. Tatsächlich übertrifft das Resultat die Geschichte noch einmal. Was Jim James, Rhiannon Giddens, Marcus Mumford, Taylor Goldsmith und Elvis Costello da unter der Leitung von T-Bone Burnett aus den 47 Jahre alten Dylan-Lyrics gemacht haben, ist fantastisch und hat das Zeug zum Klassiker.

http://youtu.be/7MwOarNpBcw

6 Malky – Soon
Zwei bestens vernetzte Musiker aus dem Raum Mannheim (u.a. gearbeitet als Backingsänger und Songschreiber für Max Herre und Xavier Naidoo) „flüchten“ nach Leipzig, um hier in aller Ruhe und ohne Druck an einer eigenen Platte zu arbeiten. Schnell sprach sich rum, dass Malky live absolut sehenswert sind, und im Sommer 2014 war dann endlich „Soon“ fertig: ein Album zwischen Pop und Soul, zwischen Moderne und Retro-Sounds, das bundesweit für Aufsehen gesorgt hat. Bindeglied zwischen all den verschiedenen Klängen, Einfällen, Samples und Versatzstücken ist die Stimme von Daniel Stoyanov – ein Naturereignis.

5 Sinéad O’Connor – I’m Not Bossy I’m The Boss
Recht überraschend legte Sinéad O’Connor schon in diesem Jahr ein frisches Album vor. „Bossy“ ist der Nachfolger zu „How About I Be Me (And You Be You)“ von 2012 und – und das ist die eigentliche Überraschung – übertrifft diesen Vorgänger noch einmal um Längen. Wurde die Platte von vor zwei Jahren als Rückkehr zur Topform der Sängerin gefeiert, so ist die diesjährige Veröffentlichung nicht weniger als ein Triumph in Sachen Songwriting und Performance. Selten klang Sinéad klarer, selbstbewusster und zwingender als auf „I’m Not Bossy I’m The Boss“.

4 Blake Mills – Heigh Ho
US-Weltklassemusiker liegen dem kalifornischen Gitarristen und Songschreiber seit Jahren zu Füßen, Mills ist gefragter Sessionmusiker und Produzent. „Heigh Ho“ ist sein zweites Soloalbum und beweist eindrucksvoll, warum er so ein hohes Ansehen genießt. Klar, die Songs sind über jeden Zweifel erhaben, die Performances sowieso. Was diese Platte so besonders macht, sind die ungewöhnlichen Arrangements, die den Hörer herausfordern und fordern, aber eben auch überraschen und begeistern.

3 Damien Rice – My Favorite Faded Fantasy
Acht Jahre hat sich Damien Rice für sein drittes Album Zeit gelassen. „O“ und „9“, die Vorgänger, fand ich nett und interessant und so, sie hauten mich aber nie vom Hocker. Völlig anders war das in diesem Jahr bei „My Favorite Faded Fantasy“: vom ersten bis zum letzten Ton packt mich das, was der Ire hier zusammen mit Rick Rubin geschaffen hat. Lieder, deren Melodien sofort im Kopf bleiben, die sich Zeit lassen, um sich zu entwickeln und zu wachsen und die derartig schlau und einfallsreich arrangiert sind, dass man einfach nur applaudieren möchte.

2 Niels Frevert – Das Paradies der gefälschten Dinge
Wie schön, Neues von Niels! Das war mein erster Gedanke, als ich die Ankündigung von „Paradies“ las. Wie bitte, neues Plattenfirma, und dazu der Peter-Fox-Produzent? Waren meine nächsten Gedanken beim Lesen der Presseinfo. Warum sollte es gut sein, dass es Niels Frevert vom liebenswerten Indie Tapete zu Grönland Records, dem gar nicht mal so kleinen Label von Herbert Grönemeyer, zog? Alle Sorgen waren unberechtigt. Was Frevert hier gelungen ist, ist das vielleicht stimmigste Album seiner Solokarriere – opulenter aufgezogen als die letzten beiden Kammerpop-Platten; mit Liedern und Arrangements, die auch an die deutlich rockigeren Zeiten des Ex-Nationalgaleristen erinnern. Daran gibt es nichts, aber auch gar nichts auszusetzen.

1 Conor Oberst – Upside Down Mountain
Während seine Band Bright Eyes im Dornröschenschlaf ruht, kommt Conor Oberst mit seinem dritten Soloalbum um die Ecke. Und das ist derartig schön, unkompliziert, eingängig und reichhaltig, dass es sich mit deutlichem Abstand zu meiner absoluten Lieblingsveröffentlichung des Jahres hochrotiert hat. Conors Musik mag schon mal wütender, lauter oder abgedrehter gewesen sein – auf „Upside Down Mountain“ muss er nichts beweisen, sondern liefert „einfach nur“ einen über jeden Zweifel erhabenen Liederzyklus im Alterative-Country-Gewand ab. Fast schon nebenbei, im Vorbeigehen quasi. Oberst, Du Genie.

http://youtu.be/BmLO5NtzZKU

Siehe auch:
Lieblingsalben 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2006, 2005, 2004.